Heiße Herzen - kalte Rache
wenn Pier Point feindliches Gebiet ist?“
Hörte sie da etwa eine leichte Belustigung aus seiner Bemerkung heraus?
Nein, was auch immer Constantine fühlte, es war ganz bestimmt keine Erheiterung. Vielmehr kam er ihr wie ein entschlossener Jäger vor. Das war ihr bereits auf dem Friedhof aufgefallen, und später auf dem Parkplatz hatte sich ihr Eindruck verstärkt.
Die ungute Vorahnung, die sie vorhin beschlichen hatte, überkam sie von Neuem, und sie spürte, wie sich ihr Pulsschlag beschleunigte.
Plötzlich fühlte sie sich so erschöpft von der Anspannung der vergangenen Stunden, dass sie spontan den Motor startete und den Gurt anlegte. „Das Strandhaus liegt so weit abseits, dass die Presseleute uns dort in Ruhe lassen werden. Wenn unser Gespräch die Richtung annimmt, von der ich ausgehe, dann treffen wir uns besser dort.“
„Sei doch so freundlich und verrate mir, was du damit meinst?“
„Um was sollte es in einem Gespräch mit Constantine Atraeus schon gehen?“, entgegnete sie und zwang sich zu einem Lächeln. „Lass mich mal nachdenken … Es gibt zwei Möglichkeiten: Sex oder Geld. Weil es vermutlich nicht um Sex geht, tippe ich auf das Letztere.“
3. KAPITEL
Obwohl es um Geld gehen sollte, war Sienna sich auf dem Weg nach Pier Point plötzlich nicht mehr so sicher, ob nicht auch Sex ein Thema zwischen ihnen werden würde.
Constantine folgte ihr in seinem Audi so dichtauf, dass sie sich ein wenig getrieben vorkam. Als sie vorhin bei ihm im Wagen gesessen hatte, war ihr nicht entgangen, wie sehr er sie begehrte. Er hatte keinen Hehl daraus gemacht, und sie hatte das seltsame Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben.
Den ersten Kuss hatte er ihr damals in seinem Wagen gegeben. Dabei hatte er zuerst sanft ihr Gesicht umfasst und sich dann zu ihr heruntergebeugt. Er war mit seinen Lippen immer näher gekommen … Bis sie schließlich ihre Vorsicht über Bord geworfen und die Arme um seinen Nacken geschlungen hatte. Und dann hatten sie sich geküsst. Ein Kuss, den sie niemals vergessen würde. Selbst damals, als sie ihn erst wenige Stunden gekannt hatte, war sie wie berauscht von seiner Ausstrahlung gewesen. Sie war nicht imstande gewesen, ihm zu widerstehen, und das hatte er sehr wohl gewusst.
Sie versuchte, die lebhafte Erinnerung zu verdrängen, setzte den Blinker und bog in die Einfahrt ihrer Mutter ein. Innerlich schalt sie sich dafür, dass sie sich von ihren nostalgischen Träumereien ablenken ließ. Sie war gerade erst mit Constantine aneinandergeraten – am Grab ihres Vaters! Und auch wenn Constantine sie jetzt – wieder – begehrte, sollte sie dem nicht zu viel Bedeutung beimessen. Er war eben ein Mann. In den vergangenen zwei Jahren hatte er sich mit mehreren reichen und schönen Damen getroffen, jede einzelne von ihnen eine mögliche zukünftige Mrs Constantine Atraeus.
Unmittelbar nach Sienna fuhr Constantine in die Einfahrt und folgte ihr durch die kurvige Auffahrt, wobei sich ihr Eindruck verstärkte, von ihm gejagt zu werden. Per Fernsteuerung schloss sie die Tore der Zufahrt und parkte den Wagen. Dann stieg sie aus und überquerte langsam den gepflasterten Hof, der zu dem alten Haus auf dem Kliff führte.
Constantine kam auf sie zu. Er hatte sich die Hemdsärmel hochgerollt, sodass seine muskulösen, sonnengebräunten Unterarme zu sehen waren. Als sie die Eingangstür aufschloss und spürte, wie er ihr in den sonnendurchfluteten Flur folgte, bemerkte sie verärgert, dass ihr Herz vor Aufregung schneller schlug als sonst.
Höflich ließ er ihr den Vortritt, doch sie fühlte sich eher wie ein Beutetier, das von einer großen Raubkatze belauert wurde.
„Was ist mit der Einrichtung passiert?“, fragte er, und beim unvermittelten Klang seiner dunklen Stimme schien sich ihr Herzschlag weiter zu beschleunigen. Geschäft hin oder her – plötzlich war ihr die Vorstellung beinahe unerträglich, allein mit ihm in dem nahezu leeren Haus zu sein.
Flüchtig blickte sie auf die leeren Wände, die einst zahlreiche kostbare Bilder geziert hatten. „Alles verkauft.“ Sie lächelte gequält. „Es ist alles unter den Hammer gekommen, zusammen mit dem gesamten Schmuck meiner Mutter sowie dem von Carla und mir. Auch die Perlen sind fort. Ist das nicht Ironie des Schicksals? Wir besitzen einen Perlenhandel, aber wir können uns unsere eigenen Perlen nicht mehr leisten.“
Sie stieß die verzierte Doppeltür auf, die ins Arbeitszimmer ihres Vaters führte, und trat einen
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