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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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letztendlich alles bedeuten.«
    »Alles?« wiederholte Ponder.
    Der Gott machte eine Geste, die der ganzen Welt zu gelten schien. »Ja, alles«, meinte er fröhlich. »Bäume, Gras, Blumen… Wozu, glaubst du, ist das alles da?«
    »Nun, ich dachte nicht, daß diese Lebensformen nur für Käfer existieren«, erwiderte Ponder. »Nehmen wir zum Beispiel… den Elefanten. Wofür ist er da?«
    In einer Hand hielt der Gott bereits einen halbfertigen Käfer. Er schimmerte grün.
    »Dung«, sagte er triumphierend. Ein Kopf, der an einen Körper geschraubt wurde, sollte nicht das gleiche Geräusch verursachen wie ein Korken, den man in eine Flasche stopfte. Doch bei dem Käfer war das der Fall.
    »Was?« entfuhr es Ponder. »Das ist eine ziemlich aufwendige Methode, um Dung zu erzeugen, findest du nicht?«
    »Tja, so ist das eben mit der Ökologie«, sagte der Gott.
    »Nein, nein, das kann unmöglich stimmen«, widersprach Ponder. »Was ist mit den höheren Organismen?«
    »Höher?« fragte der Gott. »Meinst du vielleicht… Vögel?«
    »Nein, ich meine…« Ponder zögerte. Der Gott hatte erstaunlich wenig Interesse an den Zauberern gezeigt, vermutlich deshalb, weil sie keine Ähnlichkeit mit Käfern aufwiesen. Doch jetzt drohten theologische Unannehmlichkeiten…
    »Was ist mit… Affen?« fragte Ponder.
    »Affen? Oh, sind sehr amüsant, und die Käfer brauchen natürlich ein wenig Unterhaltung, aber…« Der Gott sah den Besucher an, und ein himmlischer Groschen schien zu fallen. »Meine Güte, du glaubst doch nicht etwa, daß sie der Sinn der ganzen Sache sind?«
    »Ich dachte immer…«
    »Weißt du, der Sinn der ganzen Sache liegt in der ganzen Sache«, behauptete der Gott. »Obgleich…« Er schniefte ein wenig. »Wenn wir den einen oder anderen Käfer hinzufügen können, beklage ich mich nicht.«
    »Aber der Sinn der… Ich meine, wäre es nicht schön, wenn schließlich ein Geschöpf entsteht, das übers Universum nachdenkt ?«
    »Um Himmels willen, ich möchte nicht, daß jemand herumschnüffelt«, erwiderte der Gott unwirsch. »Das Universum enthält bereits genug Flicken und Nähte, auch ohne Leute, die noch mehr finden wollen. Nein, die Götter auf dem Festland haben wenigstens das erkannt. Intelligenz ist wie Beine: zuviel davon, und man gerät ins Stolpern. Meiner Ansicht nach ist sechs die ideale Anzahl.«
    »Aber früher oder später könnte ein Wesen…«
    Der Gott ließ sein jüngstes Werk los. Das Insekt summte empor und an den langen Reihen aus Käfern entlang, verharrte schließlich zwischen zwei Exemplaren, die fast genauso aussahen – aber eben nur fast.
    »Du hast dir das gut überlegt, nicht wahr?« meinte der Gott. »Und natürlich hast du recht. Dein Gehirn scheint recht leistungsfähig zu sein… Mist!«
    Es blitzte in der Luft, und ein Vogel erschien neben dem Gott. Es bestand kein Zweifel daran, daß er lebte, aber er blieb völlig reglos, schwebte wie in Zeitlosigkeit erstarrt. Blaues Flackern umgab ihn.
    Der Gott seufzte, griff in eine Tasche und holte das komplizierteste Werkzeug hervor, das Ponder je gesehen hatte. Die sichtbaren Teile wiesen darauf hin, daß es noch andere Komponenten gab, die man nicht sehen konnte, was vermutlich auch besser war.
    Er schnitt den Schnabel des Vogels ab, und das blaue Glühen glitt über die entstandene Öffnung. »Nun, wenn ich ordentliche Arbeit leisten will, muß ich eine Möglichkeit finden, alles richtig zu organisieren. Seit einiger Zeit bekomme ich nur noch Rechnungen.«
    »Ja, bestimmt ist dies alles sehr teuer…«
    »Große Rechnungen, kleine Rechnungen, Rechnungen für das Herausholen von Insekten aus der Borke von Bäumen, Rechnungen für geknackte Nüsse, Rechnungen für das Verspeisen von Obst«, fuhr der Gott fort. »Eigentlich sollten sie sich von allein weiterentwickeln. Ich meine, darum geht es doch. Es sollte nicht nötig sein, daß ich mich dauernd um alles kümmere.« Der Gott winkte, und neben ihm erschien eine Vitrine mit Schnäbeln. Er wählte einen, der sich nach Ponders Meinung kaum von dem abgeschnittenen unterschied, und befestigte ihn dann mit dem Werkzeug an dem schwebenden Vogel. Der blaue Glanz wurde ein wenig stärker, und dann verschwand der Vogel. Einen Sekundenbruchteil vorher beobachtete Ponder, wie die Flügel in Bewegung gerieten.
    In diesem Augenblick wurde ihm klar: Trotz der offensichtlichen Käfer-Fixierung des Gottes wollte er hier sein, in der Vorderfront der Evolution, gewissermaßen auf der Überholspur der

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