Heiße Liebe zum Dessert - Crusie, J: Heiße Liebe zum Dessert - Agnes and the Hitman
warte.« Agnes schob die Brille auf der Nase hoch und stand auf. »Ich glaube, dieses Mal übernehme ich besser das Reden. Dafür besorgst du mir die Beweise, mit denen ich deiner Mutter die Daumenschrauben anlegen kann.«
»Das ist ein fairer Deal«, sagte Lisa Livia. Dann legte sie ihr zauberhaftestes Lächeln auf, als die Verandatür aufging und Maria eintrat, gefolgt von Evie, die einen Kleidersack über dem Arm trug.
Kleidersäcke, das heißeste Accessoire dieser Saison , dachte Agnes, während sie das Lächeln auf ihren Zügen festzurrte und überlegte, wie sie das leidige Thema »Flamingos« wohl am besten vom Tisch bringen würde.
Maria sagte: »Evie hat mich gebeten, sie hier zu treffen. Sie hat eine Überraschung für uns.«
Evies Gesicht wirkte, als täten sich vor ihrem Auge die sechs Kreise der Hölle gleichzeitig auf. »Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen. Palmer hat mich gestern Abend ausgeschimpft, weil ich manchmal diesen Kommandoton an mir habe. Und damit hat er recht. Wenn Maria eine Flamingo-Hochzeit will, dann soll sie auch eine bekommen.« Mit diesen Worten zog sie den Zipper am Kleidersack.
»Nun, eigentlich …«, meinte Maria ein wenig überrascht.
»Ich denke, darüber können wir ja noch reden«, warf Agnes sich in die Bresche. »Ich bin sicher, wir werden eine Lösung finden, die alle zufrieden stellt …«
»Ich hätte den Mund nicht so weit aufreißen sollen«, fügte Lisa Livia hinzu.
»Also bin ich am Abend noch zu meinem Schneider gefahren, und wir haben an dem Kleid gearbeitet«, fuhr Evie ungerührt fort, als hätte niemand etwas gesagt. Dann holte sie eine unglaubliche Menge rosafarbenen Stoff aus dem Kleidersack hervor. »Maria, würdest du bitte Brendas Hochzeitskleid hier für uns anprobieren?«
Maria sog hörbar den Atem ein, erhob sich aber trotzdem und nahm das Kleid mit, das jetzt weniger rüschig aussah als vorher. Sie ging damit in Agnes’ Schlafzimmer.
»Evie, wirklich«, begann Lisa Livia.
Evie drehte sich zu ihr um. »Ich kann nicht gutheißen, was Sie zu mir gesagt haben, Lisa Livia, doch wenn jemand mit meinem Sohn so umgesprungen wäre, wie ich es mit Maria getan habe, dann hätte ich mich wohl genauso verhalten. Dafür möchte ich mich wirklich entschuldigen.«
»Oh, bitte nicht«, sagte Lisa Livia zerknirscht. »Ich entschuldige mich. Ich habe mich unmöglich benommen.«
»Darüber haben wir nämlich gerade gesprochen«, warf Agnes ein. »Und wir sind ziemlich sicher, dass Maria auch einer weißen Hochzeit zustimmen würde. Sie haben ja so recht mit Ihrer Vorliebe fürs Klassische wie Maßliebchen und Schmetterlinge. Maria hat Schmetterlinge immer geliebt. Vielleicht können wir ja da und dort einen kleinen flamingofarbenen Akzent setzen. Und natürlich könnte man einen flamingoförmigen Bräutigamskuchen backen …«
»Nein, nein«, sagte Evie. »Ein Mädchen muss seine Hochzeit so feiern, wie es sich das wünscht. Ich habe diesbezüglich einen Fehler gemacht. Und ich freue mich, wenn ich das nun
wieder gutmachen kann. Mein Schneider ist ein Genie. Sie werden sehen.«
»Oh«, sagte Lisa Livia.
Agnes sah Lisa Livia und wusste, dass sie dasselbe dachte wie sie selbst: Wie sagt man einer Frau, die gerade ein kleines Vermögen beim Schneider gelassen hat, dass das Motto »Flamingo« nur ein Scherz ihrer künftigen Schwiegertochter war, den diese ersonnen hatte, weil sie besagter Dame beibringen wollte, sich nicht ständig einzumischen?
Agnes und Lisa Livia konnten sich nicht mehr in die Augen sehen und sagten kein Wort.
»Haben Sie mit Maisie Shuttle gesprochen?«, fragte Evie Agnes, nachdem sie über das Wetter geredet und der Hoffnung Ausdruck verliehen hatten, es werde am Wochenende Sonnenschein geben, wie es der Wetterbericht im Übrigen vorhersagte. Der Pavillon würde im Sonnenschein ganz allerliebst aussehen.
»Wer ist Maisie Shuttle?«, wollte Lisa Livia wissen.
»Die Floristin«, antwortete Agnes. »Noch nicht. Ich bin noch nicht weiter vorgedrungen als bis zu ihrem Anrufbeantworter. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Maria wird ihre Blumen bekommen. In Weiß mit einem Hauch von Rosa …«
Dann hörten sie hinter sich die Tür aufgehen. Und da stand Maria in Brendas Kleid. Doch irgendwie hatte dieses Kleid eine völlige Neugeburt hinter sich. Der Reifrock war verschwunden und der Überrock aus Spitze ebenfalls. Weg die Puffärmel und die übrigen Spitzengarnituren. Zwar war das Kleid immer noch flamingorosa, aber viel, viel
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