Heiße Hüpfer
sich einstellt, wenn über
tausend Meilen aus flimmernden roten Horizonten hinweg al es zu müde
ist, um ein Geräusch zu verursachen.
Doch als das Ohr des Beobachters über die Wüste glitt, empfing es
eine Art Sprechgesang, eine näselnde Litanei, die so an die Stille klopfte wie eine Fliege an die Fensterscheibe des Universums.
Der recht atemlose Sprecher blieb zunächst verborgen, weil er in
einem Loch stand, das er in den roten Boden gegraben hatte.
Gelegentlich flog ein wenig Erde heraus und gesellte sich dem Haufen
dahinter hinzu. Ein fleckiger und verbeulter Hut wackelte ungefähr im
Rhythmus der unmelodischen Melodie. Einst mochten Pailletten darauf
das Wort »Zaubberer« gebildet haben. Die Metal plättchen waren längst
abgefallen, aber das Wort blieb sichtbar: Helleres Rot zeigte sich dort,
wo die ursprüngliche Farbe des Huts hervorstach. Mehrere Dutzend
kleine Fliegen schwirrten darüber.
Der Sprechgesang klang etwa so:
»Larven! Von einem solchen Fraß müssen wir uns ernähren! Deshalb
nennt man ihn ja Fraß! Und was muß man tun, um an den Fraß zu
gelangen? Buddeln muß man, hurra!« Eine weitere Schaufel Erde landete
auf dem Haufen, und die Stimme fügte etwas leiser hinzu: »Ich frage
mich, ob man Fliegen essen kann.«
Es heißt, Hitze und Fliegen an diesem Ort könnten einen um den
Verstand bringen. Aber das braucht niemand zu glauben, nicht einmal
der malvenfarbene Elefant, der gerade vorbeiradelte.
Erstaunlicherweise war der Irre im Loch derzeit die einzige Person auf
dem ganzen Kontinent, die Licht auf ein kleines Drama hätte werfen
können, das tausend Meilen entfernt und einige Meter tiefer stattfand:
Ein Opalsucher, von seinen Kumpeln Strewth genannt, schickte sich an,
die kostbarste und gleichzeitig gefährlichste Entdeckung seines Lebens
zu machen.
Strewths Spitzhacke stieß das Felsgestein und den Staub von
Jahrtausenden beiseite. Etwas glänzte im Kerzenlicht.
Es war ein grüner Glanz, wie von frostigem grünen Feuer.
Das Selbst des Opalsuchers schien regelrecht zu erstarren, als er ganz
vorsichtig nach den gelockerten Steinen griff und sie beiseite räumte.
Der Opal empfing und reflektierte immer mehr Licht, als größere Teile
von ihm sichtbar wurden. Das Schimmern schien immer hel er zu
werden und kein Ende nehmen zu wol en.
Schließlich ließ der Mann den angehaltenen Atem entweichen.
»Strewth!«
Wenn er einen kleinen grünen Opal gefunden hätte, etwa in der Größe
einer Bohne, wäre er mit seinen Freunden losgezogen, um ein paar Biere
zu kippen. Ein faustgroßes Exemplar hätte ihn veranlaßt, mit beiden
Füßen auf den Boden zu stampfen. Aber dies… Er stand noch immer
fast reglos und strich sanft mit den Fingerkuppen über das Grün, als die
anderen den Glanz bemerkten und herbeieilten.
Besser gesagt: Zuerst hatten sie es ziemlich eilig, aber als sie näher
kamen, wurden sie immer langsamer und ehrfürchtiger.
Eine Zeitlang sprach niemand. Das grüne Schimmern spiegelte sich in
den Gesichtern der Opalsucher wider.
Dann flüsterte jemand: »Da hast du echt Schwein gehabt, Strewth.«
»Mann, auf der ganzen Welt gibt es nicht genug Geld, um das Ding zu
bezahlen.«
»Immer mit der Ruhe, viel eicht ist es nur eine Art Glasur…«
»Die wäre trotzdem noch eine Menge wert. Na los, Strewth – hol das
Ding da raus.«
Wie Katzen sahen sie zu, als die Spitzhacke weitere Steine löste, erst
eine Kante fand und dann noch eine.
Strewths Finger begannen zu zittern.
»Vorsichtig, Kumpel. Gib acht, daß du den Rand nicht beschädigst…«
Die Männer traten einen Schritt zurück, als der Rest aus Staub,
Felsgestein und Erde fortbröckelte. Das Etwas schien rechteckig zu sein,
obgleich die untere Kante ein Durcheinander aus unregelmäßig
geformtem Opal und Schmutz war.
Strewth drehte die Spitzhacke und berührte den glühenden Kristal mit
dem hölzernen Schaft.
»Was auch immer es damit auf sich hat«, brummte er. »Ich muß
Bescheid wissen…«
Er klopfte an das Grün.
Es klang dumpf.
»Das Ding kann doch nicht hohl sein, oder?« fragte einer der anderen
Männer. »Hab noch nie von einem hohlen Opal gehört.«
Strewth griff nach einem Brecheisen. »Na schön! Mal sehen, was…«
Ein leises Plink ertönte. Unten löste sich ein großes Opalstück, nicht dicker als ein Teller.
Darunter kamen zwei Zehen zum Vorschein, und sie bewegten sich
ganz langsam in ihrer schillernden Hülle.
»Oh, Strewth «, sagte einer der
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