Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis
von der Vorstellung, Tess zu verführen!
Irgendwann ebbte seine Erregung wieder ab, aber Nate wurde bewusst, wie schwer es werden würde, sich von ihr fernzuhalten. Zum ersten Mal im Leben wusste er nicht, ob er sich auf seine Willensstärke verlassen konnte.
Fast eine Stunde zu spät passierte Tess das verzierte Eisentor zu dem Grundstück, das Nate ihr beschrieben hatte. Seine vorgeschlagene Route war äußerst präzise gewesen, und trotzdem hatte sie es nicht rechtzeitig geschafft.
Sie riskierte einen Blick auf die zerbrochene Uhr im Armaturenbrett. Mist! Schon Viertel vor fünf. Das würde er als einen weiteren Hinweis darauf werten, wie dringend sie einen zuverlässigen Beistand brauchte. Ganz sicher! Warum war sie nicht gleich mit ihm zusammen hergefahren, anstatt sich in ihre alte Rostlaube zu setzen? Die Antwort war einfach: Sie wollte nicht mehr Zeit als unbedingt nötig auf engstem Raum mit ihm verbringen.
Nate war bestimmt überpünktlich, kein Zweifel. Ihr Motor jaulte auf, als die endlos lange Auffahrt eine enge Kurve machte und nun leicht anstieg.
Mach jetzt nicht kurz vor dem Ziel schlapp! beschwor sie ihren Wagen.
Ihr Herz schlug mit doppelter Geschwindigkeit, wenn sie an das bevorstehende Wiedersehen dachte. Dabei war es zwingend notwendig, dass sie ihre Reaktion auf Nates Nähe unter Kontrolle bekam, denn sie würde sein Angebot annehmen müssen. Erst heute Morgen hatte sie Eva und Nick praktisch in flagranti auf dem Küchentisch erwischt, und ihre Freundin wäre vor Scham beinahe im Boden versunken. Nick hatte nur gegrinst und seine Frau mit seinem Körper abgeschirmt.
Zwar könnte Tess bestimmt noch etwas länger bei den beiden bleiben, aber sie wollte deren Gastfreundschaft auch nicht überstrapazieren. Nates Cottage war die einzige Alternative für Tess. Solange sie ein Dach über dem Kopf und fließend Wasser hatte, war sie zufrieden. Auch wenn es ihr Ehrgefühl verletzte, sie würde dankend annehmen und hierher umziehen.
Eigentlich hatte sie immer geglaubt, unter Stress gut zu funktionieren und gelassen zu bleiben. Das war in ihrem Beruf als Eventplanerin eine dringende Voraussetzung. Man musste spontan zum Tellerwäscher werden, das eine oder andere ruinierte Outfit retten oder auch eine perfekte Hochzeit inszenieren, obwohl sich der Trauzeuge am großen Tag den Knöchel brach. Dieses Talent schien sich in Luft aufgelöst zu haben, seit Nate Graystone in ihr Leben getreten war. Aber sie würde es sich zurückerobern, um jeden Preis. Und zwar ab sofort. Das bedeutete zunächst, sich wenigstens einen Teil ihrer Unabhängigkeit zu erhalten.
Um die Steigung zu bewältigen, schaltete sie in den ersten Gang zurück und kniff kurz die Augen zusammen, als das Getriebe lautstark protestierte.
Was blieben ihr für Optionen, wenn sie erst einmal hier wohnte? Sie musste realistisch über ihre berufliche Situation nachdenken. Eine Stunde Fahrt über die geschwungene Küstenstraße machten es nicht gerade leichter, sich bei Veranstaltungsfirmen in San Francisco vorzustellen. Obendrein würde man ihr die Schwangerschaft schon bald ansehen können. Da halfen auch ein erstklassiger Lebenslauf und Vitamin B nicht viel weiter. Alle Firmen, mit denen sie bisher Kontakt aufgenommen hatte, trennten sich gerade von Mitarbeitern und stellten keine neuen ein. Außerdem musste sie vermutlich erst eine Probezeit hinter sich bringen, bevor ihr Anspruch auf Mutterschutz wirksam wurde. Düstere Aussichten.
Nachdem sie sich dies alles klargemacht hatte, konnte sie endlich zugeben, dass ihr dieser Plan von Anfang an gegen den Strich gegangen war. Sie hasste die Vorstellung, für jemand anderen arbeiten zu müssen. Vielmehr wollte sie ihre eigenen Ideen verwirklichen, wenn es darum ging, den perfekten Event auszurichten. Es hätte sie nicht gerade erfüllt, nur Anweisungen von oben zu befolgen oder anonyme Klienten zu bedienen, die keinen Wert auf individuelle Lösungen und Kreativität legten.
Das mit den Rücklagen hatte der Wahrheit entsprochen. Tess sparte fleißig, um ihre eigene Firma gründen zu können. Im Hinterkopf hatte sie bereits eine ganze Liste von Stammkunden, die ihrem Unternehmen zügig auf die Beine helfen konnten, wenn sie ihnen sich selbst und ihre beruflichen Fähigkeiten entsprechend präsentierte. Sie hatte einen Kurs in Webdesign absolviert, und sie verfügte über fundierte Grundlagen der Betriebswirtschaft.
Bis jetzt hatte allerdings der Mut gefehlt, den letzten Schritt in die
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