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Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis

Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis

Titel: Heiße Nacht, Sueßes Gestaendnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rice
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erahnen. „Marlena war hinsichtlich des Zeugungszeitpunkts nicht ganz ehrlich gewesen.“
    Tess räusperte sich. „Das klingt mir eher nach einer Frau, der man den Hosenboden ordentlich stramm ziehen sollte.“ Unglaublich, wie berechnend manche Menschen sein konnten.
    Nate hob wortlos den Kopf.
    „Obwohl ich dir im Augenblick auch gern eine gehörige Abreibung verpassen würde“, fügte sie wahrheitsgemäß hinzu. Aber die Feindseligkeit, die ihm gegenüber allzu leicht aufflammte, blieb dieses Mal aus.
    Er hatte ein hilfloses Kind als ein Versehen bezeichnet. Hatte offen zugegeben, seine Vaterrolle nicht annehmen zu wollen. Dafür allein sollte Tess ihn schon verachten. Und das hätte sie auch getan, wäre da nicht dieser leblose Unterton in seiner Stimme, der ihr direkt ans Herz ging. Sein Gesichtsausdruck, als er über den negativen DNA-Test sprach. Er hatte zutiefst verletzt gewirkt.
    „In dem Punkt sind wir einer Meinung“, murmelte er.
    Das war zwar keine Entschuldigung, aber Tess reichte es für den Anfang. Was er ihr über seine Vergangenheit anvertraut hatte, übertraf ihre kühnsten Vorstellungen.
    „Es war grausam von ihr, dich derart zu hintergehen“, kommentierte sie.
    „Besonders, da sie sich nicht einmal Mühe geben musste. Ich hätte ihr das Geld, auf das sie es abgesehen hatte, so oder so gegeben.“
    „Warum hast du das gemacht?“ Sie wunderte sich, woher plötzlich das beißende Gefühl von Eifersucht kam. Falls er noch etwas für dieses Luder empfinden sollte, ging es sie schließlich nichts an, oder?
    Er hob die Schultern. „Wozu dieses Kind leiden lassen? Sein Vater hatte Marlena abserviert, als er von der Schwangerschaft erfuhr. Andere Unterstützung hatte sie nicht, deshalb wollte sie mich ja auch hinters Licht führen.“
    Bei ihm klang das alles ganz logisch und nachvollziehbar. Aber wie viele Männer würden sich tatsächlich verantwortlich fühlen, für das Kind eines Fremden aufzukommen? Kaum einer.
    „Nur, damit du es weißt, Nate“, begann Tess und fand, sie hatten genug alte Wunden aufgerissen. „Ich bin nicht wie Marlena, und ich habe es auch nicht auf dein Geld abgesehen.“
    „Das weiß ich inzwischen, Tess.“
    Ein zögerliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und Tess war hin und weg. Zu schade, dass er nicht viel öfter lächelte …
    „Und damit du es weißt …“, sagte er, „… ich hatte nie vor, dich zu einer Abtreibung zu überreden.“
    „Ist mir jetzt auch klar“, gab sie zu und war unendlich erleichtert. Allerdings änderte das nichts an seinem Wunsch, als Vater nicht in Erscheinung zu treten.
    „So wie ich das sehe, stehen wir vor einem Problem.“ Tess faltete die Hände im Schoß. „Ich habe mich entschieden, dieses Baby zu bekommen. Und es ist meine Aufgabe, es großzuziehen – in emotionaler und auch in finanzieller Hinsicht. Es ist also unnötig, dass du dich beteiligst. Ich finde das ganz fair.“
    Das Lächeln verschwand. „Ich nicht.“
    „Wieso nicht?“
    „Ein Kind braucht seinen Vater.“
    Dieser schlicht dahingesagte Satz überraschte sie. Wie sollte sie darauf reagieren? Schließlich hatte er recht. Sie selbst hatte nach dem Tod der Mutter verzweifelt an ihrem Vater gehangen und sich nach seiner Liebe und seiner Anerkennung gesehnt. Zwar wollte sie ihr Kind vor dem gleichen Schicksal bewahren und es von einem Mann abschirmen, der keine Vatergefühle entwickeln konnte. Nur durfte sie diese Entscheidung wirklich eigenmächtig treffen?
    „In einer idealen Welt ist das sicherlich richtig“, erwiderte sie vorsichtig. „Aber heutzutage wachsen viele Kinder ohne Vater auf. So wolltest du es doch auch mit Marlenas Kind machen?“
    „So sah der Plan damals aus.“ Mit beiden Händen rieb er sich die Wangen. „Pläne ändern sich. Ich kann das meinem Kind nicht antun. Jetzt nicht mehr.“
    „Wie meinst du das?“ Empfand er doch etwas für das Ungeborene? Fühlte er sich mit dem Kind verbunden – so wie sie selbst?
    Nate drückte sich nicht gerade klar aus. „Es ist kompliziert.“
    Ihre Nackenhaare stellten sich auf, und die Haut fing an zu kribbeln. Sein vages Ausweichmanöver verunsicherte sie. „Das hilft mir gerade nicht besonders …“
    „Hast du schon einen guten Gynäkologen?“, warf er ein.
    „Ja, natürlich“, sagte sie automatisch. Dabei hätte sie ihre Untersuchungen gern für sich behalten. Außerdem gefiel ihr der plötzliche Themenwechsel nicht.
    „Wen?“
    „Dr. Hillier in Pacific Heights.

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