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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Ecke
Vilette-Weg.
    Klößchen mußte mal, verschwand
in einer Hofeinfahrt und war nach einer knappen Minute zurück. Sein
Reißverschluß klemmte. Das dicke TKKG-Mitglied fluchte. Außerdem war das letzte
Stück Schoko schon lange verbraucht.
    „Da drüben“, sagte Tim, „ist
das 15. Revier. Sehen wir mal rein.“
    „Zur Polizei?“ fragte Klößchen.
„Wozu?“
    „Vielleicht liegen inzwischen
neue Vorkommnisse an — wie es in der Amtssprache heißt.“
    „Im 15. Revier“, sagte Karl,
„sitzt doch Polizeimeister Knotinger.“
    Mit dem waren sie gut bekannt.
Er hatte mitgemacht, am Rande, als die TKKG-Freunde einen Bankraub aufklärten.
    „Falls er Nachtdienst hat“,
nickte Tim.
    Er hatte.
    Im hinteren Teil des Reviers,
den eine Barriere abtrennte, döste Knotinger hinter seinem Schreibtisch, hatte
vor sich allerdings Papierkram gehäuft. Er ertrank darin. Wirklich viel Arbeit.
    Sein Kollege aß gerade ein
Butterbrot und trank aus einer Milchtüte.
    Zwei andere Polizisten mühten
sich mit einem Betrunkenen ab, der sein Auto suchte — nicht mehr wußte, wo er’s
geparkt hatte.
    „...will... will... ja nicht...
fahren“, lallte er gerade. „Will... drin übernachten.“
    „Das können Sie noch besser in
unserer Ausnüchterungszelle“, sagte der Beamte und nahm ihn am Kragen.
    „Hoffentlich“, meinte der
zweite, „spuckt er nicht alles voll.“
    Die Jungs traten leise an
Knotingers Schreibtisch, um den PM nicht zu erschrecken.
    „Heh, ihr!“ meinte der
Butterbrot-Esser. „Was wollt ihr?“
    Knotinger öffnete die Augen,
glotzte und grinste dann breit.
    „Ist schon in Ordnung, Hubert.
Das sind meine Freunde.“
    Er schüttelte allen die Hand.
    Der andere hieß Sägerecht,
Hubert Sägerecht und war ebenfalls PM (Polizeimeister).
    „Nun, wo drückt euch der
Turnschuh?“ meinte Knotinger. Und fügte gleich hinzu: „Dumme Frage! Gaby —
nicht wahr?“
    Tim nickte. „Sie wissen
Bescheid?“
    „Wir wissen, was über den
Fernschreiber durchkam. Aus der Zentrale. Wenig Fakten. Und wir haben nichts,
was irgendwie dazu paßt.“
    „Wir fragen uns die ganze
Zeit“, sagte Tim: „Wie muß etwas aussehen, damit es dazu paßt? Was könnte der
Anlaß gewesen sein für Gaby, in diese Lage zu geraten?“
    „Hm.“
    „Da
wir nichts wissen, kann alles passen.“
    „So gesehen, hast du recht.
Aber wo wollen wir anfangen?“
    „Ist viel passiert nach 18
Uhr?“
    „Ein Dutzend Betrunkene.
Randalierer. Zwei Schlägereien. Zwei Fahrrad-Diebstähle. Ach so, und die
Schlange.“
    „Schlange?“
    „Das war...“ Knotinger
überlegte.
    „Kurz nachdem die bescheuerte
Oma anrief“, half Sägerecht und schob sich den Rest Butterbrot zwischen die
Zähne.
    „Richtig! Also, da sitzt ein
Ehepaar vor dem Fernsehgerät. Bei geöffnetem Parterre-Fenster, Arthur-Straße,
Ecke Laubenvogel-Weg. Plötzlich schreit die Frau auf. Weil vor ihren Füßen eine
armdicke Schlange kriecht. Großes Entsetzen. Die Leute sind ins Klo geflüchtet,
haben sich aber dann ans Telefon getraut. Unser Schlangenbändiger aus dem
Präsidium kam auch gleich. Es war eine Python, eine Würgeschlange. Über zwei
Meter lang. Sie hatte sich inzwischen unterm Sofa verkrochen. In die Wohnung
gelangte sie durchs Fenster. Wem sie gehört, wissen wir noch nicht.“
     

    Sehr lustig, dachte Tim. Aber
ohne Interesse für uns.
    „Sonst nichts?“
    Knotinger hob die Achseln.
    „Wir sind die ganze Nacht
unterwegs“, sagte Tim. „In zwei Stunden, ja, sehen wir noch mal rein. Man kann
ja nie wissen.“
    Im Gehen fragte er: „Sie
erwähnten eine bescheuerte Oma, Herr Sägerecht. Was ist mit ihr?“
     
    *
     
    Gaby hatte versucht, ihre
Fesseln abzustreifen.
    Dabei war sie umgestürzt mit
dem Sessel.
    Narbengesicht funkelte sie an,
nachdem er sie samt Sessel aufgerichtet hatte und das knebelnde Tuch abnahm.
    „Was soll das! Haben wir nur
Ärger mit dir? Bis jetzt haben wir dich sanft angefaßt. Wir können auch
anders.“
    „Was erwarten Sie denn? Daß ich
dankbar bin?“
    Er überprüfte ihre Fesseln und
zog die Knoten fester. Dann band er ihr wieder das Tuch vor den Mund.
    Vorhin war das gewesen, etwa
vor drei Stunden.
    Jetzt hörte Gaby, wie die
Johannes-Kirche Mitternacht schlug.
    Narbengesicht kam herein. In
der Dunkelheit sah sie nur seine Umrisse.
    „Kannst dich freuen. Wir sind
fertig. Sind tatsächlich viel eher fertig geworden. Meine tüchtigen Freunde!
150 Schließfächer in der kurzen Zeit. Meisterhaft.“
    Er befreite Gaby von dem

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