Heißer als jede Flamme (German Edition)
es ihr, kleine Verrichtungen wie diese vor Marcos Augen zu erledigen. Zu wissen, dass er ihr dabei zusah – mit einem Hauch erotischer Spannung in der Luft.
Während sie halb nackt vor ihm stand, fragte sie sich, ob er sie vielleicht auf das Bett ziehen und lieben würde. Oder würde sie beim Anblick seines fast nackten Körpers in Versuchung kommen …? Dann merkte sie, dass sie ihm noch eine Antwort schuldig war.
„Ach, es ist lange her und eine traurige Geschichte“, antwortete sie. „Viele Frauen haben so etwas erlebt. Mein Großvater war ein Charmeur.“
Sie unterbrach sich, weil Marco versuchte, sie mit der Krawatte wie mit einem Lasso zu fangen. „Wie bitte?“, grollte er halb im Scherz.
Caitlyn konnte sich das Lachen nicht verkneifen. „Schau mich nicht so an. Ich meine eine andere Art Charmeur.“
„Ich wusste gar nicht, dass es eine andere Art gibt.“
„Doch, gibt es. Sie versprechen das Blaue vom Himmel und wollen später nichts mehr davon wissen. Würdest du bitte aufhören, mich mit diesem Lasso zu verfolgen?“
„Na gut.“ Widerwillig gehorchte er und zog sich weiter aus. „Jetzt weiß ich, weshalb meine Versprechen dich so beunruhigt haben. Du kennst mich noch nicht gut genug, um zu wissen, dass ich sie einzuhalten pflege.“
„Wahrscheinlich“, gab sie zu. „Mein Großvater hat Granny überredet, ihre hoffnungsvolle Karriere aufzugeben, die zur damaligen Zeit für eine Frau etwas ganz Besonderes war. Sie und er wollten sich einen Traum verwirklichen.“
Marco lehnte im Durchgang zum begehbaren Schrank – mit nacktem Oberkörper, nur mit schwarzen Boxershorts bekleidet. „Was für einen Traum?“, wollte er wissen.
Caitlyn zwang sich, den Blick abzuwenden und sich auf ihre Geschichte zu konzentrieren. „Großvaters Traum war ein nettes Einfamilienhaus mit gepflegtem weißem Lattenzaun. Abendessen pünktlich um sechs. Ein sommersprossiger Junge mit einer Schleuder in der Hosentasche, der auf ihn wartete. Und ein süßes kleines Mädchen mit niedlichen Zöpfen.“
„Und was ist daraus geworden?“
„Ein baufälliges Haus mit einem dringend reparaturbedürftigen Zaun. Abendessen vom Schnellimbiss. Ständige Geldprobleme. Und ein schreiendes Baby mit Bauchschmerzen. Irgendwie musste es Großvaters Aufmerksamkeit entgangen sein, dass zumindest einer das Geld verdienen muss. Schon kurz nachdem meine Mutter auf die Welt gekommen war, suchte er das Weite, um einem neuen Traum nachzujagen, den er ansprechender fand als die Wirklichkeit.“
„Wie erging es dann deiner Großmutter und deiner Mutter?“
Sie blickte ihn an. „Granny hat ihre Tochter allein großgezogen. Sie musste Aushilfsjobs annehmen, und mit ihrer Karriere war es vorbei. Mit sechzehn ist meine Mutter von Zuhause abgehauen – mit dem erstbesten Mann. Neun Monate später hat sie mich dann bei Granny abgegeben.“
Marco fluchte, dann zog er sie in seine Arme. „Auch wenn es sich vielleicht abgedroschen anhören mag: Es tut mir leid für dich. Wirklich.“
Caitlyn zuckte nur mit den Schultern. Wie gut er riecht!, dachte sie. Und wie gut er sich anfühlt. In seinen starken Armen genoss sie Wärme und Geborgenheit. „Granny war ja für mich da. Und ab und zu tauchte auch meine Mutter auf – wenn sie gerade keinen Freund hatte. Immer jagte sie dem Glück hinterher, genau wie Großvater. Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen.“
„Und deine Großmutter?“
„Starb vor ein paar Jahren an Alzheimer. Manchmal hat sie noch von ihrem Mann gesprochen. Sie hoffte, ihr Jimmy würde eines Tages zu ihr zurückkehren, damit der Traum doch noch in Erfüllung ginge. Mich erkannte sie nicht mehr. Vielleicht hatte die Krankheit auch ihr Gutes, denn wenigstens ist sie glücklich und voller Hoffnung gestorben. Sie hat nicht viel Schönes erlebt.“
Marco trat einen Schritt zurück und blickte ihr ins Gesicht. „Jetzt hast du die Dantes, cara.“ Gerührt von der Geschichte, sprach er mit stärkerem Akzent als sonst. „Du weißt doch, dass du dich auf uns verlassen kannst. Egal, was vielleicht über unsere Hochzeit geredet wird, wir Dantes halten zusammen.“
Bei dem Thema „Gerede über die Hochzeit“ fiel ihr der Zusammenstoß mit Britt wieder ein. „Darf ich dich etwas fragen? Über deine Vergangenheit?“, begann sie zögerlich. „Du musst mir nicht antworten. Es ist nur …“
Mit gespielter Betroffenheit sagte er: „Oje. Erwischt. Wer, wie, was, warum und wann?“
„Britt kam heute in mein Büro.
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