Heiße Beute
Handschellen?«
»Das ist ein Problem, das sehe ich auch so.«
»Ich habe Handschellen«, sagte Ranger, und sein Knie berührte dabei mein Knie.
Meine Herzfrequenz lag ungefähr bei zweihundert Schlägen pro Minute. Ich kann nicht behaupten, dass ich der Typ bin, der beim Sex mit Handschellen ans Bett gefesselt werden will, ich gehöre eher zu denen, die das Licht ausmachen und das Beste hoffen. »Ich glaube, ich fange gleich an zu hyperventilieren«, sagte ich. »Wenn ich umkippen sollte, halt einfach eine Papiertüte über meine Nase und meinen Mund.«
»Es wird schon nicht die Welt untergehen, wenn du mit mir schläfst, Babe«, sagte Ranger.
»Es gibt da gewisse Tatsachen.«
Er sah mich neugierig an. »Was für Tatsachen?«
»Na ja, ich meine – Beziehungen?«
»Hast du eine Beziehung?«, fragte Ranger.
»Nein. Hast du eine?«
»Mein Lebensstil lässt eine Beziehung nicht zu.«
»Weißt du, was wir brauchen? Wir brauchen Wein.«
Ranger ließ meinen Jackenkragen los und folgte mir in die Küche. Er lehnte gegen den Küchentresen, und ich holte zwei Weingläser aus dem Regal und nahm die Flasche Merlot, die ich gerade gekauft hatte. Ich goss zwei Gläser ein, gab Ranger eins und behielt das andere für mich.
»Zum Wohl«, sagte ich und kippte den Wein hinunter.
Ranger trank einen winzigen Schluck. »Geht’s dir jetzt besser?«
»Allmählich. Jedenfalls habe ich nicht mehr das Gefühl, dass ich gleich ohnmächtig werde. Und die Übelkeit ist auch so gut wie weg.« Ich füllte mein Glas nach und schleppte die Flasche ins Wohnzimmer. »Also?«, sagte ich. »Was willst du machen? Fernsehen?«
Er nahm die Fernbedienung vom Couchtisch und machte es sich auf dem Sofa bequem. »Sag Bescheid, wenn dir nicht mehr übel ist.«
»Ich glaube, diese Idee mit den Handschellen hat mir den Rest gegeben.«
»Enttäuschend. Ich dachte, es wäre die Vorstellung, mich nackt zu sehen.« Er ging die Sportkanäle durch und entschied sich für Basketball. »Ist Basketball gut? Oder soll ich lieber einen Gewaltfilm suchen?«
»Basketball ist gut.«
Ich durfte mich nicht beklagen, denn ich war diejenige, die Fernsehen vorgeschlagen hatte, aber jetzt, da Ranger in meinem Wohnzimmer saß, kam mir das einfach zu komisch vor. Das Haar hatte er zurückgekämmt und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er trug die schwarze SWAT-Kampfuniform der Spezialeinheit der Armee, den Pistolengürtel durch eine Handfeuerwaffe hinten im Hosenbund ersetzt, am Handgelenk eine S.E.A.L.-Uhr.
Mein Glas war schon wieder leer, und ich goss mir ein zweites Mal nach.
»Komisch«, sagte ich. »Guckst du in deiner Bat Cave auch Basketball?«
»Fürs Fernsehen reicht die Zeit nicht.«
»Aber du hast doch einen Fernseher in deiner Bat Cave, oder nicht?«
»Ja, schon, die Bat Cave ist mit einem Fernseher ausgestattet.«
»Ich bin eben neugierig«, sagte ich.
Er trank etwas Wein und beobachtete mich. Er war anders als Morelli. Morelli war wie eine gespannte Sprungfeder. In seiner Gegenwart spürte ich immer die zurückgehaltene Energie. Ranger dagegen war wie eine Katze. Auf Samtpfoten. Jeder Muskel auf Kommando entspannt. Wahrscheinlich machte er Yoga. Vielleicht war er gar kein normaler Mensch.
»An was denkst du gerade?«, fragte er.
»Ich habe überlegt, ob du überhaupt ein normaler Mensch bist.«
»Was wären die Alternativen?«
Ich stürzte das dritte Glas Wein hinunter. »Ich hatte an nichts Besonderes gedacht.«
Ich wachte mit Kopfschmerzen auf, und meine Zunge klebte am Gaumen. Ich lag auf dem Sofa, unter der Steppdecke von meinem Bett. Der Fernseher war ausgeschaltet, und Ranger war weg. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich höchstens fünf Minuten lang Basketball gesehen, bevor ich eingeschlafen war. Bei mir braucht es zum Betrunkensein nicht viel. Zweieinhalb Gläser Wein, und ich bin sternhagelvoll.
Ich duschte heiß, bis meine Haut ganz schrumpelig war und das Dröhnen in meinen Schläfen nachgelassen hatte. Dann zog ich mich an und spurte ab zu McDonalds. Am Autoschalter bestellte ich eine große Portion Pommes mit Cola und verzehrte das Zeug auf dem Parkplatz. Die Stephanie-Plum-Methode, einen Kater zu kurieren. Die Pommes hatte ich zur Hälfte gegessen, da klingelte das Handy.
»Schon gehört, das mit dem Feuer?«, fragte Grandma.
»Weißt du was darüber?«
»Was für ein Feuer?«
»Steven Soders Kneipe ist gestern Abend abgebrannt. Tatsächlich war es wohl eher heute früh, denn es war schon nach der
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