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Heiße Sonne der Verführung

Heiße Sonne der Verführung

Titel: Heiße Sonne der Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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eingeschlossen. Der alte Mann sah ihn nun böse an wie ein schwarzer Donner.
    »Ihr was gesagt, Dom?«, kam es in einem leisen Zischen. »Dass ich sie nach neunjähriger Suche an einen Ort bringen werde, wo sie niemals ihren Vater finden wird? Dass ich sie auf einer Insel aussetze, wo sie für Wochen keine Chance auf Freiheit haben wird?« Er schüttelte den Kopf, schlug die Hände vors Gesicht und fuhr sich dann mit den Fingern durchs Haar. Die Bekümmertheit, die sie versuchte zu verbergen, ließ ihm das Herz schwer werden. Nach all den Gelegenheiten, bei denen er sie zurückgestoßen und seine Unfähigkeit deklamiert hatte, sich ihr anvertrauen oder seine Verpflichtungen ihr gegenüber ändern zu können, tat er nun genau das. Sie würde unglücklich sein. Sie würde wütend und verletzt sein, dass er ihr seine Pläne verheimlicht hatte; Pläne, die ihr Leben erneut zum Stillstand bringen würden, und das wegen seiner Fehler, wegen seiner Gelübde. Wegen seines Bedürfnisses, sie beschützen zu wollen trotz allem.
    Und doch musste sie bei ihm bleiben, denn Ran befürchtete, sie an irgendeiner Küste abzusetzen, würde innerhalb von wenigen Tagen ihren Tod bedeuten.
    Obwohl sie es ihm nicht glauben würde, wenn er in diesem Punkt hartnäckig blieb, so war er sich doch sicher, dass irgendjemand eine geschickte Hand walten ließ, um ihre Missgeschicke zu steuern. Und der Missetäter hielt sich nahe genug bei Ran oder seiner Crew auf, um in den vergangenen Monaten mehrmals ihren Weg zu kreuzen. Ja, Foti könnte sie an die Briten verraten haben, und Aurora an die Sklavenhändler nach diesem Fiasko in dem düsteren Gasthof. Das erklärte jedoch noch lange nicht, wie irgendjemand von ihrem genauen Aufenthaltsort erfahren haben konnte, nachdem sie aus Rahmans Lager zurückgekommen waren, oder warum sie von den anderen Frauen an Bord der Black Star getrennt gehalten worden war. Nichts davon beeinträchtigte jedoch die Tatsache, dass sie – wer auch immer sie waren – Castille getötet und beinahe auch Lougière erschlagen hatten, um sie zu bekommen.
    Wer hegte genügend Rachegefühle, um sie unbedingt aus dem Weg haben zu wollen? Und warum? Diese Frau würde niemals wissentlich einer anderen lebenden Kreatur Schaden zufügen. Ran überlegte, dass Shokai das eigentlich beabsichtigte Ziel gewesen sein könnte. Oder vielleicht hatten ihre Angreifer ja auch angenommen, dass sie niemanden hatte, den es kümmern würde, wenn sie von der Erdoberfläche verschwinden würde? Dieser Gedanke ließ seine Knie weich werden. Was könnte sie wohl wissen oder getan haben, was eine so abscheuliche Vergeltung rechtfertigen könnte?
    »Ich denke, Ihr habt die Lady unterschätzt, Ran«, unterbrach Domingo seine Gedanken. »Nach vierzehn Tagen mit Euch zusammen auf See wird sie die Ruhe willkommen heißen.«
    Ran erkannte nicht, dass er lediglich einen Scherz gemacht hatte, und sein frostiger Blick zeigte das. »Vielleicht verschwindet sie ja auch im Dschungel, wie Ihr das so gerne hättet«, reizte Domingo ihn, während er sich in regelmäßigen Abständen Nüsse in den Mund steckte. »Es ist ja eine große Insel.«
    »Fahrt doch zur Hölle, Dom«, krächzte Ran und starrte auf die unerforschte Insel. Sanctuary – die Zuflucht. Mindestens dreihundert Seelen nannten sie ihr Zuhause, und das schloss noch nicht die Eingeborenen und die wilden Kreaturen ein, die des Nachts zu hören waren. Ran hatte Sanctuary jedoch noch nie als ein Zuhause betrachtet, wie Aurora es genannt hatte, denn selbst hier fand er nur wenig Frieden. Das war der Grund dafür, dass er den größten Teil seines Lebens auf dem Meer verbrachte. Die Stein- und Holzkonstruktion eines Hauses stellte eine Dauerhaftigkeit dar, der er nichts abgewinnen konnte, jedenfalls nicht, solange er seine Art zu leben weiterverfolgte. Er hätte es gerne, bemerkte er, wenn es anders wäre.
    Trotzdem aber würde er lieber sterben, als sie für seine Gelübde zurück in die Gefahr zu schicken. Denn die grenzenlose Enttäuschung, die er seinerzeit in ihren Augen gesehen hatte, war zu qualvoll, als dass er sie ein weiteres Mal mit ansehen wollte.
    »Schickt zwei große Beiboote zur Küste, damit Vorbereitungen für unseren Aufenthalt getroffen werden.«
    Domingo nickte und fragte ihn dann: »Soll ich Sayidda informieren, dass Ihr einen Gast haben werdet?«
    »Erzählt ihr, was Ihr wollt, Avilar«, knurrte er. »Es ist mir egal.«
    Ran verließ das Deck und stieg in den Gang zu seiner Kabine

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