Heiße Hüpfer
Marsch in Richtung
Haupttor an.
Es war ein jahrhundertealter Brauch, und im Sommer fanden sich
manchmal Touristen ein, um den Prozeß zu beobachten. Aber die
Schlüsselzeremonie wurde in jeder Nacht und zu allen Jahreszeiten
durchgeführt. Eis, Wind und Schnee hatten nie etwas gegen sie
* Nicht etwa, warum es etwas ist. Einfach nur, warum es existiert.
** Eine Mischung aus Pförtner und Aufsichtbeamtem. Brüller werden nicht
aufgrund ihrer Phantasie ausgewählt, denn für gewöhnlich haben sie keine.
ausrichten können. In früheren Zeiten waren Brül er über
Tentakelmonstren hinweggeklettert, um die Zeremonie abzuhalten. Sie
hatten sich nicht von Überschwemmungen aufhalten lassen und al ein
mit ihren Melonen angriffslustige Tauben, Harpyien und Drachen
abgewehrt. Sie ignorierten andere Fakultätsmitglieder, die sich aus ihren
Schlafzimmerfenstern beugten und Verwünschungen wie »Hört mit dem
verdammten Krach auf! Was hat das alles für einen Sinn ?« riefen. Sie hörten nie auf, zogen eine solche Möglichkeit nicht einmal in Erwägung.
Es war unmöglich, die Tradition aufzuhalten. Man konnte ihr nur Dinge
hinzufügen.
Die drei Männer erreichten das Haupttor, dessen Konturen sich fast
im Schneetreiben verloren. Der diensthabende Brül er wartete dort auf
sie.
»Halt!« rief er. »Wer Ist Da?«
MakAber salutierte. »Die Schlüssel Des Erzkanzlers!«
»Ihr Könnt Passieren, Schlüssel Des Erzkanzlers!«
Der Oberste Brül er trat einen Schritt vor, hob beide Arme, drehte die
Hände und schlug damit auf Stellen, an denen ein längst verstorbener
Brül er zwei Brusttaschen gehabt hatte. Patsch, patsch. Dann ließ er die
Arme ein wenig sinken und klopfte steif auf die Jackentaschen. Patsch,
patsch.
»So Ein Mist! Ich Hätte Schwören Können, Daß Ich Sie Eben Noch
Hatte!« donnerte er und formulierte jedes Wort mit würdevoller Sorgfalt.
Der Torwächter salutierte. MakAber erwiderte den zackigen Gruß.
»Hast Du In Allen Taschen Nachgesehen?«
MakAber salutierte. Der Torwächter salutierte. Eine kleine Pyramide
aus Schnee wuchs auf seiner Melone.
»Ich Glaube, Ich Habe Sie Auf Der Garderobe Liegenlassen. Es Ist
Immer Das Gleiche, Nicht Wahr?«
»Du Sol test Daran Denken, Wo Du Sie Hinlegst!«
»Warte Mal! Vielleicht Stecken Sie In Meiner Anderen Jacke!«
Der junge Brül er, der in dieser Woche die Pflichten des Hüters der
anderen Jacke wahrnahm, trat einen Schritt vor. Al e Brül er salutierten.
Der jüngste räusperte sich und brachte hervor:
»Nein, Ich Habe Dort… Heute Morgen… Nachgesehen.«
MakAber nickte andeutungsweise, um zu bestätigen, daß der junge
Kol ege eine schwierige Aufgabe gut bewältigt hatte. Dann klopfte er
erneut auf seine Taschen.
»Augenblick Mal, Potz Blitz Und Drachenblut, Sie Waren Die Ganze
Zeit Über In Dieser Tasche! Was Bin Ich Doch Für Ein Blödmann!«
»Mach Dir Nichts Draus, Auch Ich Bin Manchmal Sehr Vergeßlich!«
»Mann, Ist Mir Das Peinlich! Ich Vergesse Noch Meinen Eigenen
Kopf!«
Irgendwo in der Dunkelheit öffnete sich knarrend ein Fenster.
»Äh, entschuldigt bitte…«
»Hier Sind Die Schlüssel!« sagte MakAber und hob dabei die Stimme.
»Herzlichen Dank!«
»Ich habe mich nur gefragt, ob ihr viel eicht…«, fuhr die nörgelnde
Stimme fort, und etwas in ihr entschuldigte sich dafür, daß sie auch nur
an eine Beschwerde dachte.
»Al es Sicher Und Verriegelt!« rief der Torwächter und gab die
Schlüssel zurück.
»… ein wenig leiser sein könntet…«
»Mögen Die Götter Alle Anwesenden Segnen!« schrie MakAber. An
seinem dicken, scharlachroten Hals traten deutlich die Adern hervor.
»Achte Diesmal Darauf, Wo Du Die Schlüssel Verstaust. Ha! Ha! Ha!«
»Ho! Ho! Ho!« heulte MakAber vol er Zorn. Er salutierte steif, drehte
sich um, wobei er unnötig oft mit den Füßen stampfte, und beendete
damit die Zeremonie. Auf dem Rückweg zum Pförtnerhaus brummte er
vor sich hin.
Das Fenster im kleinen Sanatorium der Universität schloß sich wieder.
»Der Mann bringt mich wirklich in Versuchung zu fluchen«, sagte der
Quästor. Er griff in die Tasche, holte die kleine grüne Dose mit den
getrockneten Froschpillen hervor und ließ einige fallen, als er an dem
Verschluß hantierte. »Dutzende von Memos habe ich ihm geschickt. Er
meint, es sei eine Tradition, aber ich weiß nicht. Er ist dabei so… laut.«
Er putzte sich die Nase. »Wie geht es ihm?«
»Nicht gut«, erwiderte der Dekan.
Der
Weitere Kostenlose Bücher