Heiße Sonne der Verfuehrung
Bastarde zeugen, seine Sünden waren deswegen jedoch nicht weniger schwer.
Und was, fragte eine Stimme, wirst du tun, um das zu sühnen?
Es dauert nun verdammt noch mal schon lang genug, dachte Aurora, als sie den oberen Korridor entlanglief. Selbst Dahrein nahm Ransoms nachdenkliches Schweigen seit dem vergangenen Tage wahr. Aurora überlegte, dass Ran vielleicht gekränkt oder gar ein wenig eifersüchtig darüber war, dass sie den größten Teil des vergangenen Nachmittags und Abends mit dem Jungen zusammen verbracht hatte. Oder war er vielleicht noch immer besorgt wegen ihres Missgeschickes mit dem Pfeil und der Brücke? Ihr Schutzzauber war eine ausreichende Vorkehrung, er war jedoch nicht überzeugt davon.
Es ist an der Zeit, ihn zu fragen, entschied sie, als sie um die Biegung des Korridors schritt. Ein glucksendes Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit und veranlasste sie stehen zu bleiben. Mit zusammengezogenen Augenbrauen lauschend nahm sie wahr, dass es aus Sayiddas Zimmer kam. Als sie leise an die Tür klopfte, hörte sie lediglich ein lautes Würgen, und besorgt ging Aurora einfach hinein. Sofort stürzte sie zu Sayidda hinüber und gab der älteren Frau, die über einem Nachttopf hing und den Inhalt ihres Magens ausleerte, Hilfestellung.
Als der Anfall allmählich nachließ und Sayidda sich in einen Sessel fallen ließ, tränkte Aurora ein Stück Stoff mit frischem Wasser und tupfte ihr damit die Stirn ab. Ihre Haut war so bleich, dass sie beinahe schon gelblich aussah. Aurora sagte nichts dazu, goss ihr ein wenig Wasser ein, damit sie ihren Mund ausspülen konnte, deckte den Topf ab und stellte ihn beiseite.
Schwer atmend wischte Sayidda sich ihr Gesicht mit dem feuchten Tuch ab.
»Wie lange geht das schon?«, wollte Aurora von ihr wissen. Sayiddas Schultern bewegten sich schwerfällig. »Vielleicht eine Woche, vielleicht auch schon länger. Es passiert immer morgens, nachdem ich mich gebadet, angezogen und gefrühstückt habe.«
Aurora warf einen Blick auf das Tablett; die Brötchen, der Marmeladentopf und eine chinesische Teekanne waren unberührt. Sie hob den Kannendeckel an und beugte sich darüber, um daran zu riechen. Nichts Ungewöhnliches, dachte sie, ihr Krötensteinring erwärmte sich jedoch.
»Könnte es vielleicht sein, dass Ihr in anderen Umständen seid?«, fragte sie und machte den Deckel wieder zu.
Sayidda lachte kurz. »Aurora!«
»Möglich wäre das doch.«
»Nein, Kind«, entgegnete Sayidda und richtete sich im Stuhl auf. »Denn seit der Zeit vor Kassirs Geburt habe ich nicht mehr die Freuden durch einen Mann kennengelernt.«
Aurora blinzelte. Ransoms Zölibat war nichts gegen Sayiddas dreiunddreißig Jahre Abstinenz.
Ran dachte das Gleiche, als er sich an die Wand jenseits der Tür drückte. Äußerst beschämt über sich selbst schloss er seine Augen. Wie erbärmlich habe ich ihr das Leben gemacht, dachte er. Dann jedoch, als er Schritte hörte, richtete er sich auf, drückte sich von der Wand ab und ging zur Treppe hinüber. Als Rachel an ihm vorbeiging, wünschte er ihr einen guten Morgen und schaute dann zurück, als sie in Sayiddas Gemach schlüpfte. Ich habe mit allen Fortschritte gemacht, außer mit ihr, dachte er und stieg die Treppe hinab.
»Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte Rachel, die sich nicht weiter als bis zur Tür getraut hatte. Sie drückte ihre Hände in die Falten ihres dunklen Rockes und wartete.
»Kommt, setzt Euch zu Sayidda«, gab Aurora ihr zu verstehen und schaute dann zu Rans Mutter. »Ich werde Euch etwas holen, das die Verstimmung lindern wird.«
Sayidda nickte, und Aurora ging fort. Bei ihrer Rückkehr fand sie die beiden Frauen unverändert vor. Aurora legte ihren Beutel auf die Bank des Frisiertisches, wühlte darin herum und zog Fläschchen und kleine Säckchen heraus.
»Eure Medizin«, sagte Rachel, beinahe erregt. »Genau deswegen habe ich Euch gesucht. Da gibt es ein Mädchen. Sie ist in den Bann eines Mannes geraten.« Die andere Frau schaute fragend auf, und Rachel wand nervös ihre Hände und schaute kurz zu Boden. »Sie ist in anderen Umständen und unverheiratet. Er wird sie jedoch nicht ehelichen, und sie hat fürchterliche Angst. Ich befürchte, dass sie sich etwas antun könnte.«
Aurora stellte langsam das Fläschchen ab und runzelte die Stirn. »Und was erwartet Ihr da von mir?«
»Mister Backland sagt, Ihr habt Tinkturen?«
»Ja, aber die wirken nicht besonders gut und sind außerdem gefährlich,
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