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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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als
    er sie ansah. »Hör mal, alter Knabe«, sagte er schließlich. »Ich glaube, ich verstehe das mit den Muscheln, und ich kann mir ungefähr vorstellen, was sich zwischen deiner Großmutter und der Ananas abgespielt hat…«
    »… meiner Tante…«
    »… zwischen deiner Tante und der Ananas, aber… Was soll an
    Garnelen gefährlich sein?«
    »Ha, was würdest du davon halten, wenn sich eine mit den Biestern gefüllte Kiste vom Kran löst und dir auf den Kopf fäl t?« erwiderte der
    Oberste Hirte. »Mein Onkel mochte das überhaupt nicht, wie ich dir
    versichern darf.«
    »In Ordnung, ich glaube, ich weiß, worauf du hinauswil st«, sagte
    Ridcully. »Wichtiger Sicherheitshinweis für alle: Geht eventuellen Kisten
    aus dem Weg. Al es klar? Ich möchte noch einmal betonen, daß wir
    keineswegs einen vergnüglichen Ausflug oder etwas in der Art
    unternehmen! Habt ihr verstanden?«

    »Ja«, antworteten die Zauberer wie aus einem Mund.
    Sie verstanden tatsächlich.

    Rincewind erwachte und schrie, was recht häufig geschah.
    Dann bemerkte er den Mann, der ihn beobachtete.
    Mit überkreuzten Beinen saß er auf dem Boden, zeichnete sich vor
    dem Himmel der Morgendämmerung ab. Er war schwarz. Nicht braun
    oder blauschwarz, sondern so schwarz wie das Al . Dieser Ort wirkte wie
    ein Backofen auf Menschen.
    Rincewind stand auf und überlegte, ob er nach dem Stock greifen
    sol te. Er entschied sich dagegen. Vor dem Mann steckten zwei Speere
    im Boden. Die Bewohner dieses Landes konnten mit Speeren gut
    umgehen, denn wenn man nicht die Dinge traf, die sich schnel
    bewegten, blieb einem nichts anderes übrig, als die langsamen Dinge zu
    essen. Der Mann hielt einen Bumerang, und es handelte sich nicht um
    ein Spielzeug, das nach dem Wurf zurückkehrte. Dies war eins der
    großen, schweren und sanft gewölbten Exemplare, die nicht
    zurückkehrten, weil sie im Brustkorb eines Opfers steckenblieben. Man
    konnte hölzerne Waffen für lächerlich halten – bis man sah, welche Art
    von Holz hier wuchs.
    Der Bumerang war mit bunten Streifen bemalt, aber er verdiente
    trotzdem Respekt.
    Rincewind versuchte, harmlos zu wirken. Dazu brauchte er sich kaum
    zu verstellen.
    Der Mann beobachtete ihn in einer saugenden Stille, die gefüllt werden
    wollte. Rincewind stammte aus einer Kultur, in der man irgend etwas
    sagte, wenn es nichts zu sagen gab.
    »Äh…«, sagte Rincewind. »Ich… großer Mann… Mann… gehöre…
    Mist, wie lautet das Wort für…« Er gab es auf und deutete zum blauen
    Himmel empor. »Das Wetter ist auch heute ziemlich gut.«
    Der Mann schien zu seufzen und schob den Bumerang hinter den
    Lederstreifen, der ihm als Gürtel diente und sein einziges Kleidungsstück
    war. Dann stand er auf, schwang sich einen großen Beutel über die

    Schulter, nahm die Speere und verschwand hinter einem Felsen, ohne
    noch einmal zurückzusehen.
    Jemand anders hätte ein solches Gebaren viel eicht für unhöflich
    gehalten, aber Rincewind freute sich immer, wenn eine schwer
    bewaffnete Person fortging. Er rieb sich die Augen und dachte vol er
    Kummer an die Aufgabe, sich das Frühstück zu beschaffen.
    »Möchtest du was zu beißen?« Die Stimme war kaum mehr als ein
    Flüstern.
    Rincewind sah sich um. Nicht weit entfernt bemerkte er das Loch, aus
    dem er sich das letzte Abendessen besorgt hatte. Abgesehen davon gab
    es bis zum Horizont nur struppige Büsche und heiße rote Felsen.
    »Ich glaube, ich habe gestern al e Larven gefunden«, erwiderte er ohne
    große Hoffnung.
    »Nein, Kumpel. Ich kann dich in das Geheimnis einweihen, wie man
    im Busch Fressalien findet. Es gibt immer etwas Leckeres zu essen,
    wenn man weiß, worauf es zu achten gilt, Kumpel.«
    »Wieso sprichst du meine Sprache, geheimnisvolle Stimme?« fragte
    Rincewind.
    »Ich spreche deine Sprache gar nicht«, erwiderte die Stimme. »Du hörst
    meiner zu. Ich muß dich richtig ernähren. Muß dich zu jemandem
    singen, dem es im Busch nicht an Nahrung mangelt.«
    » Leckere Larven?« brachte Rincewind hervor.
    »Bleib da stehen und rühr dich nicht von der Stelle.«
    Und dann klang es so, als sänge die Stimme leise durch eine
    unsichtbare Nase.
    Rincewind war Zauberer, wenn auch kein besonders guter. Er spürte
    die Präsenz von Magie. Und der Gesang stellte sonderbare Dinge an.
    Die Haare auf Rincewinds Handrücken versuchten, an den Armen
    emporzukriechen, und Schweißperlen bildeten sich auf seinem Nacken.
    Es knackte in den Ohren, und um ihn herum, ganz

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