Heiße Tage auf Hawaii
Mrs. Cool, hat den Toten gefunden.«
»Donnerwetter!« rief der Mann überrascht aus.
»Deshalb wollte ich auch mal selbst einen Blick auf das Haus werfen.«
»Warum denn?« wollte er wissen.
Ich zuckte mit den Schultern. »Haben Sie sich schon je einmal ein Bild von einem Ort nach der Beschreibung einer Frau machen können?«
Er lachte.
»Jetzt weiß ich endlich, wovon sie redet. Vorher erschien mir alles etwas wirr. Mehr wollte ich nicht. Gute Nacht.«
»Gute Nacht«, antwortete er.
Ich stieg in meinen Mietwagen und fuhr zurück in die Stadt.
19
Im >Royal Hawaiian< klopfte ich an Berthas Zimmertür. Als ich von innen die unverkennbaren Klänge hawaiischer Musik hörte, hielt ich zunächst inne. Es war die eingängige Melodie eines populären Hulaliedes.
Dann klopfte ich zum zweitenmal.
Die Musik brach ab, und Bertha fragte: »Wer ist da?«
»Donald!« rief ich.
»Einen Augenblick bitte.«
Sie zögerte einen Moment, änderte dann aber ihre Absicht und öffnete. Ich ging hinein und fand Bertha in ihrem Hawaii-Kleid. Auf ihrem Schiffskoffer stand ein Plattenspieler, den sie ausschaltete, als ich eintrat. Eine gewisse Röte auf Berthas Wangen überzeugte mich, daß sie Hula geübt hatte.
Ich sagte zwar nichts, aber Bertha wußte, daß ich nur taktvoll war.
»Was, zum Teufel, ist bloß an dieser verdammten Insel dran, daß sie einem so ins Blut geht?« zürnte sie.
»Was weiß ich! Das Klima, die Freundlichkeit und Gastlichkeit der Menschen, das Fehlen von rassischen Vorurteilen. Es kann auch noch ein Dutzend anderer Faktoren sein.«
»Was es auch sein mag«, gestand Bertha, »ich benehme mich wie eine Närrin.«
»Warum?«
Sie deutete auf den Spiegel und den Plattenspieler, »Wenn du Bicknell auch nur einen Ton davon sagst, erwürge ich dich.«
»Keine Sorge. Das Klima hier macht sich auch bei Bicknell bemerkbar. Wenn er noch zwei Wochen hier bleibt, wird er sich wie Tarzan im Urwald von Ast zu Ast schwingen, sich auf die Brust trommeln und den Ruf des Gorillas ausstoßen, der gerade seine Beute erlegt hat. Und nun mal fort mit dem musikalischen Beiwerk und dem Hawaii-Kostüm. Es gibt nämlich Arbeit für uns.«
Bertha sah mich unsicher an.
»Die Arbeit, die jetzt schnell getan werden muß, ist Frauensache. Ein Mann würde dabei nur ausgelacht werden. Sie muß so diskret durchgeführt werden, daß die Polizei nichts erfährt, ehe wir das Beweisstück sichergestellt -haben.«
»Was ist es denn? Nun sprich schon!« drängte Bertha.
Ich erläuterte es ihr. »Ein Truppentransporter ist im Hafen eingelaufen. Heute früh hatten die Soldaten Landurlaub. Es gab eine
Invasion am Strand von Waikiki. Die Männer lungerten mit ihren Kameras herum und suchten nach- schönen Motiven.«
»Und was hat das mit mir zu tun?«
»Miriam behauptet, sie habe um diese Zeit schlafend am Strand gelegen und die Sonne genossen.«
»Vielleicht tat sie es wirklich«, meinte Bertha. Sie sah mich prüfend an und fügte dann hinzu: »Vielleicht aber war sie auch unterwegs und ermordete Bastion.«
»Das liegt im Bereich der Möglichkeit«, gab ich zu.
»Klingt schon besser«, nickte Bertha.
»Was meinst du damit?«
»Ich meine, daß diese Schlange ein doppeltes Spiel treibt. Sie macht dir Schafsaugen. Sie wird dich noch so hypnotisieren, daß du sie für alle Zeiten als Unschuldslamm einschätzt. Und dann wirst du alles, was sich tut, nur noch im Lichte ihrer Unschuld interpretieren.«
»Ist das so schlecht?« fragte ich.
»Ich kann dir versichern, daß es schlecht ist.«
»Also gut, ich werde die Augen offenhalten«, versprach ich.
»Du magst noch so sehr die Augen offenhalten«, knurrte Bertha. »Ich bin todsicher und wette fünfzig Dollar, daß dieses Mädchen bereits eine günstige Gelegenheit gefunden hat, dir Flöhe ins Ohr zu setzen.«
»Willst du nun endlich hören, was ich zu sagen habe?« unterbrach ich sie.
»Ich wette fünfzig Dollar gegen fünf«, bestand Bertha auf ihrer Ansicht. »Und ich biete Berthas gutes Geld, privat und nicht vom Spesenkonto. Du weißt, wie ich es hasse, Geld zu verlieren. Daher würde ich auch nie eine Wette eingehen, wenn ich nicht absolut sicher wäre.«
»Ich weiß, daß du das nicht tun würdest.«
»Nimmst du die Wette an?«
»Ich versuche, mit dir über dienstliche Dinge zu reden.«
Bertha brummte. »Ich war doch eine Närrin. Hätte sie dir noch keine Hoffnungen gemacht, dann hättest du sofort eingeschlagen. Hat sie es aber getan, dann wirst du die Wette
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