Heisse Liebe in eisiger Nacht
sie aus dem Bettgestolpert und das Licht über dem Herd angeknipst hatte. „Sind Sie wach?“
„Oh ja“, würde er wieder antworten, da er wusste, dass sie ihn mit dem Besen anstoßen würde, wenn er sie ignorierte.
„Wissen Sie, wer Sie sind? Wo Sie sind?“
„Ja, Genevieve, ich weiß genau Bescheid.“ Er würde einen Seufzer unterdrücken und all die Informationen herunterrasseln, die sie von ihm verlangte, da er auch herausgefunden hatte, dass sie ihn nicht in Ruhe lassen würde, bis er ihr antwortete. Es ging ihm gegen den Strich, es zuzugeben, aber es schien tatsächlich so, als wäre sie ganz versessen darauf, zu tun, was das Beste für ihn war. Und da sie wohl in einem ihrer verdammten Bücher gelesen hatte, wie wichtig es war, darauf zu achten, dass jemand mit Gehirnerschütterung nicht bewusstlos wurde, hatte sie es sich für heute Nacht zur Aufgabe gemacht, ihn alle paar Stunden einem Verhör zu unterziehen.
Dabei war es offensichtlich, dass sie völlig erschöpft war und es immer schwieriger für sie wurde, die sinkenden Temperaturen zu ertragen. Andererseits nahm er an, dass sie auch deswegen so heftig zitterte, weil sie ahnte, wie gefährlich es war, ihn mit dem Besen anzustoßen, als wäre er ein Bär im Käfig.
Und sie hatte gar nicht so Unrecht. Denn je länger er so im Dunkeln lag und je müder er wurde, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihn irgendwann in den nächsten paar Stunden aus tiefem Schlaf riss.
Und er konnte nicht garantieren, dass er nicht im Halbschlaf aufspringen und sie angreifen würde. Darum schlief er immer allein und ließ immer mehr als ein Licht brennen. Er hatte schon vor langer Zeit akzeptieren müssen, dass er deswegen auch nie heiraten konnte, geschweige denn das gleiche Glück finden wie Dominic und Lilah.
Der Wecker klingelte und zerriss die Stille. Obwohl Taggartes erwartet hatte, konnte er nichts dagegen tun, dass ihm das Herz bis zum Hals schlug und seine Muskeln sich anspannten. Es war ein Zeichen, in welchem Zustand seine Nerven sich befanden. Voller Verachtung für seine Schwäche, drehte er sich auf die Seite und klammerte sich an die einzige Ablenkung, die ihm zur Verfügung stand.
Er hörte das leise Rascheln von Stoff und das Geräusch des sich öffnenden Schlafsackreißverschlusses, als Genevieve aus ihrer warmen Hülle auf dem Sofa stieg. Ihr Haar, das von hinten vom schwachen Kaminfeuer beleuchtet wurde, glänzte wie das eines Kindes, aber an ihrem Körper war nichts Kindliches – weder an ihren hübschen, vollen Brüsten, noch an der Rundung ihrer Hüften oder dem festen Po, der sich wundervoll unter seinen Händen anfühlen würde …
„Taggart?“ Sie gähnte, strich sich das Haar aus der Stirn und sah in seine Richtung.
Er wusste nicht, warum, aber ihr Anblick und die Reaktion seines Körpers darauf machten es ihm noch schwerer, mit der Situation umzugehen. Er schloss also einfach die Augen und gab vor zu schlafen.
Er hörte sie seufzen und dann das Geräusch ihrer nackten Füße auf dem Boden, als sie das Licht am Herd anknipste und den Wecker abstellte.
Taggart rührte sich nicht, sondern atmete nur ruhig weiter.
„He, kommen Sie schon.“ Er hörte, wie sie wieder nach dem Besen griff, und spürte den Lufthauch, als sie näher kam. „Bitte sagen Sie etwas.“
Er zwang sich, auf den sanften Stoß gegen seine Schulter nicht zu reagieren.
„Ich weiß, dass Sie wach sind.“ Sie war einen Moment still, stieß ihn wieder mit dem Besen an und kam langsam noch näher. „Verdammt, Taggart, das ist gar nicht komisch.“ Er hörte die ersten Anzeichen von Panik in ihrerStimme. „Es ist kalt hier und …“
Plötzlich packte er den Stiel des Besens und zog heftig daran.
Er wusste nicht, wer überraschter war. Er, weil er gar nicht gewusst hatte, was er vorhatte, bis er es tat. Oder Genevieve, die so verblüfft war, dass sie den Besen loszulassen vergaß, bis es zu spät war.
Mit einem Schrei stolperte sie nach vorn und in seine geöffneten Arme. Sekundenlang herrschte absolute Stille, während der sie sich in die Augen sahen, die Körper eng aneinandergepresst.
Aber gleich darauf fing Genevieve an, ihn zu treten und zu schlagen und ihn mit den fantasievollsten Worten wissen zu lassen, was sie von ihm hielt. Taggart hörte ihrem Ausbruch eine Weile schweigend zu. Dann rollte er sich auf sie und brachte sie auf die einzige Weise zum Schweigen, die ihm einfiel. Er hielt ihre Hände fest, senkte den Kopf und küsste
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