Heiße Küsse unter kühlen Tannen (SANDRINE) (German Edition)
kein Som merjob mehr frei gewesen außer als Küchenhilfe. Da hatte Jody das Hotel in Jasper natürlich vorgezogen.
Sie klappte die Sonnenblende herunter und blinzelte. Ein Stück vor ihr marschierte ein Anhalter mit Riesenrucksack und einem Wanderstock. Ab und zu drehte er sich um, ob nicht bald ein Auto daherkäme, das ihn mitnahm.
Jody hatte gewiss nicht vorgehabt, den jungen Mann aufzusammeln, doch als sie ein paar Meter an ihm vorbeigefahren war, trat sie spontan auf die Bremse. Das war ja ein ganz toller Typ! Und mit was für einem treuherzigen Bettelblick er sie angesehen hatte!
Kaum hatte Jody ihr Auto zum Stehen gebracht, wurde die Beifahrertür auch schon aufgerissen.
»Hi!«, rief der junge Mann, den Jody auf Ende Zwanzig schätzte, mit einem strahlenden Lächeln. »Nehmen Sie mich ein Stück mit? Ich bin auf dem Weg nach Jasper.«
»Ich auch!«, platzte Jody heraus.
»Oh, wirklich?« Er strahlte noch mehr. »Das trifft sich ja prima. Heute scheint mein Glückstag zu sein.«
Jody stieg aus und schloss ihren Kofferraum auf, damit der junge Mann seinen Rucksack darin verstauen konnte. Der vermeintliche Wanderstock entpuppte sich zu ihrer Überraschung als Staffelei.
»Sie malen?«, fragte Jody interessiert, während sie dem Fremden half, neben ihrer Campingausrüstung auch noch seine Sachen unterzubringen.
»Ja. Malen ist nicht nur mein Hobby, sondern mein ganzes Leben«, erklärte er. Sein Blick fiel auf Jodys Zelt, ihren Schlaf sack und die Angelausrüstung auf dem Rücksitz. »Und Sie scheinen gern zu campen und zu angeln?«
Jody ließ den Kofferraumdeckel wieder zufallen. »Tue ich«, bestätigte sie lächelnd. »Ich liebe die Natur und fühle mich am wohlsten, wenn ich auf einem einsamen See im Kanu sitze und meine Angel ausgeworfen habe«.
»Ganz genauso geht es mir auch!«, erklärte der nette Anhal ter. »Allerdings sitze ich nicht im Kanu, um zu angeln, son dern um zu malen oder zu skizzieren.«
»Das ist sicher auch eine schöne Beschäftigung«, meinte Jody. »Kommen Sie, steigen Sie ein, damit wir weiterfahren können.“
»Oh ja, klar!« Er lachte auf. »Ich hätte allerdings noch länger stehen bleiben und mit Ihnen so weiterplaudern kön nen. Wissen Sie was? Ich hab das Gefühl, als würden wir beide uns schon ewig kennen. Sie auch?«
Jody warf ihm einen vorsichtigen Blick zu, während sie ihren Sicherheitsgurt anlegte und den Motor anließ.
»Das kann schon vorkommen, dass man sich auf Anhieb sympathisch ist«, erwiderte sie. Dabei wusste sie ganz genau, wie der junge Mann es meinte. Ihr erging es im Grunde näm lich nicht anders. Da war etwas zwischen ihnen, das Jody vom ersten Augenblick an angezogen hatte.
Dieses 'Etwas' machte sich während der Fahrt noch deutli cher bemerkbar. Die Luft im Wageninneren schien plötzlich elektrisch geladen zu sein. Oder war es nur Jody, die sich von der Nähe dieses Fremden so erregen ließ?
»Ich heiße übrigens Nicholas«, stellte er sich vor.
»Und ich bin Jody. Aus Calgary.«
Hin und wieder warf sie ihm verstohlene Blicke zu. Er hatte blonde Haare, eine unkonventionelle Brille auf der geraden Nase und einen Zweitagebart, der sehr sexy wirkte. Seine eng sitzenden Jeans waren nicht mehr ganz sauber, aber das konnte man auch nicht verlangen von jemandem, der viel leicht tagelang mit seinem Rucksack in der Wildnis unterwegs war. Sein farbenfrohes Shirt war halb aufgeknöpft und ließ den Blick auf sein helles Brusthaar frei.
Ein charmanter Typ, stellte Jody fest. Gut aussehend, gut gebaut, und auf den Kopf schien er auch nicht gefallen zu sein. Es war nett, mit ihm durch die Gegend zu fahren und zu plaudern.
Nicholas schraubte seine Thermoskanne auf. »Mögen Sie einen Schluck Kaffee?«, fragte er.
»Gern«, erwiderte Jody mit einem lächelnden Seitenblick.
»Oh, die Kanne ist ja leer!«, rief er dann. »Sorry. Denken Sie, wir könnten irgendwo stoppen, wo ich sie wieder auffüllen kann?«
»Können wir«, sagte sie. »Aber vor der Bear Lodge werden wir wohl kaum Gelegenheit dazu haben.«
Sie fuhren weiter durch die majestätische Bergwelt der Rockies, redeten und lachten miteinander, hielten an, um Bergschafe zu fotografieren, und holten sich in der Bear Lodge dann ihren Kaffee. Jody spendierte ein halbes Dutzend Donuts dazu.
Bei den Athabasca Falls stoppten sie ebenfalls, um sich die Füße zu vertreten und die Wasserfälle anzusehen. Jody ging es flüchtig durch den Sinn, dass sie wegen Nicholas nicht recht vorwärtskam, denn
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