Heiße Nächte - eiskalte Intrigen
Dass sie mir die Chance genommen hat, ihr zu helfen, oder es wenigstens zu versuchen. Und mich von ihr zu verabschieden.“
„Sie wollte ihrem Sohn unnötiges Leid ersparen“, sagte Jasmine, aber sie verstand durchaus, dass der Kämpfer in Tariq das Gefühl von Hilflosigkeit, zu dem er durch das Schweigen seiner Mutter verdammt war, hassen musste. „Es war keine Frage von Vertrauen, sondern von Mutterliebe.“
„Ich habe das mehr oder weniger akzeptiert, aber irgendwie bin ich trotz allem noch wütend auf sie, weil sie die Entscheidung einfach so für mich getroffen hat. Vielleicht hätte ich etwas für sie tun können. Das werde ich jetzt niemals erfahren“, sagte Tariq mit gequälter Stimme. „Als meine Eltern starben, war ich bereit, die Verantwortung als Thronfolger zu übernehmen, aber nicht, ohne meine Eltern zu leben. Ich fühlte mich verloren. Du musst wissen, ich war ihr einziges Kind. Außerdem waren meine Eltern die Einzigen, die verstanden, welche Anforderungen mit meiner Rolle in diesem Land verbunden sind. Ich muss mein Volk leiten und schützen. Es ist eine Ehre, aber auch eine schwere Verantwortung. Aber damals fühlte ich mich wie in einem Eisblock eingeschlossen, völlig unfähig, irgendetwas zu empfinden, bis …“
„Bis?“ Jasmine hielt den Atem an.
„Nichts.“ Schnell wie der Blitz hatte er sich auf sie geschoben.
Sie protestierte nicht. Er hatte schon weit mehr von sich preisgegeben, als sie erwartet hatte.
Nachdem sie sich geliebt hatten, hielt Tariq Jasmine noch lange in den Armen, tief gerührt davon, wie offen und ungehemmt sie ihrem Verlangen Ausdruck gegeben hatte. Dennoch fiel es ihm schwer, ihr wirklich völlig zu vertrauen. Immer noch hatte sie Geheimnisse, das war offensichtlich, denn er ertappte sie immer wieder dabei, wie ihr Blick sich plötzlich verdüsterte. Er hatte sich zwar geschworen, dass es zwischen ihnen nie etwas anderes als Ehrlichkeit geben sollte, aber er würde sie niemals bitten, ihm ihr Geheimnis zu verraten. Er würde ihretwegen nicht seinen Stolz aufgeben. Nicht noch einmal. Niemals wieder.
Er hatte gedacht, Jasmine sei eingeschlafen, doch plötzlich fing sie an zu sprechen. „Ich muss dir etwas sagen.“
Es fiel ihm schwer, sich die plötzliche Anspannung nicht anmerken zu lassen. „Ja?“
Sie senkte den Blick. „Als wir uns kennen lernten … damals hatte ich Angst, es dir zu sagen, ich habe gefürchtet, dich zu verlieren.“
„Was?“ fragte Tariq mit einer Mischung aus Hoffnung und Verzweiflung.
„Versprich mir erst etwas“, bat sie.
Aus ihrem Blick sprach solche Verletzlichkeit, dass er nicht anders konnte. „Was möchtest du von mir, Mina?“ fragte er sanft.
„Dass du mich deswegen nicht hassen wirst.“ Ihre Stimme klang dünn.
Sie hassen? Auch wenn er oft vor Zorn nahe daran gewesen war, könnte er Jasmine niemals hassen. „Bei meiner Ehre als dein Ehemann.“ Er drückte sie an sich. Ein Gefühl tiefer Zärtlichkeit überwältigte ihn.
Ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten, so hart, dass die Knöchel sich weiß färbten. „Ich bin ein uneheliches Kind.“
„Unehelich?“ Er spürte, wie sie erschauerte, und zog die Decke über sie, bevor er sie wieder an sich drückte.
„Meine angeblichen Eltern sind in Wirklichkeit Onkel und Tante. Meine leibliche Mutter, sie heißt Mary, bekam mich, als sie noch ein Teenager war.“ Jasmine schluckte schwer. „Ich war noch ein Kind, als ich herausfand, dass meine Eltern mich nur deshalb adoptiert hatten, weil sie dafür einen Teil von Marys Erbe bekamen. Sie haben mich nie geliebt. Für sie war ich … schlechtes Blut.“ Die Worte brachen aus ihr heraus wie eine lange aufgestaute Flut.
Tariq nahm ihre Hände in seine. Es war fast körperlich spürbar, wie tief verletzt sie war. In diesem Moment hätte er ihre Eltern erwürgen mögen. Wie konnten sie nur? Wie konnten sie seine Frau, seine geliebte Jasmine, nicht wie ein kostbares Kleinod schätzen und lieben? „Und du glaubst, das wäre von Bedeutung für mich?“
„Du bist ein Scheich. Du hättest eine Prinzessin heiraten sollen oder zumindest eine Frau mit adligem Hintergrund. Ich weiß ja nicht einmal, wer mein Vater ist“, erwiderte sie mit erstickter Stimme.
Das war eine Schande, das musste er zugeben. Doch es war nicht Jasmines Schande, sondern die des Mannes, der dieses wundervolle Wesen gezeugt hatte und dann seiner Wege gegangen war, die Schande der Frau, die sie zur Welt gebracht und dann verlassen hatte, und
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