Heiße Hüpfer
Personen zu
sein. In ihren großen, offenen Gesichtern stand ein Hauch Sorge.
»Das sieht man mir sofort an, nicht wahr?« erwiderte Rincewind.
»Äh… möchtest du etwas?«
»Glaubst du, daß wir in jenem Ort namens KeinDingfjord einen
Karren kaufen können?«
»Ja, ich denke schon.«
»Weißt du, ich und Clive und Shirl und Gerleen, wir wollen noch
weiter reisen, bis nach…« Der junge Mann sah sich um.
»Bis nach Ankh-Morpork«, sagte Shirl.
»Ja, und dort verkaufen wir den Karren wieder und besorgen uns einen
Job und sehen uns ein wenig um… für eine Weile. Was hältst du
davon?«
Rincewind sah noch einige junge Leute über den Kai marschieren. Seit
der Erfindung des Dungkäfers – der gar nicht sehr weit entfernt
erfunden worden war – hatte kein Geschöpf jemals soviel getragen.
»Das Reisefieber scheint sehr ansteckend zu sein«, meinte er.
»Keine Sorge!«
»Aber… äh…«
»Ja, Kumpel?«
»Bitte hör auf, diese Melodie zu summen. Es war nur ein Schaf, und
ich hab’s nicht einmal gestohlen…«
Jemand klopfte ihm auf die Schulter – Neilette. Letitia und Darleen
standen hinter ihr und lächelten. Auch um zehn Uhr morgens trugen sie
mit Pailletten besetzte Abendkleider.
»Rück ein wenig zur Seite«, sagte Neilette und nahm neben Rincewind
Platz. »Wir dachten… Nun, wir sind gekommen, um danke für al es zu
sagen und so. Letitia und Darleen wol en mir dabei helfen, die Brauerei
wieder zu eröffnen.«
Rincewind sah zu den Damen auf.
»Ich hab’s satt, daß man Bierdosen nach mir wirft«, sagte Letitia.
»Viel eicht können wir dem von uns gebrauten Bier eine attraktivere
Farbe geben. Es ist so…« Sie winkte verärgert mit einer großen Hand, an
der viele Ringe glänzten. »… aggressiv maskulin. «
»Rosarot wäre nicht schlecht«, schlug Rincewind vor. »Und ihr könntet
eine eingelegte Zwiebel an einem Stäbchen hineintun.«
»Verdammt gute Idee!« sagte Darleen und klopfte dem Zauberer so
wuchtig auf die Schulter, daß ihm der Hut über die Augen rutschte.
»Möchtest du nicht bleiben?« fragte Neilette. »Du siehst aus wie
jemand, dem es nicht an Einfäl en mangelt.«
Rincewind dachte über das verlockende Angebot nach und schüttelte
dann den Kopf.
»Danke, aber ich bleibe besser bei den Dingen, von denen ich etwas
verstehe«, erwiderte er.
»Aber es heißt doch, daß du mit Magie nicht gut zurechtkommst«,
wunderte sich Neilette.
»Äh, ja«, bestätigte Rincewind. »Mit Magie nicht gut zurechtzukommen
– davon verstehe ich eine Menge. Trotzdem vielen Dank.«
»Laß mich dir zum Abschied einen dicken Kuß geben«, sagte Darleen
und griff nach der Schulter des Zauberers. Aus den Augenwinkeln sah
Rincewind, wie Neilette mit dem Fuß aufstampfte.
»Schon gut, schon gut!« entfuhr es Darleen. Sie ließ die Schulter los
und humpelte fort. »Ich wollte ihn doch nicht beißen!«
Neilette hauchte Rincewind ein Küßchen auf die Wange.
»Besuch uns, wenn du in der Gegend bist«, sagte sie.
»Das mache ich bestimmt«, erwiderte Rincewind. »Ich halte dann nach
Kneipen mit malvenfarbenen Sonnenschirmen Ausschau, in Ordnung?«
Neilette winkte, und Darleen machte eine amüsante Geste, als sie
fortgingen – und fast gegen einige in Weiß gekleidete Männer stießen.
Einer von ihnen rief: »He, da ist er… Verzeihung, die Damen…«
»Oh, hal o, Charley, Ron…«, grüßte Rincewind, als sich die Köche
näherten.
»Habe gehört, daß du uns verläßt«, sagte Ron. »Es wäre nicht fair, dich
gehen zu lassen, ohne dir vorher die Hand zu schütteln, meinte Charley.«
»Die Pfirsichnellie war ein Bombenerfolg«, verkündete Charley und
strahlte.
»Freut mich«, entgegnete Rincewind. »Und es freut mich, dich so
fröhlich zu sehen.«
»Es kommt noch besser«, sagte Ron. »Wir haben eine neue Sopranistin
bekommen. Sie ist sehr vielversprechend und… Nein, ich überlasse es
dir, ihren Namen zu nennen, Charley.«
»Dora Dessert«, sagte Charley. Ein breiteres Grinsen hätte die obere
Hälfte des Kopfes von der unteren getrennt.
»Das bietet ausgezeichnete Möglichkeiten«, meinte Rincewind. »Am
besten macht ihr euch sofort an die Arbeit und fangt an, Sahne zu
schlagen.«
Ron klopfte ihm auf die Schulter. »Wir könnten noch jemanden in der
Küche gebrauchen. Ein Wort von dir genügt, Kumpel.«
»Oh, das ist sehr freundlich, und ich verspreche, immer an euch und
das Opernhaus zu denken, wenn ich ein Papiertaschentuch
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