Heiße Rache aus Leidenschaft
Fröhliches Lachen war ihm ein Gräuel, und er fuhr mich und meinen kleinen Bruder wegen jeder Kleinigkeit an. Es schien, als wollte er, dass wir ewig trauerten. Aber Giovanni zumindest war zu jung, um sich viel an seine Mutter zu erinnern. Ein kleiner Junge, den man zwang, auf Zehenspitzen durch ein Mausoleum zu laufen. Ich konnte ihn nicht immer vor den Ausbrüchen meines Vaters beschützen.“ Rafaele bemerkte Emmas entsetzten Blick und fügte hinzu: „Er hat uns nicht geschlagen, wenn du das meinst. Nein, seine Methoden der Unter
drückung waren subtiler. Worte können genauso verletzen und systematisch die Selbstachtung untergraben.“ „Es tut mir leid“, sagte Emma ehrlich. „Wie furchtbar für dich, so aufzuwachsen.“
„Ja, es ist schon ironisch, dass ich so erfolgreich geworden bin. Vielleicht hat die harte Schule meines Vaters sogar dazu beigetragen, aber trotzdem kann ich ihm nicht verzeihen.“
„Er ist tot, Rafaele. Was bringt es dir, ihn noch zu hassen? Du vergiftest dir dein Leben und wirst am Ende genauso verbittert und unglücklich sein, wie er es war.“
„Hast du ihm das auch gepredigt, als es mit ihm zu Ende ging? Vergeben und vergessen? Vielleicht steckt ja doch etwas von der kleinen, grauhaarigen Sonntagsschullehrerin in dir.“
„Gleich am ersten Tag, als ich zu ihm in seinen Palazzo in Mailand kam, spürte ich, dass er mit sich nicht im Reinen war. Im Lauf der Monate ermutigte ich ihn sanft, seinen Frieden mit den Menschen zu machen. Das rate ich all meinen todkranken Patienten, denn meiner Meinung nach ist es tröstlich, diese Welt mit dem Gefühl zu verlassen, einen guten Abschluss gefunden zu haben.“
„Wie war seine Reaktion?“
Sie seufzte. „Er sagte nicht viel, schien jedoch ernsthaft darüber nachzudenken. Ich glaube, die Konfrontation mit der Vergangenheit war sehr schmerzlich für ihn, aber das geht vielen Menschen so. Er tat mir leid. Einmal, kurz vor seinem Tod, fand ich ihn weinend vor … untröstlich, aber er wollte mir nicht sagen, warum.“
„Warst du da, als er seinen Anwalt rief, um das Testament zu ändern?“
„Nein, er muss es an einem Nachmittag getan haben, als ich mir ein paar Stunden freigenommen hatte. Weder er noch Lucia, die nach ihm sah, wenn ich Besorgungen machte, erwähnte später irgendetwas von einem Besucher.“
Sollte er ihr glauben? Zweifellos wirkte sie sehr überzeugend, wenn sie ihn mit ihren sanften graublauen Augen anblickte und schwor, das Wohl seines Vaters habe ihr ehrlich am Herzen gelegen. Andererseits hatte sie kaum gezögert, ihn zu heiraten, um sich ihr Erbe zu sichern, und der Skandal um ihre letzte Pflegestelle in Australien sprach auch gegen sie. Rafaele hatte die Presseberichte darum aufmerksam studiert. Entweder war Emma ein aufrichtig mitfühlender Mensch, der das Opfer einer Schmutzkampagne übel meinender Verwandtschaft geworden war, oder tatsächlich eine von Geldgier getriebene, gewiefte Betrügerin.
Er wollte sich gar nicht vorstellen, dass sie sich wirklich in das Bett eines alten, todkranken Mannes gelegt hatte, um ihn dazu zu bringen, sein Testament zu ihren Gunsten zu ändern. Aber er erlebte oft genug, wie weit Frauen für Geld gingen. Sondra Henning war so eine gewesen. Nach Giovannis Tod war sie die Geliebte seines Vaters geworden, mehr als dreißig Jahre jünger, eiskalt und berechnend. Und wenn sein Vater ihr den Rücken kehrte, hatte sie Rafaele gnadenlos schikaniert. Diese Hexe hatte ihm sein Zuhause zur Hölle gemacht und durfte auf keinen Fall auch noch das Erbe bekommen, das rechtmäßig ihm gehörte.
Emma March mochte ja vielleicht eine berechnende Erbschleicherin sein, aber sie war zumindest auch eine überaus erotische, verführerische Frau. Jedes Mal, wenn er sie berührte, ging eine elektrisierende Wirkung von ihr aus, die in ihm den Wunsch weckte, mit ihr zu schlafen, bis sie vor Lust schrie. In seiner Fantasie malte er sich aus, wie sie ihn mit ihrem schönen, sinnlichen Mund zum Höhepunkt brachte, bevor er dann umgekehrt ihren schlanken und doch so aufreizend weiblichen Körper mit Lippen und Zunge erforschte und sie auf den Gipfel der ersehnten Erfüllung führte. Denn dass sie das wollte, verrieten ihm ihre sehnsüchtigen Blicke von Anfang an.
„Dein Plan ist wirklich brillant aufgegangen, nicht wahr, Emma?“, fragte er. „Du gewinnst in jedem Fall.“
Sie sah ihn verständnislos an. „Wie meinst du das?“
„Nun, für die Dauer unserer Ehe hast du ein luxuriöses Dach über
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