Heiße Beute
Sperrstunde, als das Haus Feuer fing. Lorraine Zupek hat eben angerufen. Ihr Enkel ist bei der Feuerwehr. Der sagte, sie hätten jeden Löschzug, den die Stadt zur Verfügung hat, vor Ort, aber es wäre nicht mehr viel zu retten. Die gehen wahrscheinlich von Brandstiftung aus.«
»Ist jemand verletzt?«
»Davon hat Lorraine nicht gesprochen.«
Ich stopfte mir eine Hand voll Pommes in den Mund und ließ den Motor an. Das wollte ich mir unbedingt aus der Nähe ansehen. Ich weiß auch nicht, was mich trieb, wahrscheinlich eine makabre Neugier. Falls Soder so genannte Geschäftspartner hatte, dann wäre der Brand nichts Ungewöhnliches. Es war bekannt, dass gewisse Leute gelegentlich in andere Firmen einstiegen, erst um maximalen Profit aus ihnen zu schlagen und sie dann zu Grunde zu richten.
Zwanzig Minuten brauchte ich für die Fahrt durch die Stadt. Die Straße, in der sich das
Foxhole
befand, war für den Verkehr gesperrt, deswegen parkte ich zwei Straßen weiter und ging zu Fuß. Ein Feuerwehrwagen war immer noch da, und auf dem Gehweg standen schräg einige Polizeifahrzeuge. Der Fotograf der
Trenton Times
schoss seine Bilder. Ein Absperrband war nicht gespannt, aber Gaffer wurden von der Polizei auf Distanz gehalten.
Die Backsteinfassade war schwarz vom Feuer, die Fensterrahmen waren verkohlt. Über der Bar lagen noch zwei Stockwerke mit Wohnungen, sie sahen total zerstört aus. Auf die Straße und den Gehweg floss rußschwarzes Löschwasser. Von dem Feuerwehrwagen wand sich ein Schlauch ins Haus, aber er war schlaff.
»Ist jemand verletzt?«, fragte ich einen der Zuschauer.
»Scheint nicht so«, sagte er. »Die Bar hatte schon geschlossen, und in den Wohnungen hielt sich niemand auf. Sie wurden gerade renoviert, weil einige Bauvorschriften nicht beachtet worden waren.«
»Weiß man schon, wodurch das Feuer ausgelöst wurde?«
»Dazu hat sich bisher niemand geäußert.«
Von den Polizisten oder Feuerwehrleuten kannte ich keinen, und Soder sah ich auch nirgendwo. Ich warf einen letzten Blick auf die Szenerie und ging. Als Nächstes stand ein Abstecher ins Büro auf dem Programm. Mittlerweile hatte Connie sicher ausführliche Informationen über Evelyn zusammengetragen.
»Meine Fresse«, sagte Lula, als ich ins Büro kam, »wie das blühende Leben siehst du ja nicht gerade aus.«
»Ich habe einen Kater«, sagte ich. »Nachdem ich Kloughn abgesetzt hatte, habe ich Ranger getroffen, und wir haben ein paar Gläser Wein zusammen getrunken.«
Connie und Lula unterbrachen ihre Arbeit und starrten mich ungläubig an.
»Und?«, sagte Lula. »Das kann doch nicht alles gewesen sein. Was ist dann passiert?«
»Gar nichts. Ich hatte Schiss in der Buchse, wegen der Spinnen und so, deswegen ist Ranger mit hochgekommen, um nachzusehen, ob in der Wohnung alles in Ordnung ist. Wir haben ein paar Gläser Wein getrunken, und dann ist er gegangen.«
»Ja, ja, und was ist zwischen dem Weintrinken und seinem Abgang gelaufen?«
»Gar nichts ist gelaufen.«
»Das kann doch nicht wahr sein«, sagte Lula. »Du hast Ranger in deine Wohnung gelockt, ihr beide habt Wein getrunken, und dabei soll nichts gelaufen sein? Nicht mal rumgemacht habt ihr?«
»Ist irgendwie unlogisch«, stellte Connie fest. »Immer wenn ihr beide zusammen in diesem Büro seid, verschlingt er dich mit den Augen. Dafür muss es doch eine Erklärung geben. Deine Oma war da, stimmt’s?«
»Nur wir beide. Nur Ranger und ich.«
»Hast du ihn verschreckt? Ihn geohrfeigt oder so?«, fragte Lula.
»Nein. So war es nicht. Es war eher eine freundschaftliche Atmosphäre.« Auf unangenehm angespannte Art.
»So so«, sagte Lula. »Freundschaftlich.«
»Und, wie findest du das?«, fragte mich Connie.
»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Freundschaftlich, das klingt doch gut.«
»Ja, schon, aber nackt und schweißtreibend, das klingt doch viel geiler«, sagte Lula.
Jeder hing eine Weile seinen Gedanken nach.
Connie fächerte sich mit dem Stenoblock Luft zu. »Oh«, sagte sie. »Mir wird ganz heiß.«
Ich widerstand dem Impuls, an mir herabzusehen, ob meine Brustwarzen sich versteift hatten. »Ist der Bericht über Evelyn schon da?«
Connie kramte in einem Aktenstapel auf ihrem Schreibtisch und zog eine Mappe hervor. »Heute Morgen reingekommen.«
Ich nahm die Mappe entgegen und las mir die erste Seite durch, dann blätterte ich um.
»Es gibt nicht viel über sie«, sagte Connie. »Evelyn war immer ein Stubenhocker. Schon als Kind.«
Ich steckte die Akte in
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