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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Auch mit ihnen stimmte
    etwas nicht. Auf eine sehr gespenstische und beunruhigende Weise ging
    hier irgend etwas nicht mit rechten Dingen zu.
    Einige Vögel zogen weit oben ihre Kreise, und auch mit ihnen stimmte
    etwas nicht. Sie hatten die richtige Form, soweit er das beurteilen konnte, und sie schienen auch die richtigen Geräusche von sich zu geben. Aber
    trotzdem wirkten sie irgendwie verkehrt.
    Lieber Himmel…
    Der Bibliothekar versuchte, nicht zu niesen, doch der Drang gewann
    immer mehr nasales Bewegungsmoment. Wer nicht riskieren wol te, den
    Rest seines Lebens ohne Trommelfel e zu verbringen, mußte ihm
    nachgeben.
    Ein Prusten erklang, gefolgt von einem Klappern, und der Bibliothekar
    verwandelte sich in ein Objekt, das gut für den Strand geeignet war.

    Von Wüsten heißt es häufig, daß sie viel Nahrung bieten – wenn man
    weiß, wonach man Ausschau halten muß.

    Rincewind dachte darüber nach, als er einen mit Schokoladenguß
    überzogenen Rührkuchen aus seinem Bau zog. Es fehlten nicht einmal
    die Kokosnußstreusel.
    Er drehte den Kuchen vorsichtig.
    Nun, eins stand fest: Er fand tatsächlich Nahrung in der Wüste. Und
    sie versuchte nicht einmal, vor ihm wegzulaufen oder ihn anzugreifen.
    Vielleicht handelte es sich um ein besonderes Talent, über das die
    freundlichen Leute, die während der vergangenen Monate gelegentlich
    ihre Speisen mit ihm geteilt hatten, nicht verfügten. Sie aßen keine
    derartigen Dinge. Sie gruben Knol en und kleine Yamswurzeln aus,
    verdrückten Dinge mit mehr Augen, als die Wache nach der Sache mit
    Michel dem medizinischen Kleptomanen gefunden hatte.
    Es gab nur eine Erklärung: Etwas half ihm. Hier in dieser roten und heißen Wildnis gab es etwas, das ihn am Leben erhalten wol te. Rincewind fand diese Vorstel ung beunruhigend. Niemand hatte ihn jemals aus
    einem angenehmen Grund am Leben erhalten wol en.
    Nach einigen Monaten war Rincewinds Zaubermantel recht kurz
    geworden. Immer wieder hatte er Streifen davon abgerissen, um Schnüre
    daraus anzufertigen oder sie als Verbandsmaterial zu verwenden, nach
    dem Angriff eines besonders widerstandsfähigen Hors d’œuvre.
    Inzwischen waren Rincewinds Knie sichtbar, und die Knie von
    Zauberern werden nicht einmal geringen ästhetischen Ansprüchen
    gerecht – sie haben die Tendenz, knubbelig zu sein.
    Nach wie vor steckte der Hut auf Rincewinds Kopf. Er hatte ihn mit
    einer neuen Krempe ausgestattet, und gelegentlich mußte er bestimmte
    Teile durch neue Stoffstreifen vom Mantel ersetzen. Mit Gras aufgenähte
    Muscheln nahmen den Platz der längst abgefallenen Pailletten ein. Doch
    im großen und ganzen war es noch immer der alte Hut, und er gehörte
    ihm. Ein Zauberer ohne Hut war nichts weiter als ein trauriger Mann mit
    einem verdächtigen Geschmack. Ein Zauberer ohne Hut kam einem
    Niemand gleich.
    Zwar hatte dieser speziel e Zauberer einen Hut, aber seine Augen
    waren nicht scharf genug, um die Zeichnung zu erkennen, die auf einem
    roten, halb im Gebüsch verborgenen Felsen erschien.

    Zuerst sah das dargestellte Etwas nach einem Vogel aus, doch dann
    veränderte es sich und blieb dabei, eine schon seit vielen Jahren
    existierende Ansammlung aus ockerfarbenen Flecken und
    Holzkohlestrichen…
    Rincewind marschierte in Richtung der fernen Berge los. Er sah sie
    schon seit einigen Tagen. Zwar wußte er nicht, ob sie ein vernünftiges
    Ziel darstellten, aber wenigstens boten sie ihm die Möglichkeit, seine
    Schritte ihn eine bestimmte Richtung zu lenken.
    Der Boden unter ihm erzitterte. Seit einer ganzen Weile geschah das
    ein- oder zweimal am Tag, was ihm seltsam erschien, denn dies sah nicht
    nach einem Land mit vulkanischer Aktivität aus. Nein, in diesem Land
    konnte man über Jahrhunderte hinweg eine Felswand anstarren, und
    wenn sich irgendwann ein Stein aus ihr löste, hatte man für eine halbe
    Ewigkeit Gesprächsstoff. Alles deutete darauf hin, daß dieses Land die
    kraftvolleren geologischen Übungen schon vor einer ganzen Weile
    absolviert hatte, um sich anschließend zur Ruhe zu setzen. Unter
    anderen Umständen hätte man sich in einem solchen Land durchaus
    heimisch fühlen können.
    Nach einer Weile merkte Rincewind, daß ihn ein Känguruh von einem
    kleinen Felsen aus beobachtete. Er hatte die Tiere schon des öfteren
    durch den Busch hüpfen sehen, und daher wußte er: Normalerweise
    hielten sie sich von Menschen fern.
    Aber dieses Exemplar verfolgte ihn. Känguruhs waren doch
    Pflanzenfresser, oder?

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