Heisse Liebe in eisiger Nacht
wenn Sie es unbedingt wissen wollen: weil mein Kopf wehtut.“ Er betrachtete einen Moment stirnrunzelnd sein Flanellhemd, das mit dem Ärmel an der Kette hing, schüttelte dann den Kopf und schob es einfach weiter nach unten.
„Oh.“ Im Gegensatz zu seinem flachen Bauch und den schmalen Hüften wirkten seine Schultern enorm. „Natürlich“, sagte Genevieve hilflos.
„Machen Sie sich keine Sorgen.“ Er schien ihre plötzliche Nervosität nicht zu bemerken, als er aufstand und sich seelenruhig die Jeans auszog wobei graue Socken und schwarze Boxershorts zum Vorschein kam – und lange, muskulöse Beine. „Ich verspreche Ihnen, nicht im Schlaf ins Koma zu fallen oder zu sterben.“
Daran habe ich gar nicht gedacht, schoss es Genevieve durch den Kopf, während sie versuchte, Taggart nicht weiter anzustarren. Was ihr natürlich nicht gelang. „Nein. Sicher nicht.“ Zu ihrer großen Erleichterung schaffte sie es dann doch noch, den Blick von ihm loszureißen, und zwar eine Sekunde, bevor er den Kopf hob und ihr einen seiner durchdringenden Blicke zuwarf.
„Sie sehen total geschafft aus. Ich würde vorschlagen,dass Sie sich selbst ein bisschen ausruhen.“
Ihre Blicke trafen sich, und einen Moment schienen sie beide erstaunt über seine Fürsorge zu sein, dann wurde seine Miene wieder verschlossen, und er wandte sich ab. „Oder auch nicht, wie Sie wollen. Mir ist es so oder so egal.“
Sein letzter Satz war wie eine eiskalte Dusche und riss Genevieve aus ihren Gedanken, die sich gerade mit seinem beeindruckenden Körper befasst hatten. Ihr lag schon eine schnippische Antwort auf der Zunge, aber bevor sie ein Wort hervorbringen konnte, hatte er sich ins Bett gelegt und ihr den Rücken zugekehrt.
Genevieve ging zum Schrank, holte den Schlafsack und ein Kissen heraus und trug sie zum Sofa hinüber. Er sieht vielleicht umwerfend aus, dachte sie, während sie ihr Nachthemd aus ihrer Tasche holte, aber er ist der unmöglichste und arroganteste Mann, den ich je kennengelernt habe.
Wenn sie ein anderer Mensch wäre, würde sie morgen früh so schnell von hier verschwinden, dass der Luftzug, der dabei entstand, Taggart gegen die Wand werfen würde. Und es wäre ihr egal, ob es ihm besser ging oder nicht.
Umso ärgerlicher war es, dass sie, nachdem sie sich die Zähne in der Küche geputzt hatte und sich auf den Weg zu ihrem provisorischen Bett machte, trotzdem nicht vergessen konnte, dass die ersten vierundzwanzig Stunden nach einer Kopfverletzung kritisch waren. Obwohl sie diese Zeit wahrscheinlich ruhig um die Hälfte verringern konnte, da Taggarts Kopf offenbar härter war als der anderer Menschen. Aber inzwischen blieb ihr nichts anderes übrig, als ein Auge auf ihn zu haben.
Sie stand auf und stellte den Küchenwecker so, dass er in zwei Stunden klingeln würde. Dann schlüpfte sie wieder in den Schlafsack, knipste das Licht aus und versuchte einzuschlafen. Aber sofort erschien Taggarts Bildvor ihrem inneren Auge – seine nackten Beine, die breite Brust, der beeindruckend männliche Körper. Sie kämpfte dagegen an, aber wie der Mann selbst, weigerte sich auch sein Bild vor ihrem geistigen Auge hartnäckig, sie in Ruhe zu lassen.
Sie stieß einen gereizten Seufzer aus.
Es würde eine lange Nacht werden.
5. KAPITEL
Taggart wachte mit einem Ruck auf.
Mit angespannten Muskeln, bereit zum Gefecht und mit wild klopfendem Herzen sah er sich um, bis die Wirklichkeit ihn wieder einholte und er sich erinnerte, wo er war.
In den Bergen. In Montana. In einer Hütte. Mit Genevieve.
Er sank wieder auf die Matratze, kniff die Augen zusammen und wehrte sich gegen die auf ihn einstürmenden Bilder von einer anderen Berggegend in einem Land, das am anderen Ende der Welt lag und wo er sich in einem Albtraum wiedergefunden hatte, dem er nicht mehr entkommen konnte.
Denk nicht daran, befahl er sich. Denk an etwas anderes. Die Reise nach Afrika, die du schon immer machen wolltest. Oder daran, wie sauer Dominic sein wird, wenn er herausfindet, dass die ganze Steele-Sippe gewettet hat, wie lange es dauern wird, bis er uns zu Onkeln macht. Oder denk besser an … ach, verdammt, was soll’s … denk an Genevieve. Selbst sie ist eine bessere Wahl als Dominics Sexleben.
Genevieve. Die übrigens gleich zu ihrem dritten Stelldichein heute Nacht zu ihm kommen würde, da es, der Küchenuhr nach zu urteilen, deren leuchtende Zeiger er vom Bett aus erkennen konnte, zwei Uhr war.
„Taggart?“, würde sie flüstern, nachdem
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