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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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langsam, begann sich
    die Landschaft zu drehen.
    Er senkte den Blick und sah Füße, die mit ziemlicher Sicherheit ihm
    gehörten. Sie ruhten auf rotem Boden und bewegten sich nicht. Die

    Bewegung betraf alles andere. Nicht ihm war schwindelig, sondern der
    Landschaft.
    Der Gesang endete. Es gab eine Art Echo, und zwar in Rincewinds
    Kopf, als seien die Worte nur der Schatten einer wichtigeren
    Angelegenheit gewesen.
    Der Zauberer schloß für einige Sekunden die Augen und öffnete sie
    dann wieder.
    »Äh… gut«, sagte er. »Sehr… eingängig.«
    Er konnte den Unbekannten, dem die Stimme gehörte, nicht sehen.
    Deshalb sprach er mit der vorsichtigen Höflichkeit, die er für jemanden
    reserviert hatte, der direkt hinter ihm stand.
    Er drehte sich um. »Ich nehme an, du… äh… mußtest fort oder so?«
    fragte er die leere Luft.
    »Äh… hallo?«
    Selbst die Insekten schwiegen.
    »Äh… du hast nicht zufäl ig eine Truhe mit Beinen gesehen, oder?«
    Er versuchte zu erkennen, ob sich jemand hinter den Büschen verbarg.
    »Sie ist nicht weiter wichtig, enthält nur meine saubere Unterwäsche.«
    Die grenzenlose Stille wies deutlich darauf hin, was das Universum von
    sauberer Unterwäsche hielt.
    »Nun… äh… es soll mir also leichter fallen, Eßbares zu finden, wie?«
    fragte er behutsam und sah zu den nächsten Bäumen. Es hing noch
    immer kein Obst an ihnen.
    Rincewind zuckte mit den Schultern.
    »Was für eine seltsame Person.«
    Er näherte sich einem flachen Stein, hob ihn an und hielt den Stock
    bereit, für den Fal , daß etwas darunter Widerstand leistete.
    Unter dem Stein lag ein Hühnchensandwich.
    Es schmeckte tatsächlich nach Hühnchen.
    Etwas weiter entfernt, hinter den Felsen am Wasserloch, verschwand
    eine Zeichnung im Gestein.

    Dies war eine andere Wüste, irgendwo. Ganz gleich, wo man weilte:
    Dieser Ort befand sich immer woanders. Es war einer jener Orte, die so weit entfernt sind, daß sie nicht mit einer gewöhnlichen Reise zu
    erreichen sind. Gleichzeitig war er so nah wie die andere Seite eines
    Spiegels, nur durch einen Atemhauch vom Hier getrennt.
    Es stand keine Sonne am Himmel, es sei denn, man bezeichnete das
    ganze Firmament als Sonne – es glühte gelb. Die Wüste bestand aus
    rotem Sand, heiß genug, um zu verbrennen.
    Die einfache Zeichnung eines Mannes erschien an einem Felsen. Nach
    und nach, Schicht um Schicht wurde sie komplexer: Eine unsichtbare
    Hand schien Knochen, Organe, ein Nervensystem und eine Seele zu
    zeichnen.
    Und er trat auf den Sand und setzte den Beutel ab, der jetzt viel
    schwerer wirkte. Er streckte die Arme, ließ die Fingerknöchel knacken.
    Hier konnte er wenigstens normal sprechen. Dort unten, in der
    Schattenwelt, wagte er es nicht, die Stimme zu heben, denn dadurch
    wären viel eicht ganze Gebirge gewachsen.
    Er sagte ein Wort, das auf der anderen Seite des Felsens Bäume
    geschüttelt und Wiesen geschaffen hätte. In der wahren Sprache der
    Dinge – und diese Sprache benutzte der Alte – bedeutet es so etwas wie
    Spaßvogel. Solche Geschöpfe erscheinen in vielen Glaubenssystemen,
    obgleich der Name falsche Vorstel ungen wecken kann. Spaßvögel
    verfügen über jenen robusten Sinn für Humor, der es für lustig hält, eine
    Landmine unter ein Sitzkissen zu schieben.
    Ein schwarz-weißer Vogel erschien und landete auf dem Kopf des
    Alten.
    »Du weißt, worauf es ankommt«, sagte der Mann.
    »Meinst du ihn?« erwiderte der Vogel. »Ich habe ihn mir genau
    angesehen und finde ihn enttäuschend. Er ist nicht einmal heldenhaft,
    befindet sich nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort.«
    Der Alte wies darauf hin, daß dies viel eicht genau die Definition eines
    Helden war.
    »Na schön, aber warum regelst du diese Sache nicht selbst?« fragte der
    Vogel.

    »Es muß Helden geben«, erklärte der Alte.
    »Und mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu helfen.« Der Vogel
    schniefte, was recht schwer ist, wenn man anstel e der Nase einen
    Schnabel hat.
    »Ja. Also los mit dir.«
    Der Vogel zuckte mit den Schultern, was sich mit Flügeln ganz einfach
    bewerkstelligen ließ, und sprang vom Kopf des Alten herunter in
    Richtung Felsen. Er stieß nicht etwa gegen ihn, sondern flog hindurch.
    Ein oder zwei Sekunden lang zeigte sich dort die Zeichnung eines
    Vogels, dann verblaßten die Linien.
    Schöpfer sind keine Götter. Sie erschaffen Orte, und das ist ziemlich
    schwer. Götter werden von Menschen geschaffen, und das erklärt eine
    Menge.
    Der Alte

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