Heiße Sonne der Verfuehrung
Rachel.«
»Zeigt mir, wie hoch die Dosis sein muss, und ich werde mich darum kümmern.«
Aurora schüttelte den Kopf. »Nein. Sagt ihr, sie soll zu mir kommen. Es ist zu schwierig, das zu beurteilen, ohne …«
»Nein!«, und dann sanfter: »Nein, bitte«, flehte Rachel sie an. »Ich habe geschworen, ihre Identität nicht preiszugeben.«
»Ihr würdet sie also ermutigen, sich von dem Kind zu befreien?« Aurora war verwirrt. »Aber Euer Glaube, das Kloster?«
Aurora und Sayidda tauschten besorgte Blicke aus, und Rachel setzte sich hoheitsvoll auf.
»Dieses Mädchen leidet sehr, und ich fürchte um ihr Leben. Ich kann ihr helfen. Ihr könnt es«, erklärte sie. »Und ich weiß«, sie schluckte, »dass mein Gott mich anweist, den Unglücklichen zu helfen.« Ihre Stimme nahm eine trotzige Schärfe an. »Ich werde tun, was auch immer ich tun muss.«
»Ihr seid Euch sicher, dass sie in anderen Umständen ist?«
Rachel nickte, woraufhin Aurora unentschlossen auf das Fläschchen starrte. Es widerstrebte ihr zu helfen, ohne das Mädchen gesehen zu haben, andererseits glaubte sie jedoch auch fest daran, dass es für eine Frau unnötig war, ein Leben lang für das Vergnügen eines Mannes leiden zu müssen. Ohne ein Wort füllte sie die richtige Dosis in ein anderes Fläschchen ab und gab ihr dann die Anweisungen, dass es in Intervallen genommen werden müsse und dass sie sofort zu ihr kommen solle, wenn es irgendwelche Probleme gäbe. Rachel nahm die Tinktur freudig entgegen und dankte ihr auf ihre ruhige, würdevolle Art. Sayidda und Aurora schauten ihr hinterher, als sie den Raum verließ.
Sayidda erhob ihren Blick zu Aurora. »Sie lügt«, bemerkte sie forsch.
Aurora zog eine Augenbraue hoch und räumte innerlich ein, dass Rachel eine distanzierte Frau und schwer einzuschätzen war, aber – »Mir hat sie nicht dieses Gefühl vermittelt.«
»Mir aber«, antwortete Sayidda bestimmt, bevor ihr Gesicht sich plötzlich vor Schmerz verzerrte. Sie fasste sich auf ihren Magen, und jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Aurora«, stöhnte sie. »Helft mir. Das ist schlimmer als …« Sayidda bedeckte ihren Mund, und Aurora schob ihr die Schüssel zu.
Eine halbe Stunde später lag Sayidda bequem auf dem Bett und ließ sich in einen schmerzlosen Schlaf treiben. Aurora untersuchte die Reste auf ihrem Frühstückstablett und dann die Fläschchen, die auf ihrem Frisiertisch verstreut herumstanden. Sie roch an dem Puder, den Cremes, den Parfüms und selbst an der parfümierten Seife. Alles schien in Ordnung zu sein. Aurora zog die Schlafdecke um Sayidda herum, befühlte mit dem Handrücken ihre Stirn und ihre Wange, beobachtete ihren Atem, zählte im Geiste die Symptome auf und suchte nach der Ursache.
»Aurora, was geht hier vor?«
Aurora erwiderte Rans Blick und schaute dann erneut zu Sayidda hin, bevor sie zu ihm hinüberging, ihn aus dem Raum drängte und die Tür hinter sich zuzog.
»Deiner Mutter geht es nicht gut«, flüsterte sie. »Lass sie sich ausruhen.«
»Was fehlt ihr?«, wollte er wissen, wobei sein tiefer Tonfall seine Panik verriet.
Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass sie irgendein Gift zu sich genommen hat.«
»Was?«, stieß er aus und sie schob schnell ihre Hand über seinen Mund und wies durch ein Nicken den Korridor hinunter. »Bist du dir da sicher?«, fragte er sie, als keiner mehr mithören konnte.
»Nein. Aber auf jeden Fall ist es unabsichtlich geschehen«, antwortete sie ihm. »Wahrscheinlich ist es nichts weiter, als dass sie ein wenig verdorbenes Fleisch gegessen hat, oder es ist eine Reaktion auf ein neues Nahrungsmittel …«
Er ergriff ihre Arme. »Kannst du ihr helfen?« Das Flehen in seinen Augen war ein Verrat an allem, was er in der Vergangenheit zu Sayidda gesagt hatte.
»Ich werde es versuchen, Ransom. Das verspreche ich dir.« Sie legte ihre Hand auf seine Brust. »Aber durch das Heilverfahren könnte es ihr zunächst schlechter gehen, bevor sie geheilt wird.«
Ran schluckte und schaute an ihr vorbei zu der verschlossenen Tür, hinter der seine Mutter lag. Nicht jetzt, lieber Gott, betete er, ich habe sie doch schon genug gestraft.
»Ich kann ihr helfen!«, versicherte sie ihm, als sie seine Tränen spürte.
Er drückte seine Lippen auf ihre Stirn und wendete sich dann abrupt ab.
Rachel lief forsch den Weg vom Dorf zum Haus entlang. Ihr Blick schoss zwischen Büschen, Blumenansammlungen und jedem Baum hin und her, und sie
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