Heiße Rache, süße Küsse (Julia) (German Edition)
Jesse tatsächlich nicht vorausgesehen hatte. Ungläubig verfolgte sie auf dem Bildschirm mit, wie ihre Spielfigur auch dieses Mal einen grausigen Tod starb. Bisher hatte noch niemand sie geschlagen – und nun das! Sie war eine lebende Legende unter den Computerspielern!
Luc nahm ihr die Konsole aus der Hand und räusperte sich. „Also, wo waren wir stehen geblieben …?“
Entsetzt sah sie in seine triumphierende Miene. „Ich kann nicht glauben, dass Sie das geschafft haben.“
„Sie sind nicht die Einzige, die viel zu viele Stunden mit Computerspielen vergeudet hat.“
„Das hätten Sie mir sagen müssen“, fuhr sie ihn an. „Das ist unfair. Ich habe mich überhaupt nicht angestrengt. Wenn Sie wirklich so gut sind, dann …“
„Aber, aber …“ Luc legte einen Finger auf ihren Mund. Als sie verstummte, ließ er die Hand wieder sinken, und sie war endlos dankbar dafür. Denn fast hätte sie sich von dem Impuls überwältigen lassen, ihre Lippen um seinen Finger zu schließen.
„Seien Sie keine schlechte Verliererin. Das passt nicht zu Ihnen, Jesse. Der Sieger steht fest, und wie abgemacht, kann ich jetzt tun, was ich will.“
Jesses Herz pochte zum Zerspringen. Sie starrte Luc mit einer Mischung aus Furcht und erwartungsvoller Aufregung an. „Und … und was wollen Sie?“
Er ließ den Blick über ihr Gesicht wandern, verharrte bei ihren Lippen, die prompt zu prickeln begannen, und glitt dann weiter hinunter zu ihrem Busen, so als könnte er alles unter dem dünnen Shirt genau erkennen. Jesse musste an einen Panther denken, der sich viel Zeit ließ, um mit seiner Beute zu spielen.
„Was ich will? Ich will Sie küssen.“
Jesse zuckte zurück. „Unsinn! Das wollen Sie nicht.“
Er rückte näher und fixierte ihre Lippen. Bisher hatte Jesse so etwas immer als extrem unsexy empfunden, jetzt jedoch erschien ihr sein Blick verstörend provokativ.
„Oh doch, Jesse, genau das will ich.“
Jesse rutschte bis ans äußerste Sofaende, ihr Herz raste. „Nein, wollen Sie nicht“, wiederholte sie. Ein feiner Schweißfilm trat ihr auf die Stirn. Sie sah nur noch Luc Sanchis – groß, kräftig und gefährlicher als alles, was ihr in ihrem Leben bisher begegnet war, einschließlich ihres Vaters.
Luc war ihr jetzt nah genug, um sie zwischen seinen Armen in der Sofaecke gefangen zu halten. Sie war blass, zwei hektische rote Flecke erschienen auf ihren Wangen, ihre Brust hob und senkte sich mit jedem Atemzug. Luc zögerte einen kurzen Moment. Aber er konnte jetzt nicht aufhören, hatte er sie doch genau dort, wo er sie haben wollte – bebend und verwundbar.
Er hatte sich schließlich vorgenommen, die Kontrolle über dieses ganze unsinnige Szenario zu erlangen. Seltsamerweise schwand dieser Vorsatz jedoch mehr und mehr, während er in Jesses große graue Augen starrte. Das, was er jetzt wollte, war etwas ganz anderes …
Er legte die Hand in ihren Nacken und streichelte ihren Hals. Verlangen flammte in ihm auf. Doch Jesse hatte die Beine angezogen, er lehnte an ihren Knien und konnte an seiner Brust spüren, wie sehr sie zitterte. Verwirrt stellte er fest, wie das Bedürfnis, sie zu trösten, übermächtig wurde und alles andere verdrängte. Irgendetwas passierte hier. Fast schien es, als spüre er die tief in ihr verborgene Verletzlichkeit. „Es ist alles in Ordnung, Jesse“, hörte er sich selbst sagen. „Ich werde Ihnen nicht wehtun.“
Er beugte den Kopf und kam ihrem Mund wie in Zeitlupe immer näher …
Jesse kämpfte mit sich. Sie sollte jetzt die Beine ausstrecken und Luc von sich stoßen, doch sie tat es nicht. Sie spürte, dass er sie niemals zu etwas zwingen würde. Aber genau das war die Gefahr, denn sie selbst war ihr größter Feind. Seit sie ahnte, was er vorhatte, spürte sie diese erwartungsvolle Aufregung. Hatte sie ihn etwa absichtlich gewinnen lassen? Ein bestürzender Gedanke …
Seit über einem Jahr, seit sie sich damals getroffen hatten, träumte sie von diesem Moment. Jetzt war es so weit, es würde passieren. Sie würde Luc nicht, konnte ihn nicht, wollte ihn nicht aufhalten.
Als sich ihre Lippen berührten, hatte Jesse das Gefühl, als würden tausend kleine Elektroschocks durch ihren Körper jagen. Luc hob den Kopf, als hätte er genauso empfunden. Doch als sich ihre Blicke begegneten, war Lucs fast vorwurfsvoll … so, als hätte sie etwas Schreckliches getan. Aber bevor sie einen Ton sagen konnte, umfasste Luc ihren Kopf und presste seinen Mund verlangend auf ihre
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