Heiße Hüpfer
Zwei rußgeschwärzte Gestalten kamen zum
Vorschein und stützten sich gegenseitig. Eine von ihnen trug noch
immer einen Hut; Flammen züngelten daran, konnten dem Regen jedoch
nicht lange widerstehen.
Langsam wankten die beiden Gestalten den Zauberern entgegen.
Eine von ihnen sagte leise »Ugh« und kippte dann nach hinten.
Die andere richtete einen trüben Blick auf die beiden Erzkanzler und
salutierte. Ein Funke löste sich von ihren Fingern und verbrannte ihr das
Ohr.
»Äh, Rincewind«, sagte die Gestalt.
»Und was hast du die ganze Zeit über gemacht, während wir harte
Arbeit geleistet haben, hm?« fragte Ridcully.
Rincewind sah sich langsam um. Gelegentlich knisterte es in seinem
Bart, begleitet von bläulichem Flackern.
»Nun, eigentlich hat es doch ganz gut geklappt, wenn man al es
berücksichtigt«, sagte er und fiel der Länge nach in eine Pfütze.
Es regnete. Anschließend regnete es. Und dann regnete es noch etwas
mehr. Die Wolken drängelten sich wie ungeduldige Charterflüge an der
Küste. Sie hatten nicht mehr soviel Kraft wie vorher, und sie versuchten,
sich in eine günstige Ausgangsposition zu bringen, um ebenfal s ins
Landesinnere vorzustoßen. Und sie regneten, die ganze Zeit über.
Fluten donnerten über Felsen hinweg und schäumten durch
schlammige Wasserlöcher. Ein Volk winziger Garnelen, deren Welt seit
Jahrtausenden aus einem Loch unter einem Stein bestanden hatte, wurde
von der Nässe erfaßt und zu einem See getragen, der sich schneller
ausdehnte, als ein Mensch laufen konnte. Zunächst bestand die Spezies
aus weniger als tausend Individuen, doch am nächsten Tag waren es
schon viel mehr. Selbst wenn die Garnelen ihre Anzahl hätten feststel en
können – sie waren viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt.
In den neuen Flußmündungen gab es viel Schlick und viel unerwartete
Nahrung. Einige Fische begannen dort mit dem Experiment einer
salzfreien Diät. Mangrovenbäume schickten sich im Zeitraffer an, die
schlammigen Ufer zu erobern.
Es regnete weiterhin.
Dann regnete es noch etwas mehr.
Und danach regnete es.
Einige Tage später.
Das Schiff schaukelte sanft am Kai. Aufgewirbelter Schlick verlieh dem
Wasser eine rote Farbe. Hier und dort schwammen auch Blätter und
kleine Zweige darin.
»Ein oder zwei Wochen nach KeinDingfjord, und wir sind so gut wie
zu Hause«, sagte Ridcully.
»Ist praktisch der gleiche Kontinent«, meinte der Dekan.
»Ein interessanter langer Urlaub«, ließ sich der Dozent für neue Runen
vernehmen.
»Vermutlich der längste überhaupt«, kommentierte Ponder. »Hat Frau
Al esweiß Gefallen an ihrer Kabine gefunden?«
»Mir macht es überhaupt nichts aus, im Frachtraum zu kampieren«,
sagte der Oberste Hirte großzügig.
»Du meinst den Kielraum«, erwiderte Ponder. »Der Frachtraum ist mit
Opalen, Bier, Schafen, Wol e und Bananen gefül t.«
»Wo ist der Bibliothekar?« fragte Ridcully.
»Im Frachtraum, Herr.«
»Ja, natürlich, dumme Frage. Nun, ich freue mich, daß er wieder er
selbst ist.«
»Vielleicht lag es an dem Blitz, Herr. Hat ihn sehr lebendig werden
lassen.«
Und an der Anlegestelle saß Rincewind auf Truhe.
Er hatte das seltsame Gefühl, daß etwas geschehen sollte. Es wurde
immer dann besonders schlimm, wenn nichts passierte, denn es
bedeutete aus irgendeinem sonderbaren Grund, daß sich besonders
großes Unheil anbahnte.
In einem Monat konnte er wieder in der Universitätsbibliothek sein
und – hurra! – Bücher sortieren. Ein langweiliger Tag nach dem anderen,
mit gelegentlichen Phasen aus Langeweile. Er freute sich riesig darauf.
Jede Minute, die nicht vergeudet wurde, war eine vergeudete Minute.
Aufregung sol te ruhig anderen Leuten zustoßen.
Er hatte beobachtet, wie das Schiff beladen wurde. Es lag ziemlich tief
im Wasser, denn es gab so viele icksianische Dinge, die man in anderen
Teilen der Welt haben wollte. Bestimmt kehrte es viel leichter zurück,
denn man konnte sich kaum irgendwelche verdammten Dinge vorstel en,
die besser waren als die verdammten Dinge in IcksIcksIcksIcks.
Rincewind bemerkte sogar einige Passagiere, die sich den Rest der Welt
ansehen wol ten, und die meisten von ihnen waren jung.
»He, bist du nicht einer von den ausländischen Zauberern?«
Die Frage kam von einem jungen Mann, der einen großen Rucksack
mit zusammengerolltem Bettzeug trug. Er schien der improvisierte
Anführer einer kleinen Gruppe ähnlich üppig ausgerüsteter
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