Heiße Küsse unter kühlen Tannen (SANDRINE) (German Edition)
einen seiner Clownauftritte natürlich«, erklärte Jody etwas unbehaglich. Sie hatte plötzlich das Gefühl, Opfer eines Streiches geworden zu sein.
»Hier im Foyer der Esquila Art Gallery?« Nicholas lachte auf. »Ich fürchte, da hat er dir einen gewaltigen Bären aufge bunden. In dieser Galerie findet bestimmt keine Clownshow statt. Wo steckt denn unser Komiker jetzt?«
»Das möchte ich auch gern wissen«, sagte Jody. »Aber allmählich geht mir ein Licht auf.«
Sie erzählte ihm von Onkel Sams Besuch, und wie er sie zu seiner 'Show' eingeladen hatte.
»Du hattest wohl gar keine Ahnung, dass er hier ist?«, fragte sie Nicholas, nachdem sie ihren Bericht beendet hatte.
»Nein. Onkel Sam hat mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt, dass er nach Calgary fährt!«
»Sieht ganz so aus, als hätte er das alles nur inszeniert, um uns wieder zusammenzubringen«, murmelte Jody.
Nicholas hob die Hand und strich ihr zärtlich über die Wange, wie er es früher so oft getan hatte.
»Und?«, fragte er erwartungsvoll. »Wird ihm sein Plan gelingen?«
Jodys Herz raste wie verrückt. Nie im Leben hätte sie damit gerechnet, an diesem Abend Nicholas zu begegnen. Sie war so durcheinander, dass sie kaum mehr klar denken konnte. Dafür funktionierten ihre Gefühle umso besser. Gefühle, die sie bisher mehr oder weniger erfolgreich verdrängt hatte, erwachten plötzlich zu neuem pulsierenden Leben.
Jody war außerstande, Nicholas eine Antwort zu geben. Stumm sahen sie sich an, abtastend, forschend. Jody ging es durch den Sinn, wie attraktiv er wieder aussah mit dem kür zer geschnittenen Haar und der neuen modischen Brille. Er trug einen dezent gestreiften Anzug, dessen Schnitt seine gut gewachsene Gestalt betonte.
Deutlich spürte Jody, dass zwischen ihnen immer noch die alte Anziehungskraft bestand. Es knisterte förmlich zwischen ihnen. Sehnsucht und Verlangen stiegen in Jody so heftig auf, dass sie glaubte, es kaum mehr aushalten zu können.
»Wie gefallen dir meine neuen Bilder, Jody?«, fragte Nicho las schließlich mit rauer Stimme und brach damit den Bann, der sich über sie gelegt hatte.
»Sie sind wunderschön, Nicholas«, sagte Jody aufrichtig. »lch bin wirklich sehr beeindruckt. Aber wie hast du es geschafft, hier auszustellen?«
»Ganz aus eigener Kraft«, erklärte Nicholas nicht ohne Stolz. »Ich habe meine Arbeiten vorgelegt, und man war sofort begeistert. Ich habe in der letzten Zeit eine stolze Anzahl Bilder verkauft. Nächsten Monat stelle ich in Winnipeg aus. Da muss ich allerdings noch ganz schön etwas schaffen.«
Sie sah ihn lächelnd an. »Das ist ja toll. Ich freue mich für dich, Nicholas.« Dann erlosch ihr Lächeln wieder. »Und Car la?«, fragte sie mehr gegen ihren Willen.
Nicholas' Gesicht verdüsterte sich. »Bitte tu mir den Gefal len und erwähne sie nie wieder! Als Onkel Sam sie dazu brachte, ihre Schandtat zu gestehen, ist sie am nächsten Mor gen stillschweigend abgereist. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen und will auch keinen Kontakt mehr mit ihr haben.«
Er nahm zwei Gläser mit Champagner vom Tablett eines Kellners und reichte Jody eins davon.
»Lass uns darauf trinken, dass wir uns wieder gefunden haben, Jody«, sagte Nicholas und schaute ihr tief in die Augen.
Plötzlich wurde Jody von ihren Gefühlen regelrecht über wältigt. Sie erwiderte seinen zärtlichen Blick und wusste, dass sie ihm verziehen hatte. Wenn Nicholas es wollte, würde sie ihm die Chance geben, von der Onkel Sam so ernst und eindringlich gesprochen hatte.
Jody hob ihr Glas. »Auf Onkel Sam und seine Einfälle«, sagte sie lächelnd.
»Willst du damit sagen, dass du mir nun doch noch verzei hen willst?«, fragte Nicholas rau.
Jody sah ihn an, dann lächelte sie spitzbübisch. »Eine letz te Chance, Nicholas Belvedere, eine allerletzte!«
Onkel Sam war in keinem Winkel der Galerie aufzutreiben, und natürlich fand im Foyer der Galerie auch keine Clown show statt. Sobald es Nicholas möglich war, sich zurückzu ziehen, fuhr er mit Jody zu ihrem Elternhaus. Sie hatten den Wunsch, allein zu sein und sich alles zu erzählen, was sie in der Zeit der Trennung erlebt hatten.
»Hoffentlich schadet es nicht deiner Karriere, dass du diese Vernissage so frühzeitig verlassen hast«, meinte Jody besorgt, als sie bei einer Tasse Kaffee im Wohnzimmer zusammen saßen.
Nicholas zog sie in die Arme und
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