Heiße Rache, süße Küsse (Julia) (German Edition)
Auch sollte die Maschine von der Flugzeit her längst mit dem Sinkflug begonnen haben, doch noch immer flogen sie hoch über den Wolken.
Unruhe befiel Jesse, aber sie sagte sich, dass sie sich albern benahm. Als die Maschine jedoch länger und länger in der Luft blieb, ließ die Panik sich nicht mehr eindämmen.
Jesse stand auf und klopfte an die Cockpittür. Als keine Antwort erfolgte, war sie sicher, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie setzte sich wieder. Ihr brach der Schweiß aus. Unter sich konnte sie das Meer sehen, es glitzerte azurblau im Sonnenlicht. Ein schrecklicher Verdacht keimte in ihr auf, aber sie wagte nicht, weiter darüber nachzudenken. Also saß sie steif da und konzentrierte sich darauf, ruhig zu bleiben.
Als sie dann endlich landeten und der Steward mit einem schiefen Lächeln aus dem Cockpit trat, konnte Jesse ihre Wut nicht länger unter Kontrolle halten. Sie sprang aus ihrem Sitz, eilte zur offenen Bordtür – und schaute auf dieselbe idyllische Inselszenerie, die Luc Sanchis vor Monaten empfangen hatte, dieses Mal allerdings mit vertauschten Rollen. Nun stand Luc, in Jeans und Poloshirt, eine Sonnenbrille auf der Nase, neben dem geparkten Jeep.
Jesse blieb in der Bordtür stehen. „Ich steige nicht aus dieser Maschine, Sanchis!“
Luc nahm die Sonnenbrille ab und warf sie achtlos in den Jeep. Als er entschlossen auf das Flugzeug zulief, schrie Jesse auf, rannte zu ihrem Sitz zurück und schnallte sich an. Der Steward zeigte keinerlei Reaktion.
Sie hörte Lucs Schritte auf den Metallstufen, und dann sah sie seine breiten Schultern in der offenen Tür.
„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du mich nicht Sanchis nennen sollst? Über dieses Stadium sind wir längst hinaus.“
Jesse hatte Mühe zu atmen. „Dieser Mann hat mich entführt“, wandte sie sich Hilfe suchend an den Steward.
„Nun, Miss Moriarty, fairerweise muss man wohl sagen, dass Sie ihn zuerst gekidnappt haben.“
Erst jetzt sah sie genauer hin und erkannte den jungen Mann, den sie dafür bezahlt hatte, das Schlafmittel in Lucs Kaffee zu geben. Sie wurde blass.
Luc war bei ihr angekommen und löste den Sicherheitsgurt. Vergeblich versuchte sie, seine Hände wegzuschieben. Und bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte Luc sie über seine Schulter geworfen, ohne sich von ihrem Protest beeindrucken zu lassen.
„Danke, Steven“, sagte er, als er an dem Steward vorbeiging. „Ich melde mich, wenn Sie wieder zurückkommen sollen. Es wird sicherlich ein paar Tage dauern.“
Jesse trommelte auf Lucs Rücken. „Lass mich runter!“ Es zeigte keinerlei Wirkung.
Erst beim Jeep stellte Luc sie wieder auf die Füße, um sie ohne Umschweife auf den Beifahrersitz zu hieven. Hinter sich konnte Jesse die Flugzeugmotoren aufheulen hören. Die Maschine rollte zum Start an.
Luc ließ sich hinter das Steuer gleiten und wandte Jesse grinsend das Gesicht zu. „Ich muss sagen, das macht mehr Spaß, als ich gedacht hätte.“
Damit wendete er den Wagen und fuhr zur Villa. Jesse saß mit verschränkten Armen da und schäumte innerlich vor Wut. Allerdings musste sie auch die Hoffnung niederkämpfen, die sich in ihr regte.
Von der Rückbank vernahm sie ein Miauen und erkannte Tiger in einem Katzenkorb, als sie den Kopf drehte. Sie warf Luc einen Seitenblick zu. „Aber wie …?“ Sie hatte das Tier doch beim Portier abgegeben. Dessen Tochter hatte sich bereiterklärt, sich um Tiger zu kümmern, solange Jesse auf Geschäftsreise war.
Luc antwortete nicht direkt. Sie fuhren gerade durch die Tore der Villa, die er mit der Fernbedienung sorgfältig wieder schloss. Jesse fragte sich, was es zu bedeuten hatte, dass Tiger ebenfalls hier war.
„Meine Sekretärin hat deinem Wachmann die Situation erklärt“, sagte er schließlich. Er bremste den Jeep vor der Haustür ab und stieg aus. Mit dem Katzenkorb in der Hand öffnete er die Beifahrertür für Jesse.
„Wieso sind wir hier, Luc? Damit du mich noch mehr bestrafen kannst? Es reicht dir nicht, dass ich es eindeutig begriffen habe?“, fragte sie, während sie Luc in die Villa folgte.
Gequält sah er sie an. „Wenn ich die Zeit zurückdrehen und alles anders machen könnte … glaube mir, ich würde es tun. Ich war unverzeihlich gemein. Und ein Feigling.“
Jesse legte die Hand auf ihren Magen, weil ihr übel wurde, wenn sie daran dachte. „Du musstest mich nicht herbringen, um mir das zu sagen. Oder weil du ein schlechtes Gewissen hast. Ich wusste immer, dass zwischen uns nie
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