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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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setzte sich und wartete.

    Konfrontiere einen Zauberer mit dem Konzept eines Badeanzugs – und
    beobachte dann, wie er nervös wird. Warum muß er so knapp sein? fragt
    er. Wo können die goldenen Stickereien angebracht werden? Welchen
    Sinn hat ein Kleidungsstück, das nicht wenigstens über vierzig nützliche
    Taschen verfügt? Und okkulte Symbole aus Pailletten? Dafür scheint es
    keinen Platz zu geben. Und wenn man’s genau nimmt: Wo sind
    eigentlich die Aufschläge?
    Hinzu kommt das Flächenproblem. Es ist sehr wichtig, daß möglichst
    viel vom Zauberer bedeckt bleibt, so daß ängstliche Menschen und
    Pferde nicht erschrecken. Es mag stramme junge Zauberer mit
    kupferfarbener Haut und festen Muskeln geben, aber wer sechzig Jahre
    lang die Mahlzeiten der Unsichtbaren Universität genießt, macht gewisse
    Veränderungen durch. Ältere Zauberer glauben, dadurch gravitas zu bekommen, aber in Wirklichkeit geht es um Gravitation.
    Darüber hinaus ist schweres Gerät nötig, um einen Zauberer von
    seinem spitzen Hut zu trennen.
    Der Professor für unbestimmte Studien sah zum Dekan. Sie trugen
    beide Kleidung, an der rote und weiße Streifen dominierten.

    »Wer als letzter im Wasser ist, bleibt ganz allein auf dem Strand
    zurück!« rief er.*
    Mustrum Ridcul y saß auf einem Felsvorsprung, und Meerwasser
    spülte ihm über die nackten Füße, als er sich seine Pfeife anzündete und
    die Angelschnur auswarf. An ihrem Ende hing eine so furchterregende
    Ansammlung von Blinkern und Gewichten, daß Fische, die nicht
    anbissen, mit einer Gehirnerschütterung rechnen mußten.
    Der Szenenwechsel schien dem Bibliothekar zu helfen. Nachdem er
    zehn Minuten lang im Sonnenschein gelegen hatte, nieste er sich in seine
    alte Gestalt zurück. Jetzt saß er auf dem Strand, in eine Decke gehül t
    und mit einem Farnwedel auf dem Kopf.
    Der Tag hätte nicht angenehmer sein können. Es war warm, das Meer
    rauschte herrlich, und der Wind flüsterte in den Bäumen. Der
    Bibliothekar wußte, daß er sich eigentlich besser fühlen sol te, statt
    dessen nahm sein Unbehagen immer mehr zu.
    Er blickte sich um. Der Dozent für neue Runen schlief mit einem
    aufgeschlagenen Buch über den Augen. Der Titel hatte ursprünglich
    Prinzipien thaumischer Verbreitung gelautet, aber der Sonnenschein und sehr speziel e hochfrequente Vibrationen der Sandkörner des Strands
    veränderten diese Worte zu Die Omega-Verschwörung .**

    * Auch Zauberer vergnügen sich gern. Allerdings hatten sie keine Gelegenheit, das richtige Vokabular zu entwickeln.
    ** Dies ist keine Magie, sondern schlicht und einfach ein al gemeingültiges Gesetz. Die Leute beabsichtigen immer, während ihres Urlaubs jene Bücher zu lesen, die sie schon längst lesen wollten. Doch eine alchimistische Kombination von Sonne, Quarzkristallen und Kokosnußöl verwandelt jedes
    vielversprechende Buch in ein viel dickeres, dessen Titel mindestens einen griechischen Buchstaben enthält (Das Gamma-Gebot, Die Delta-Phase, Das Alpha-Projekt und, in besonders schweren Fällen, sogar Das My Tau Pi Kappa).
    Manchmal erscheinen ein Hammer und eine Sichel auf dem Cover. Dieses
    Phänomen geht vermutlich auf Sonnenfleckenaktivität zurück, denn die beiden Symbole tauchen immer falsch herum auf. Der Bibliothekar konnte von Glück
    sagen, daß er rechtzeitig geniest hatte. Andernfalls hätte er vielleicht tausend zusätzliche Seiten bekommen, gefüllt mit Beschreibungen von Waffen.

    Einige Dutzend Meter entfernt zeigte sich das Fenster. Es hing mitten
    in der Luft: ein Quadrat, hinter dem sich ein halbdunkles Zimmer
    erstreckte. Der Erzkanzler wol te kein Risiko eingehen, hatte deshalb
    eine Latte unter das hochgeschobene Fenster gezwängt und einen
    Hinweis am Fenster angebracht. Die Worte bewiesen langes und
    gründliches Nachdenken: »Die Latte auf keinen Fall entfernen. Nicht
    einmal, um festzustellen, was dann geschieht. WICHTIG!«
    An den Strand schloß sich ein Wald an und reichte am Hang eines
    kleinen, aber recht spitz zulaufenden Berges empor, der gewiß nicht
    hoch genug war, um eine Kappe aus Schnee zu tragen.
    Einige Bäume wirkten seltsam vertraut und vermittelten dem
    Bibliothekar ein Gefühl von Heimat. Das erschien ihm erstaunlich, denn
    er war im Mondteichweg von Ankh-Morpork geboren, direkt neben den
    Sattlern. Der Anblick des Waldes weckte Heimweh in seinen Knochen…
    Und doch… Mit den Bäumen stimmte etwas nicht. Der Bibliothekar
    betrachtete die hübschen Muscheln am Strand.

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