Heißer als jede Flamme (German Edition)
dann hast du Angst, dass es deine eigenen Entscheidungen beeinträchtigt.“
Caitlyn nickte. „Was ist, wenn wir feststellen, dass wir einander gar nicht mögen? Was, wenn wir keine solide Beziehung aufbauen können? Was, wenn wir ganz verschiedene Lebensziele haben? Wenn man dir Glauben schenkt, werden wir bis ans Ende unserer Tage Gefangene des Infernos sein.“
„Fühlst du dich denn wie eine Gefangene, cara ?“
„Manchmal schon“, gab sie zu.
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie zärtlich, damit sie sich geborgen fühlte. „Ich glaube, das gilt für alle Liebesbeziehungen, nicht nur für das Inferno: Man verliert nicht ein Stück von sich selbst, sondern man gewinnt etwas dazu. Mir zumindest geht es so.“
Doch der sorgenvolle Ausdruck wich nicht aus Caitlyns Gesicht. „Aber damals, als wir das Inferno erlebt haben, hast du da nicht Angst gehabt, die Kontrolle über das Geschehen zu verlieren?“
„Na klar. Und ich verstehe auch, dass du über dein Leben selbst entscheiden willst.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe nicht vor, mich einzumischen.“
„Das hast du schon“, stellte sie leise richtig.
„Liebling, niemand kann sein Leben voll und ganz selbst bestimmen. Viele haben dazu gar keine Möglichkeit. Kontrolle ist nur eine Illusion und ein Selbstbetrug.“
„Dann ist der Wunsch nach Kontrolle für mich eben das, was für dich das Inferno ist“, beharrte sie.
„Du willst einfach nicht daran glauben, wahrscheinlich wegen deiner Großmutter.“ Marco spürte, dass er fast zu weit ging, doch er kümmerte sich nicht darum. „Bestimmt handelten deine Gutenachtgeschichten von unerfüllbaren Träumen. Meine Geschichten gingen mehr in Richtung ‚Der böse Wolf‘. Du weißt schon, der sich mit den kleinen Schweinchen herumplagen muss, die ihn ärgern.“
Ein Lächeln umspielte ihren Mund – ihren schönen Mund, den er vor wenigen Stunden leidenschaftlich geküsst hatte. „Ich weiß schon.“
„Ja, als ich drei Jahre alt war, stand ich voll und ganz auf der Seite des Wolfes. In Wahrheit weiß ich so gut wie du, dass wir unsere Beziehung solide gründen müssen, damit sie die Stürme des Lebens übersteht. Es liegt ganz bei uns. Wir können etwas aus unserem Leben machen und unsere Träume verwirklichen. Und zwar gemeinsam.“
„Bei dir hört sich das alles so einfach an.“ Während sie darüber nachdachte, sah Marco förmlich, wie sie im Geiste eine Liste der Wenn und Aber anlegte. „Deine Vorstellung des Infernos ist unlogisch, Marco. Ich verstehe nicht, wieso du daran so festhältst. Du hast deswegen eine Frau geheiratet, die du kaum fünf Minuten kanntest.“
„Das beste Beispiel für eine schlechte Ehe liefern meine Eltern – und Primo und Nonna für eine überaus gute. Meine Großeltern haben das Inferno ernst genommen und sind nun schon fast sechzig Jahre miteinander verheiratet. Mein Vater hat sich darüber hinweggesetzt und war in seiner Ehe keinen Tag glücklich.“
Mit großen Augen sah sie ihn an. „Ich dachte … deine Mutter war …“
Er schüttelte den Kopf. „… ihm nicht durch das Inferno vorherbestimmt. Trotz Primos Warnung hat Dad sie aus geschäftlichen Gründen geheiratet. Zum Wohl der Firma, wie meine Eltern meinten, doch auch in dieser Hinsicht brachte die Ehe kein Glück.“ Marco lag viel daran, dass Caitlyn ihn verstand. „Auch wenn du das Inferno für eine reine Fantasiegeschichte hältst: Für mich ist es greifbare Wirklichkeit.“
„Oh Marco, ich hatte ja keine Ahnung …“
Betroffen fragte sie sich, ob er sie vielleicht nur in einer Art Überreaktion geheiratet hatte.
„Bitte glaub mir, cara, ich bin mir meiner Sache sicher, sonst hätte ich dich nicht heimlich nach Nevada mitgenommen, um dir dort das Jawort zu geben. Anderenfalls hätte Lazz dich vielleicht mit irgendwelchen vernünftigen Argumenten überredet, ihn zu heiraten. Außer dir ist er der vernunftbetonteste Mensch, den ich kenne.“
Caitlyn wollte ihn unterbrechen, doch er fuhr fort: „Wenn du ihn und nicht mich genommen hättest, wären nicht nur du und ich unglücklich geworden, sondern auch Lazz und die Frau, die eigentlich für ihn bestimmt ist. Auch wenn es im Moment nicht so aussieht: Spätestens, wenn er selbst das Inferno erlebt, wird er mir dankbar sein.“
„Du glaubst felsenfest daran.“
„Genau. Und du wirst früher oder später auch daran glauben. Ich brauche dich gar nicht zu überzeugen, das Inferno spricht für sich selbst.“
Zum
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