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Heiße Sonne der Verführung

Heiße Sonne der Verführung

Titel: Heiße Sonne der Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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stehen.
    Land.
    Angesichts der Zerstörungen, die die Lion erlitten hatte, hatten sie es in einer hervorragenden Zeit geschafft. Ran freute sich jedoch überhaupt nicht auf diesen Moment. Und das noch weniger, als Aurora auf Deck stürmte und ihre Augen abschirmte, um aufs Meer hinausschauen zu können. Ihr blaues Gewand bauschte sich in der Brise und leuchtete in dem schwindenden Licht; ihre offenen Haare peitschten im Wind. Eine Beengtheit zerrte an Rans Brust. Seit dem Moment im Niedergang zwei Tage zuvor war er ihr nicht mehr so nahe gewesen.
    Und sie würde ihn dafür in der Luft zerreißen.
    Sie stellte sich an der Reling auf die Zehenspitzen. Ran wusste, dass sie im aufkommenden Dämmerlicht nichts sehen konnte und stellte sich neben sie. Das passierte nur einen Moment, bevor sie zu ihm aufschaute. Ihr Blick fuhr durch ihn hindurch wie ein Schwert durch Papier.
    »Es ist also wahr? Land?« Zuerst war sie enttäuscht, dann jedoch voller Hoffnung.
    »Ja.«
    »Aber wo?« Sie suchte den Horizont in allen Richtungen ab, und beinahe hätte er gelacht. Aber nur beinahe. Er hielt ihr das Fernglas hin und gab ihr ein Zeichen, es doch damit zu versuchen. Sie nahm es und stellte es ein.
    »Ach, das ist ja nicht mehr als ein Fleck.« Der Anblick löste ein Reißen in ihrer Brust aus. Land bedeutete, dass ihre Trennung näher rückte.
    »Und wird es auch bis morgen bleiben.« Sie nahm das Glas herunter und blinzelte in die Ferne, als sie es ihm zurückgab.
    »Wir werden also daran vorbeisegeln?«, vermutete sie mit leiser Stimme, wobei sie mit ihrem Amulett spielte.
    »Nein, Mylady, wir segeln gerade drauf zu«, erklärte er ihr und sah, wie sie sich versteifte.
    Himmel noch mal! Sie hatte nicht erwartet, dass sie so bald schon in einen Hafen einlaufen würden! Nicht mit den Briten, die das Meer durchkämmten, um sie zu finden. Aber sie vertraute Rans Instinkten und sie wusste, dass es einen guten Grund dafür geben würde, jetzt an Land zu gehen. An Land. Wie sehr hatte sie doch gehofft, dass mit der Zeit …
    »Hat dieses Land einen Namen?«
    »Sanctuary – die Zuflucht.«
    Und dann, nach einer Pause: »Dort ist mein Zuhause, Aurora.«
    Sie riss ihre blauen Augen vor Überraschung weit auf. »Zuhause?« Sie schaute um sich, und ihr Blick sagte ihm, dass sie die Lion für seinen einzigen Aufenthaltsort gehalten hatte. »Ihr habt ein richtiges Zuhause?«
    Richtiges. Ran konnte es nicht sagen. Es war ein Haus mit Bewohnern, mehr nicht. Aber es war die Art, wie sie dieses eine Wort aussprach, voller Ehrfurcht und Neid, eine Fülle an Sehnsucht empfindend, die ihm das Herz brach. Wird sie es mögen?, fragte er sich plötzlich, oder wird sie es schmucklos und kalt finden?
    »Ja«, antwortete er schließlich, schaute in ihre glänzend blauen Augen und hatte das Gefühl, vollkommen von ihnen verschluckt zu werden. »Es ist durch ein Riff geschützt und hat nur einen Weg landeinwärts zu den Buchten. Wir werden nicht vor Einbruch der Dunkelheit zur Küste fahren, dann müssen wir vor Anker gehen und bis zum Sonnenaufgang warten.«
    Noch eine Nacht, dachte sie und verschluckte sich fast an dem Knoten, der in ihrer Kehle anwuchs. Noch eine Nacht, und sie würde von ihm getrennt sein. Aber das war es ja, was er wünschte. »Ich verstehe.« Sie senkte ihren Blick auf den Ausschnitt seines Hemdes und drehte sich dann weg.
    Ran runzelte die Stirn und packte sie am Arm. »Aurora? Was habt Ihr?«
    »Nichts, nichts.« Sie hielt ihren Kopf geneigt, denn ihr war nicht viel mehr geblieben als ihre Würde, und sie war entschlossen, sich nicht zum Narren zu machen, wenn er sie nicht bitten sollte, mit ihm zu kommen. Sein Zuhause. Er ging nach Hause, zu Freunden, in einen Hafen der Ruhe; und sie würde mit ihrer Suche fortfahren. Ach, bemitleide dich doch jetzt nicht selbst, schalt sie sich lautlos. Trotzdem aber nagte es an ihrem Herzen, dass es in seinem Leben keinen Platz für sie gab. Dies war ein Feind, gegen den sie nicht ankämpfen konnte.
    »Schaut mich an, kleine Lady.«
    Sie tat es jedoch nicht, denn die Art, wie er sprach, zerrte an ihrer Gelassenheit. »Ich freue mich, wirklich, denn nun kann ich wieder nach meinem Vater suchen«, stieß sie aus, riss sich los und rannte zur Luke. Ran lief hinter ihr her, dann hielt er jedoch inne.
    »Warum habt Ihr es ihr nicht gesagt?«, wollte neben ihm Domingo wissen, und als Ran nach oben schaute, bemerkte er, dass mehr als nur einer seiner Männer das Gespräch mit angehört hatte. Shokai

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