Heiße Liebe zum Dessert - Crusie, J: Heiße Liebe zum Dessert - Agnes and the Hitman
umzubringen?«
»Nein.«
»Das macht ihn mir jetzt schon sympathisch«, meinte Agnes und ging zurück ins Schlafzimmer.
Sie hob ihr Sommerkleid auf, klopfte Rhett auf den Rücken,
strich das Bett glatt und ging ins Badezimmer, wo sie ihre Brille abnahm, sich das Gesicht wusch und das Haar in Ordnung brachte. Dann beugte sie sich über die Toilette und übergab sich, bis sie das Gefühl hatte, alles, was sie in ihrem ganzen Leben je gegessen hatte, erbrochen zu haben.
Danach besprengte sie ihr Gesicht mit kaltem Wasser. Jetzt erst merkte sie, dass ihr, seit Shane die beiden Schüsse auf den toten Mann abgefeuert und sie die Löcher in seiner Stirn gesehen hatte, in einem fort die Tränen übers Gesicht liefen.
»Zwei Löcher«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Ich hätte Taylor beinahe umgebracht. Genau so. Nur dass es nicht so real schien. Das jetzt ist die Wirklichkeit. Beinahe hätte ich dasselbe getan. O, Gott .« Sie ließ die Stirn gegen den kalten Spiegel sinken und schluckte. Was war nur mit ihrem Leben passiert? Sie hatte eine sehr erfolgreiche Food-Kolumne geschrieben, war mit einem tollen Koch verlobt gewesen und hatte in einem wunderbaren Haus gelebt. Nun schlief sie mit einem Killer, jemand versuchte, ihr das Haus wegzunehmen, und zu allem Überfluss hätte sie beinahe ihren Verlobten umgebracht …
»Ex-Verlobten«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Kapitel jetzt abgeschlossen ist.«
Und dann war da noch die Flamingo-Hochzeit.
Mit einem Mal musste sie lachen. Es überkam sie einfach, sie lachte los und konnte nicht mehr aufhören, nicht einmal, als Shane an die Tür klopfte und laut »Agnes?« rief. Sie lachte immer weiter, während er an der Tür rüttelte, die sie abgeschlossen hatte. Also trat er sie ein, kam herein und sagte: »Ist ja in Ordnung.« Sie lehnte sich an ihn und hauchte: »Ich weiß.« Dann fing sie an zu weinen. Nach einer Weile hörte sie auf, und er küsste sie auf den Scheitel, während er ihr mit der Hand sanft auf den Rücken klopfte. Sie sagte: »Das war böse .« Er antwortete: »Ja.« Sie meinte: »Ich werde es bestimmt nicht wieder tun.« Woraufhin er sagte: »Ich dachte, du meinst die Schießerei.« Und
sie antwortete: »Ja, das auch.« Dann ließ sie ihn los, zog sich an und setzte ihre Brillengläser auf.
Als sie ihre fünf Sinne wieder beisammenhatte, ging sie hinaus in die Küche und gab Rhett einen Hundekeks, für den Fall, dass er ein Trauma erlitten hatte. »Schlimmer kann es eigentlich nicht mehr werden«, sagte sie tröstend zu ihm. Das schien ihn tatsächlich zu beruhigen.
Als schließlich Brendas bockhässliche scheißschwarze Großvateruhr im Flur Mitternacht schlug, ging sie hinaus auf die Veranda, um auf jemanden namens Carpenter zu warten. Sie durfte nicht vergessen, das Blut in der Küche aufzuwischen.
Mittwoch
Kolumne der Küchenfurie Agnes – Nummer 75
»Es ist schließlich sein Fehler, dass du dick bist.«
Manchmal treibt uns ein gebrochenes Herz dazu, etwas zu essen, was wir normalerweise nie essen würden, wie zum Beispiel einen 500-ml-Kübel Karamelsahne-Eiscreme mit Pekannüssen garniert und mit einer dicken Schicht Schokoglasur, das härteste Geschütz der Eiscreme-Industrie. 1200 Kilokalorien, von denen 680 nur auf das Konto von blankem Fett gehen. Doch selbst solche Hämmer betäuben den Schmerz nur kurz. Wir tauchen ein in die wohlbekannten Nebel aus kurzkettigen Kohlehydraten (vulgo Zucker), während wir an der Spüle stehen und uns das Zeug esslöffelweise in den Rachen stopfen. Dann lichtet sich der Nebel, und wir fühlen uns … leer und ausgebrannt. Wie nach einem billigen One-Night-Stand mit einem fetten Fruchtzwerg. Und wir bleiben zurück mit pappigen Händen, einem leeren Plastikbecher samt Deckel und einem immer noch gebrochenen Herzen. Nur dass wir jetzt auch noch einen ziemlichen Hass schieben auf unseren Eis-Dealer.
S hane konnte Carpenter im Haus pfeifen hören, ein gutes Zeichen. Und er spürte, wie Agnes neben ihm auf der Hollywoodschaukel zitterte, was wiederum kein gutes Zeichen war. Er wusste nicht genau, wodurch Taylor sie dazu gebracht hatte, auf ihn mit der Fleischgabel loszugehen, doch sicher war es nicht besonders gut, wenn man, kurz nachdem man harten Sex hatte, Zielscheibe eines unbekannten Schützen wurde. Dies wiederum, nachdem ein Hundekidnapper seine Waffe auf einen gerichtet hatte. Das wäre wohl für jeden Menschen eine schlimme Nacht gewesen, auch für
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