Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
einzigartiger Ort.‹«
    Er blätterte durch den Rest des Buchs. »Nur eine Liste von Pflanzen
    und Fischen«, sagte er. »Ich sehe darin kaum etwas Besonderes, aber ich bin auch kein Professor der Geographie. Warum schreibt er ›Mono-Insel‹?«
    »Es bedeutet ›Eine Insel‹«, warf Ponder ein.
    »Nun, wir haben gerade erfahren, daß wir uns tatsächlich auf einer
    Insel befinden«, sagte Ridcully. »Und außerdem sehe ich dort drüben
    einige weitere. Ein solcher Name deutet auf einen ausgeprägten Mangel
    an Phantasie hin.« Er steckte das Notizbuch ein. »Na schön. Irgendein
    Zeichen von dem Burschen?«
    »Sonderbarerweise nein.«
    »Ging wahrscheinlich schwimmen und wurde von einer Ananas
    gefressen«, meinte Ridcully. »Wie geht’s dem Bibliothekar, Stibbons? Hat
    er’s bequem?«
    »Du sol test es eigentlich wissen, Herr«, erwiderte Ponder. »Seit einer
    Dreiviertelstunde sitzt du auf ihm.«
    Ridcully sah auf den Liegestuhl hinab. Rotes Fel bedeckte ihn. »Dies
    ist…?«
    »Ja, Herr.«
    »Ich dachte, unser Geographiemann hätte ihn viel eicht mitgebracht.«
    »Nicht mit… äh… schwarzen Zehennägeln, Herr.«
    Ridcully sah noch etwas genauer hin. »Was meinst du? Sol te ich
    aufstehen?«
    »Nun, er ist ein Liegestuhl, Herr. Es müßte für ihn also völ ig normal sein, daß jemand auf ihm sitzt.«

    »Wir müssen ein Heilmittel finden, Stibbons. Diese Sache ist zu
    seltsam…«
    »Huhu, die Herren!«
    Im Bereich des Fensters erschien eine rosarote Vision von der Art, wie
    sie von starken Hal uzinogenen hervorgerufen wird.
    Rein theoretisch gibt es für Frauen in einem gewissen Alter keine
    Möglichkeit, würdevol durch ein Fenster zu klettern, aber diese Dame
    versuchte es trotzdem. Sie bewegte sich nicht nur mit einer Würde, die
    Königen und Bischöfen gratis zur Verfügung steht; sie zeigte vielmehr
    Anstand, der in Heimarbeit entsteht und aus Gußeisen angefertigt wird.
    Doch irgendwann mußte sie einen Teil ihrer Fußknöchel zeigen, und das
    wol te sie verhindern – deshalb nahm sie auf dem Fenstersims eine recht
    unbequeme Position ein.
    Der Oberste Hirte hüstelte. Wenn er eine Krawatte getragen hätte,
    wäre er jetzt bestrebt gewesen, sie zurechtzurücken.
    »Ah«, ließ sich Ridcully vernehmen. »Die unschätzbare Frau Allesweiß.
    Jemand sollte ihr helfen, Stibbons.«
    »Ich helfe ihr«, sagte der Oberste Hirte schneller, als es seine Absicht
    gewesen war.*
    Die Haushälterin der Universität wandte sich um und sprach mit einer
    Person, die auf der anderen Seite des Fensters verborgen blieb. Dann
    blickte sie wieder in Richtung Strand, wobei für ein oder zwei Sekunden
    ihr Untergebene-beschimpfen-Gesichtsausdruck aufblitzte, bevor er der
    freundlicheren Mit-Zauberern-sprechen-Miene wich.
    Der Professor für unbestimmte Studien hatte den Obersten Hirten
    einmal mit dem Hinweis verärgert, im Gesicht der Haushälterin gäbe es
    nicht nur ein Kinn, sondern Dutzende. Nun, eins stand fest: Ihren
    Zügen haftete ein Glanz an, der manche Leute an eine Kerze erinnerte,

    * Der Oberste Hirte war einmal an Frau Allesweiß’ Zimmer vorbeigegangen,
    während die Tür offengestanden hatte. Bei der Gelegenheit sah er die nackte, kopf- und armlose Kleiderpuppe, die Frau Allesweiß verwendete, um ihre
    eigene Kleidung zu schneidern. Nach diesem Erlebnis mußte sich der Oberste Hirte hinlegen und ausruhen. Seitdem verband er seltsame Gedanken mit Frau Allesweiß.

    die zu lange im Warmen gestanden hatte. Nirgends an Frau Allesweiß
    gab es etwas, das einer geraden Linie auch nur nahe kam, es sei denn, sie
    stellte fest, daß irgendwo nicht richtig Staub gewischt worden war – dann
    konnte man ihre Lippen als Lineal verwenden.
    Die meisten Mitglieder der Fakultät fürchteten sie. Sie gebot über eine
    seltsame Macht, die sie nicht ganz verstanden, wozu zum Beispiel die
    Fähigkeit gehörte, Betten zu machen und Fenster zu putzen. Ein
    Zauberer, der seinen mit knisternder Magie gefüllten Stab schwang und
    gegen schreckliche Ungeheuer aus fernen Dimensionen antrat, war
    durchaus imstande, einen Staubwedel am falschen Ende hochzuheben
    und sich damit ernsthaft zu verletzen. Doch Frau Al esweiß sorgte mit
    ihren speziel en Kräften dafür, daß Kleidung gewaschen und Socken
    gestopft wurden.* Wer sie irgendwie verärgerte, stellte bald fest, daß in
    seinem Arbeitszimmer der Frühjahrsputz häufiger stattfand, als ihm lieb
    sein konnte. Es war eine schreckliche Rache, denn für einen Zauberer ist
    sein

Weitere Kostenlose Bücher