Heiße Tage auf Hawaii
Geld, als ich brauchte, und könnte ihm deshalb ohne Schwierigkeiten etwas leihen. Mehr sei an der Sache nicht dran. Er schwor, daß er es zurückzahlen würde. Nur müsse er eilig einige Schulden begleichen und eine sich gerade bietende Gelegenheit am Schopfe packen... Und so weiter in diesem Stil.«
»Und über welche Information ist er zufällig gestolpert?«
»Daß ich kurz vor Ezras Tod Arsen gekauft habe.«
»Ezra hatte Sie darum gebeten?«
»Ja, er brauchte es für seine Taxidermie. Das ist die reine Wahrheit, Donald.«
»Und haben Sie das auch der Polizei erzählt?«
»In allen Einzelheiten.«
»Okay, Mira. Sie haben mich überzeugt.«
»Wovon?«
»Daß Sie Bastion nicht umgebracht haben.«
»Donald«, hauchte sie mit leiser Stimme.
»Was denn?«
»Ich mag Sie.«
»Das ist wunderbar, und ich habe nicht das geringste dagegen einzuwenden.«
»Aber Sie mögen mich nicht, nicht wahr?«
»O doch.«
»Aber Sie zeigen es nicht.«
»Ich bin jetzt im Dienst.«
»Aber die Bürostunden sind doch schon vorbei.«
»In meinem Beruf gibt es keine Bürostunden, und ich erwärme mich jetzt erst so richtig für die Arbeit.«
»Wie kommt das?«
»Weil ich Sie aus dem Schlamassel herausholen will.«
»Donald -«
»Na und?«
Sie sagte gar nichts, sondern lag auf meinem Arm, den ich quer über das Lenkrad gelegt hatte, und sah zu mir auf.
Nach einer Weile sagte sie: »So können Sie sich aber nicht aus der Affäre ziehen, Donald. Wenn Sie mich nicht küssen, werde ich Sie küssen.«
»Das werden Sie nicht tun«, sagte ich. »Wir können diese ernste Sache nicht mit Romantik vermischen. Wir...«
Aber da lagen ihre Arme bereits um meinen Nacken und ihre Lippen auf meinem Mund. Sie rückte näher an mich heran und preßte ihren Körper fest gegen mich.
Einen Augenblick lang waren wir beschäftigt. Dann schob ich sie zurück, um Luft zu holen. »Nun hören Sie mal, Mira...«
»Halten Sie jetzt keine Gardinenpredigten, Donald. Ich werde jetzt erst einmal richtig durchatmen, und dann wird das Ganze noch einmal wiederholt. Anschließend werde ich mich züchtig auf den Platz neben Ihnen setzen, und Sie können mich zur Stadt zurückfahren. Von da an ist wieder Dienst, so, wie Sie ihn haben wollen. Ich will Ihnen da auch gar nicht hineinreden. Aber gerade in diesem Augenblick fühle ich mich so einsam, habe ich so viel Sehnsucht nach etwas Zärtlichkeit. Und Sie haben vom ersten Augenblick an einen guten Eindruck auf mich gemacht.«
»Wenn wir jetzt nicht vernünftig sind, gerät alles durcheinander.«
»Ich weiß. Aber Sie sollen doch nicht predigen, Donald.« Mit diesen Worten legte sie sanft einen Finger auf meine Lippen.
Dann murrte ich: »Wahrscheinlich sind wir beide über und über mit Lippenstift beschmiert.«
»Ach Unsinn. Ich habe den Lippenstift schon weggerieben, als ich noch hinten im Wagen saß.«
»Warum?«
»Weil ich es so geplant hatte.«
»Jetzt aber Schluß damit«, ermahnte ich sie nochmals. »Die Lage ist wirklich ernst. Sie sitzen in der Tinte, und zwar ziemlich tief. Mir scheint, Norma Radcliff ist dabei, sich aus der Affäre zu ziehen.«
»Das wird sie wohl«, meinte Miriam, »und man kann es ihr auch nicht übelnehmen. Norma kennt sich in diesem Spiel schon seit Jahren bestens aus. Wenn sie es nicht täte, wer sollte es dann sonst?«
»Na schön. Dann schlage ich vor, daß Sie sich nun auf Ihre Angelegenheiten besinnen. Wo waren Sie heute früh um 10Uhr40?«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht, Donald. Ich weiß aber nur, daß ich etwa anderthalb Stunden am Strand war.«
»Was haben Sie dort getan?«
»Zuerst habe ich Bicknell gesucht. Als ich ihn nicht ausfindig machen konnte, bin ich herumgestrolcht, habe eine Weile im Sand gelegen und bin dann eingeschlafen. Das habe ich Ihnen ja schon alles erzählt.«
»Haben Sie beim Herumlaufen jemanden getroffen, den Sie kennen?«
»Nein. Nachdem ich aufgewacht war, blieb ich nicht mehr lange liegen, sondern ging am Strand entlang. Im Hafen war ein Truppentransporter angekommen, und einige hundert Soldaten trieben sich am Strand von Waikiki herum. Mir taten die Burschen richtig leid. Sie bemühten sich so sehr, gute Manieren zu zeigen. Ich nehme an, man hatte ihnen eingetrichtert, nicht zu pfeifen oder zu grölen. Ihre Augen aber konnten sie nicht bezähmen. Man sah so richtig, wie einsam die Soldaten sich fühlten und wie gern sie mit jemandem gesprochen oder einem Mädchen den Hof gemacht hätten. Nun, Sie können sich
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