Heiße Herzen - kalte Rache
Geld an unseren Anwälten vorbeizuschmuggeln. Dabei bezweifle ich, dass dein Vater dieses Geschäft jemals ernsthaft aufziehen wollte.“
Mit anderen Worten: Ihr Vater hatte Constantines Vater betrogen.
Jetzt begannen die Fragen der Reporter allmählich einen Sinn zu ergeben. „Das hast du der Presse erzählt?“
„Du solltest mich eigentlich besser kennen.“
Seltsamerweise verspürte sie Erleichterung, als sie das hörte. Es machte sie glücklich, dass nicht Constantine derjenige war, der die Medien informiert hatte. Vermutlich war es einer der Angestellten gewesen, der den Mund nicht hatte halten können.
Während Sienna auf die vorliegenden Zahlen starrte, verflüchtigte sich ihre Erleichterung allerdings schnell wieder. Schließlich sah sie auf und durch das Fenster auf den scheinbar unendlichen Ozean hinaus, während sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Es musste doch einen Weg aus dieser verfahrenen Lage geben! Schon oft hatte sie die Firma aus anscheinend hoffnungslosen Situationen gerettet. Sie benötigte lediglich etwas Zeit zum Nachdenken. Jetzt wurde ihr klar, weswegen Constantine sie auf der Beerdigung angesprochen und sie beim Lesen des Dokuments so aufmerksam beobachtet hatte.
Sie sah ihn an. „Du hast geglaubt, dass ich davon wusste.“
Sein Gesichtsausdruck gab nichts preis.
Doch ihre Welt schien zusammenzubrechen, und Sienna sprang so schnell auf, dass sie dabei versehentlich die Papiere vom Tisch fegte, doch das kümmerte sie nicht.
Als Lorenzo Atraeus gestorben war, hatte er sein riesiges Vermögen – bestehend aus einer Goldmine sowie einer Luxushotelkette – seinen drei Söhnen Constantine, Lucas und Zane vermacht.
Sienna begriff, dass Ambrosi-Pearls nun dem größten Anteilseigner der Atraeus-Group unterstand – mit anderen Worten: Constantine.
„Ah, jetzt verstehst du es wohl langsam“, sagte er. „Wenn du mir das Geld nicht zurückgeben kannst, gehört mir Ambrosi-Pearls mit allem Drum und Dran.“
4. KAPITEL
Das Vibrieren eines Mobiltelefons unterbrach ihr spannungsgeladenes Schweigen. Erleichtert nahm Constantine den Anruf entgegen. Auf diese Weise konnte er ein wenig Abstand zu der Situation gewinnen, die ihm zu entgleiten drohte.
Er hatte Sienna vorhin geradezu bedroht, etwas, was er normalerweise nie tat – noch nicht einmal, wenn er es mit aalglatten Geschäftspartnern zu tun hatte. Sein Verhalten war unentschuldbar, zumal er sich nun sicher war, dass Sienna nichts von den Taten ihres Vaters gewusst hatte. Der Anstand hätte es erfordert, sich zurückzuziehen und vorzuschlagen, das Meeting zu einem anderen Zeitpunkt fortzusetzen. Damit hätte er verhindert, sich Siennas Zuneigung ein für alle Mal zu verscherzen.
Leider hatte ihre kämpferische Haltung eine gegenteilige Wirkung auf ihn gehabt. Als er ihre geröteten Wangen und das kriegerische Feuer in ihrem Blick gesehen hatte, fühlte er sich in jene Zeit zurückversetzt, als sie eng umschlungen leidenschaftliche Nächte miteinander verbracht hatten. Es fiel ihm äußerst schwer, taktisch vorzugehen, wenn er dabei den unbändigen Wunsch verspürte, sie zu küssen.
Zudem fiel ihm auf, dass sie ihm früher nie so offen und freimütig vorgekommen war. Selbst im Bett hatte er stets das Gefühl gehabt, dass sie sich zurückhielt. Es schien einen Teil von ihr zu geben, der unerreichbar für ihn blieb. Insgeheim hatte er immer befürchtet, dass Ambrosi-Pearls ihr mehr als alles andere im Leben bedeutete – sogar mehr als er.
Zu allem Überfluss hatte er auch noch die alten Zeiten erwähnt, in denen seine Familie arm wie die Kirchenmäuse gewesen war. Da er eigentlich vorgehabt hatte, Sienna zurück in sein Bett zu bekommen, war es wohl kein sehr cleverer Schachzug gewesen, sie daran zu erinnern, dass er der Enkel eines Gärtners war.
Das Handy am Ohr hielt er den Blick aus dem Fenster gerichtet, während er mit seinem persönlichen Assistenten telefonierte. Tomas hatte schon mehrmals versucht, ihn während der vergangenen Stunde zu erreichen. Zwar war Constantine bewusst gewesen, dass er einige Anrufe verpasst hatte, doch zum ersten Mal in seinem Leben war ihm etwas anderes wichtiger gewesen als das Geschäft.
Auch das war völlig untypisch für ihn.
Als Constantine das Gespräch beendet hatte, beobachtete er Sienna dabei, wie sie die Papiere ein weiteres Mal las, die sie vom Boden aufgehoben und fein säuberlich vor sich auf den Schreibtisch gelegt hatte. Selbst in ihrem zerknitterten Kleid und ohne
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