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Heiße Sonne der Verfuehrung

Heiße Sonne der Verfuehrung

Titel: Heiße Sonne der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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die Tasche holen ging; als der Junge wieder erschien, ging eine Veränderung in Aurora vor. Als sie den Beutel entgegennahm, schenkte sie Dahrein sogar ein Lächeln. Dann jedoch, als sie auf Rans Blick traf, schwand all ihre Freundlichkeit wieder. Es war klar, dass sie ihn für Shokais Zustand verantwortlich machte.
    »Wir müssen an Land gehen«, forderte sie mit einer Stimme, die kaum wiederzuerkennen war. »Und zwar sofort.«
    »Nein, Captain«, mischte der Schiffsarzt sich ein. »Er ist viel zu krank, um reisen zu können.«
    Ran sah zu dem alten Mann hinunter und versuchte, teilnahmslos zu wirken. Shokais Brust war eingesunken, seine Rippen standen deutlich vor. Die Peitschenwunden eiterten rot und bedrohlich, und seine wunden Füße wiesen keinerlei Zeichen von Heilung auf. Neben seinen nackten Armen lagen die Messer des Schiffsarztes sowie eine Schale Blut. Seine Atmung ging flach, und Ran wusste, dass Shokai sich an der Schwelle des Todes befand. Das musste Aurora einsehen.
    »Er wird es nicht überleben, Mylady.«
    Sie griff ihn an wie eine beißende Schlange und verblüffte ihn mit ihrer Heftigkeit. »Er wird? Dafür werde ich sorgen!«
    Sie macht sich selbst etwas vor, dachte Ran, aber er bemühte sich um Gelassenheit. Mit ruhiger Stimme antwortete er: »Dann tut, was ihr wollt, aber tut es hier.«
    »Nein! Dieser Ort ist unrein.« Sie wies auf die Kabine. »In diesem Schmutz kann ich nicht … arbeiten.«
    Ran presste die Lippen zusammen. Das Mädchen traut sich eine Menge, dachte er; er konnte es kaum glauben, dass dieselbe Frau, die ihn im Beduinenzelt so sanft beruhigt hatte, ihn nun so böse anstarrte. Ihre Gewänder waren zerrissen und mit Shokais Blut besudelt, Haarsträhnen klebten auf ihrer erhitzten Haut. Ran sehnte sich danach, diese zur Seite zu streichen, Aurora in den Arm zu nehmen und ihren Kummer zu lindern. Sie stand vor ihm und blickte fordernd zu ihm auf. Ihre glänzenden Augen machten seine Selbstkontrolle zunichte; er schwankte, gab ihrem Wunsch nach und rief nach dem Beiboot und nach Freiwilligen.
    Plötzlich drückte sie ihre Stirn an seine Brust: Ran spürte ihre Erleichterung, legte seine Hände auf ihre Schultern und drückte sie zärtlich. Aurora legte ihre zitternde Hand auf sein Herz.
    »Oh«, flüsterte sie. »Ich glaube, es schlägt wieder.«
    Er schenkte ihr ein schwaches Lächeln, denn er wusste, dass sie mit dieser spöttischen Bemerkung nur versuchte, ihre eigene Misere zu überspielen.
    Sie wendete sich ab, kniete neben Shokai nieder, hielt dessen Hand und sprach zu ihm in einer Sprache, die Ran nicht verstehen konnte. Der alte Mann antwortete mit einem schwachen Drücken ihrer Hand. Innerhalb kurzer Zeit hatte sie ihn für die Reise vorbereitet. Aurora blieb an Shokais Seite und sprach mit sanfter Stimme zu ihm, während sie zuerst mit dem Boot an den Strand und dann in die Stadt fuhren. Er antwortete nicht, und Ran befürchtete, dass er nie wieder ein Wort aussprechen würde.
    Das konnte man von Aurora nicht gerade behaupten. Sie war voller Eile, einen Raum in einer Herberge zu finden, und als sie ihr Ziel erreicht hatte, verwirrte sie Ran, indem sie mehrere Eimer kochenden Wassers und ein Bad bestellte.
    Allein mit ihr und ihrem Beschützer lehnte Ran sich gegen die rissige Wand des kleinen Raumes und beobachtete sie genau, wie sie Shokais Wunden auswusch und reinigte und dann die Umgebung des Pritschenbettes und den derben, hölzernen Badezuber ebenfalls säuberte. Als alles schließlich zu ihrer Zufriedenheit erledigt war, ging sie zu dem kleinen Tischchen neben dem Zuber hinüber. Sie stöberte in ihrem Beutel herum und zog Kerzen, Bindfaden, Feuersteine, kleine Säckchen aus Samt, Leder und Stoff hervor. Die Beschriftungen darauf waren fremdländisch, Ran gänzlich unbekannt, und er bemühte sich, die Schriftzeichen zu entziffern. Seine Augen weiteten sich, als sie einen verbeulten challis auf den Tisch stellte und außerdem einen winzigen Kessel auf einem kleinen Kohlebecken. Es folgte der silberne Dolch, den sie ehrfürchtig zur Seite legte.
    »Ich bitte Euch, mich allein zu lassen«, sagte sie tonlos, streute ein blaues Pulver in das Wasser und öffnete ihre Gewänder. Er konnte eine seltsame Ruhe in ihr spüren, so sanft und doch bestimmt. Das zermürbte ihn.
    »Ihr wollt ein Bad nehmen? Jetzt?« Sie weigerte sich, ihn anzuschauen, und er spürte ihre Distanz, als wäre sie tausend Wegstunden entfernt von ihm. Wie konnte sie sich nur so schnell

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