Heiße Rache aus Leidenschaft
an sich gepresst hätte. So fühlte sie den unmissverständlichen Beweis seiner Erregung und wurde sich schlagartig bewusst, dass sie nun vor dem Gesetz seine Ehefrau war.
Als Rafaele sie schließlich freigab, lächelte Emma scheu zu ihm auf. Ein Zugeständnis an die Hochzeitsgesellschaft, wie sie sich einredete. Doch Rafaele erwiderte ihr Lächeln unerwartet warm und herzlich. Noch nie hatte er so entspannt … und so unwiderstehlich attraktiv ausgesehen.
Nachdem alle Unterschriften geleistet waren, erfüllte Emma ihre Pflicht, indem sie unermüdlich lächelnd an Rafaeles Seite mit einem Champagnerglas in der Hand die Glückwünsche der Freunde, Kollegen und Geschäftspartner entgegennahm, die der so kurzfristigen Einladung hatten Folge leisten können. Vor allem von den älteren Gästen wurde mit Rührung registriert, dass sie, wie man annahm, ihrem Bräutigam zuliebe das Brautkleid seiner über alles geliebten Mutter trug.
Insbesondere eine Dame, die Gabriela Fiorenza persönlich gekannt hatte, nahm Emma beiseite, als Rafaele gerade in ein Gespräch vertieft war. „Ich bin wirklich froh, dass Rafaele jemand wie Sie gefunden hat“, sagte sie auf Englisch mit starkem italienischem Akzent. „Er hat immer geschworen, er würde sich nie verlieben und niemals heiraten, aber doch nur, weil er nicht wie sein Vater werden wollte. Valentino hat Gabrielas Tod nie überwunden. Sie war seine ganz große Liebe praktisch von Kindesbeinen an. Und dann auch noch der Verlust des armen Giovanni …“ Sie bekreuzigte sich. „Gott sei seiner Seele gnädig.“
Gern hätte Emma nachgefragt, was denn Rafaeles jüngerem Bruder zugestoßen war, aber sie wollte sich nicht die Blöße geben zu verraten, wie wenig sie tatsächlich über ihren frisch angetrauten Ehemann wusste.
Sobald die Hochzeitsfotos erledigt waren und die Torte angeschnitten und verteilt war, führte Rafaele Emma auch schon zum Wagen, der sie zur Villa zurückbrachte.
„Ich lasse dich jetzt allein“, sagte er, kaum dass sich die Haustür hinter ihnen geschlossen hatte. „Es war ein langer Tag. Ich werde mich um die elektronische Überweisung der Gelder kümmern, die ich dir versprochen habe, und habe noch einige andere geschäftliche Transaktionen online zu erledigen. Deshalb sage ich dir jetzt gute Nacht.“
„Rafaele …?“
Sofort wurde seine Miene abweisend. „Das Geld gehört dir, Emma. Nichts anderes hast du doch gewollt, oder?“
Bedrückt wich sie seinem Blick aus. „Ja … Ja, natürlich.“
Einen Moment später war er bereits auf dem Weg ins Arbeitszimmer, als könnte er es nicht erwarten, von ihr wegzukommen.
In den folgenden Tagen sah Emma Rafaele kaum. Er kam spätabends nach Hause und war morgens schon wieder fort, ehe sie aufgestanden war. Seltsamerweise war sie nicht froh darüber.
Glücklich machte sie, dass sie Simone das Geld überweisen konnte und es ihr so ermöglichte, ihre Schulden zu bezahlen. Und um der Möglichkeit vorzugreifen, dass auch in Melbourne die Presse über ihre Heirat mit Rafaele Fiorenza berichten würde, beichtete sie ihrer Schwester gleich alles. Erwartungsgemäß war Simone besorgt, aber Emma versicherte ihr, dass Valentino Fiorenza niemals etwas Derartiges verfügt hätte, wenn er seinem Sohn nicht vertraut hätte, ehrenhaft zu handeln.
„Du wirst doch nicht so dumm sein, dich in diesen Mann zu verlieben, oder?“, hakte Simone misstrauisch nach.
„Natürlich nicht!“, wehrte Emma lachend ab. Später jedoch fragte sie sich, ob sie mit dieser Überheblichkeit nicht das Schicksal herausgefordert hatte. Denn sie glaubte immer noch, Rafaeles Kuss auf ihren Lippen zu spüren, und allein bei dem Gedanken daran, wie sich ihre Zungenspitzen berührt hatten, durchzuckte es sie heiß.
Nein, es lag wirklich nicht in ihrem Interesse, Gefühle für Rafaele zu entwickeln. Aber immer häufiger, wenn sie allein durch die große Villa oder den Park streifte, stellte sie sich vor, wie es für ihn und seinen kleinen Bruder gewesen sein musste, ohne Mutter aufzuwachsen. Wie verloren und im Stich gelassen mussten sie sich gefühlt haben. Und nach dem Tod seines jüngeren Bruders Giovanni war Rafaele mit nur zehn Jahren ganz allein gewesen. So schön und prachtvoll die Villa auch war, mit ihren kostbaren Gemälden und Kunstgegenständen wirkte sie doch eher wie ein Museum als wie ein geeigneter Spielplatz für einen kleinen Jungen.
Ganz wie Emma es vorausgesehen hatte, war Rafaele doch nicht in die Räume seines Vaters
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