Heiße Herzen - kalte Rache
Schritt zur Seite, um Constantine vorbeizulassen. In dem Raum befanden sich lediglich ein Schreibtisch und einige Stühle.
Er ließ den Blick über die Reihen leerer Mahagoniregale schweifen, die einst eine wertvolle Büchersammlung beherbergt hatten. Sie spürte genau, dass er jetzt erst erkannte, was für ein Scherbenhaufen das Leben der Ambrosis geworden war. Sie hatten alles zum Wohle der Firma verkauft, und weder ihr noch Carla oder ihrer Mutter war irgendetwas geblieben.
„Was hat er eigentlich nicht verkauft, um seine Spielschulden zu bezahlen?“, fragte Constantine und sah zu den ebenfalls leeren Wänden und hoch zur Stelle an der Decke, wo einst ein Kronleuchter gehangen hatte.
„Uns gehören immer noch das Haus und das Geschäft. Das ist nicht viel, aber ein Anfang. Wir beschäftigen über einhundert Angestellte, und einige von ihnen arbeiten schon seit Jahrzehnten für uns. Es ist uns also nicht schwergefallen, unseren Besitz zu verkaufen, wenn wir dadurch diesen Menschen ihren Arbeitsplatz erhalten können.“
Sie erwartete nicht, dass Constantine das verstehen würde, da allgemein bekannt war, was für knallharte Geschäftspraktiken er anwandte. „Warte hier“, fügte sie steif hinzu. „Ich hole Handtücher.“
Froh darüber, ihm entkommen zu können, ging sie nach oben in ihr Zimmer. Rasch entledigte sie sich ihrer durchnässten Schuhe. Bei einem flüchtigen Blick in den Spiegel über ihrer Kommode stellte sie beschämt fest, dass ihre Augen glänzten und ihre Wangen leicht gerötet waren. Zusammen mit dem nassen Kleid und ihrem feuchten Haar machte sie einen geradezu sinnlichen Eindruck.
Im Bad frottierte sie ihr Haar, kämmte es und beschloss, das Kleid anzubehalten, das in der Zwischenzeit nahezu getrocknet war. Auf keinen Fall wollte sie den Anschein erwecken, Constantine beeindrucken zu wollen. Es sollte ihr egal sein, ob er sie attraktiv fand oder nicht. Je schneller dieses Gespräch vorüber war, desto besser.
Nachdem sie ein frisches Handtuch aus dem Regal gezogen hatte, ging sie wieder nach unten. Als sie das Arbeitszimmer betrat, wandte Constantine sich zu ihr um und sah ihr kurz in die Augen. Bis dahin hatte er offensichtlich den atemberaubenden Ausblick auf den Pazifischen Ozean genossen.
Siennas Atem beschleunigte sich, und als sie ihm das Handtuch reichte, achtete sie sorgfältig darauf, dass ihre Finger sich nicht berührten. „Wir besitzen nicht mehr viel außer diesem Haus. Und das auch nur, weil Mom ihr Haus in der Stadt verkauft hat. Allerdings ist dieses völlig mit Schulden belastet.“
Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie auch das Strandhaus verlieren würden.
Constantine trocknete sich nur flüchtig das Haar, bevor er das Handtuch über eine Stuhllehne legte. „Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm aussieht.“
Er hatte nur von den enormen Spielschulden ihres Vaters gewusst. „Woher denn auch? Schließlich hat Ambrosi-Pearls weder mit Medinos noch mit der Atraeus-Group etwas zu schaffen.“
Sein Gesichtsausdruck änderte sich kaum merklich, und er schien sie nicht länger zu bedauern. Gut, dachte sie erleichtert. Vielleicht befreite sie ein nüchternes Geschäftsgespräch von dieser lästigen sexuellen Erregung, die sich einfach nicht abschütteln ließ, seitdem sie Constantine wieder begegnet war.
Sie forderte ihn auf, sich zu setzen, und ging hinter den ehemaligen Schreibtisch ihres Vaters, um ihre neue Rolle als Firmenchefin von Ambrosi-Pearls zu betonen. „Nicht viele Leute wissen, wie es finanziell um Ambrosi bestellt ist, und ich würde es sehr begrüßen, wenn es dabei bliebe. Es fällt mir auch so schon schwer genug, unsere Geschäftskunden davon zu überzeugen, dass wir über ausreichend Mittel verfügen.“
Constantine übersah geflissentlich den angebotenen Stuhl und blieb mit verschränkten Armen vor dem Tisch stehen. In Bezug auf die dominierende Körpersprache befanden sie sich jetzt in einer Pattsituation.
Nur mühsam gelang es Sienna, den Blick von seinem feuchten Hemd abzuwenden und seiner überwältigenden maskulinen Aura zu widerstehen, die Constantine Atraeus wie ein Schild zu umgeben schien.
„Es ist bestimmt nicht einfach gewesen, ein Geschäft zu führen, dessen Chef ein Spieler gewesen ist.“
Diese Bemerkung genügte, um Sienna fast die Beherrschung verlieren zu lassen. Endlich kam er auf das Thema zu sprechen, über das er vor zwei Jahren nicht reden wollte. „Ich schätze, du kannst das nicht verstehen“, sagte sie,
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