Heiße Herzen - kalte Rache
Make-up strahlte sie die Eleganz und Würde einer Dame aus.
Draußen auf dem Hof wurde eine Wagentür zugeschlagen. Kurz darauf erklang das Klackern hochhackiger Schuhe, bevor die Eingangstür geöffnet wurde.
Constantine bemerkte den Ausdruck blanker Verzweiflung in Siennas Blick, und die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er hatte das Unrecht, das man seinem Vater angetan hatte, wieder zurechtrücken wollen. Aber Sienna war ebenso fest entschlossen, ihre Familie und ganz besonders ihre Mutter zu schützen. Vor ihm, wie er ernüchtert feststellte. „Mach dir keine Sorgen“, sagte er. „Ich werde es ihr nicht erzählen.“
Voller Erleichterung sah Sienna Constantine an, dann betrat Margaret Ambrosi, gefolgt von ihrer Tochter Carla, den Raum.
„Was geht hier vor?“, fragte ihre Mutter in jenem unterkühlten Tonfall, der vermutlich von dreißig Jahren Ehe mit einem Mann herrührte, der ihr nur selten Anlass zur Freude gegeben hatte. „Und versucht bloß keine Ausreden, denn ich weiß, dass etwas nicht stimmt.“
„Mrs Ambrosi“, sagte Constantine sanfter, als Sienna ihn je mit ihr hatte sprechen hören. „Mein Beileid. Sienna und ich haben gerade über die Einzelheiten eines Geschäftes gesprochen, das Ihr Ehemann vor einigen Monaten in die Wege geleitet hat.“
Carla wirkte sichtlich angespannt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dad irgendeine Transaktion durchgeführt haben soll, ohne …“
Doch Margaret Ambrosi bedeutete ihr mit einem Handzeichen, zu schweigen. „Deswegen ist Roberto also nach Europa gereist. Ich hätte es mir denken können. Er ist nach Medinos geflogen.“
„Ganz recht“, bestätigte Constantine ruhig. Sienna hätte ihn trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten in diesem Augenblick dafür umarmen können.
Einer der Gründe, warum sie sich vor zwei Jahren so sehr in Constantine verliebt hatte, war die leidenschaftliche Art, mit der er seine Familie liebte und bereit war, sie zu beschützen. Das hatte sie besonders anziehend gefunden, da sie selbst seit Jahren mit einem Vater zu tun hatte, der stets seine eigenen Interessen über die der anderen Familienmitglieder gestellt hatte.
Als sie damals von dem heimlichen Deal zwischen ihrem Vater und Roberto Atraeus erfahren hatte, hatte sie zu viel Angst gehabt, um darüber zu sprechen. Und es war tatsächlich eingetroffen, was sie am meisten befürchtet hatte: Sobald Constantine von dem fragwürdigen Geschäft ihrer Väter Wind bekam, hatte er Sienna unverzüglich verlassen.
Überrascht stellte sie fest, dass diese Erinnerung auch nach zwei Jahren noch die Macht besaß, ihr Schmerz zuzufügen.
Constantine sah auf seine Uhr. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, aber ich habe noch eine andere Verabredung. Ich möchte jedoch nochmals mein Bedauern über Ihren Verlust zum Ausdruck bringen.“
Er sah Sienna kurz in die Augen, und sie las in seinem Blick, dass das Gespräch zwischen ihnen ein anderes Mal fortgesetzt werden würde.
„Ich bringe dich raus.“ Nachdem sie die Dokumente in einer Schublade verstaut hatte, folgte sie Constantine in den leeren Flur. Sie wollte ihn möglichst schnell aus dem Haus haben, damit ihre Mutter nicht doch noch etwas mitbekam.
Das helle Sonnenlicht blendete sie draußen auf der Treppe, und Constantine legte seine Hand um ihren Ellenbogen.
Es war lediglich eine Geste der Höflichkeit, doch sie genügte, um Sienna erneut seine Nähe bewusst werden zu lassen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Rasch ging sie voran, um sich seiner Berührung zu entziehen. Ihre Haut kribbelte bereits erwartungsvoll. Mehr und mehr wurde ihr klar, dass Constantine keineswegs unglücklich darüber war, auf einmal so viel Macht über Ambrosi-Pearls zu haben. Sie ahnte, dass sich hinter seinem Geschäftsgebaren durchaus persönliche Beweggründe verbargen.
Mit einem flauen Gefühl im Magen dachte sie an die spannungsgeladenen Momente in seinem Wagen. Noch vor zwei Stunden hatte sie nicht einen Gedanken an Constantine Atraeus verschwendet, da sie ihn und alles, was nicht mit ihrem Unternehmen oder der Beerdigung ihres Vaters im Zusammenhang stand, komplett ausgeblendet hatte. Doch jetzt war sie kaum noch in der Lage, an etwas anderes als an ihn zu denken. „Danke, dass du meiner Mom nichts von dem Kredit gesagt hast.“
„Wenn ich angenommen hätte, dass deine Mutter damit zu tun hat, hätte ich es getan.“
„Das bedeutet also, du denkst, ich hätte damit zu tun?“, fragte sie streitlustig. Mit einem Mal
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