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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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er. Gefunden!
Wir haben Gaby gefunden! Aber wieso ist sie... Egal! Das erfahren wir ja
gleich.
    „Gaby!“ schrie er. „Wo bist
du?“
    „Hier.“
    Ihre Stimme wurde gedämpft
durch Wand und Tür. Dann ein Pochen. Es war der Raum nebenan: ebenfalls eine
einbruchsichere Tür. Aber der Schlüssel steckte außen im Schloß.
    Tim riß die Tür auf, und Gaby
stand vor ihm; blaß um das Näschen, mit Sorgenschatten unter den Blauaugen,
aber unversehrt.
    Mit einem Juchzer — halb
Heulen, halb Freudenschrei — fiel sie ihrem Freund um den Hals.

11. Hände hoch!
     
    Karl und Kößchen grinsten.
Inzwischen waren drei Minuten vergangen, aber Gaby drückte immer noch ihre
Dankbarkeit aus. Mit Bussis für Tim. Er war schon ganz feucht auf der Wange,
fühlte sich aber wie Gott in Frankreich — nein, besser.
    „Karl hatte die Idee“, sagte er
fair, „hier nachzuschauen. Weil eine Pauline Angermann eine Explosion gemeldet
hat im 15. Revier. Aber der Anruf wurde nicht ernstgenommen von Knotinger. Denn
die alte Dame schlägt sonst immer blinden Alarm.“
    Die Jungs erzählten. Dann war
Gaby an der Reihe.
    Man staunte, pfiff durch die
Zähne, Tim fragte nach, konnte auch mitteilen, daß der Taschendieb Drutzki
inzwischen gefaßt war; und alle interessierten sich schließlich für Gabys
linken Turnschuh.
    „Wegen des Kaugummis“, sagte
sie, „war’s mir eklig. Ich habe zwar den Schuh ausgezogen, aber den Zettel
nicht angerührt.“
    Tatsächlich! Tim merkte es erst
jetzt: Seine Freundin trug nur noch einen Schuh. Der zweite stand in ihrem
Verlies — dort in der Ecke. In der anderen war die Verpflegung aufgebaut: ein Kasten
Mineralwasser, Kekspackungen und ein Stapel Illustrierte.
    Tim nahm den Turnschuh. Der
blaßrote Zettel war etwas größer als eine Zündholzschachtel. Die bedruckte
Seite — das schimmerte durchs Papier — haftete, vom Kaugummi festgehalten, an
der Schuhsohle. Die Zettelrückseite war leer.
    Tim löste ihn vorsichtig. Nur
nicht zerreißen! Mit spitzen Fingern vermied er die Berührung mit dem Kaugummi.
Wußte man’s denn: Vielleicht hatte der kriminelle Kauer irgendwelche
ansteckenden Krankheiten im Mund. Rachenmandelentzündung oder galoppierende
Zahnsteinschrumpfung.
    „Aha!“ sagte Tim. „Eine
Eintrittskarte ist dem Typ aus der Tasche gefallen.“
    Vier Augenpaare starrten auf
den gedruckten Text.
    „Societa navigazione
Lago di Lugano“, las Tim vor. „Ist
Italienisch. Und heißt ungefähr: Schiffahrtsgesellschaft Luganer See. Freunde,
mich haut’s aus den Socken. Lugano! Unser Ziel. Aber erstmal weiter. Hier steht
noch... Also, das ist eine Schiffsfahrkarte. Von Lugano-Paradiso zur Villa
Favorita. Hier der Preis — vier Franken. Klar, nicht Lire, sondern Franken,
denn Lugano liegt ja gerade noch in der Schweiz. Und hier ist die Kartennummer:
19659.“
    Alle sahen sich bedeutungsvoll
an.
    „Uih!“ meinte Karl. „Einfach
irre. Wir haben einen Hinweis. Die Spur führt nach Lugano, nach Paradiso.“
    „Spur“ sagte Tim. „Das ist mehr
als das. Das ist schon ein heißer Draht. Narbengesicht ist offensichtlich
Italiener. Er kreuzt bei Plätschlweiher auf, sülzt Dummzeug von Gartenanlagen
und ist sicherlich gar kein Gärtner. Nein, der wollte nur rumäugen. Weshalb?
Weil er, meine ich, aus Lugano stammt. Von dorther kennt er die Plätschlweihers
— nicht persönlich, aber vom Sehen. Und weiß: Bei denen in Deutschland ist was
zu holen. Also kommt er her mit seinen Komplizen. Noch ein bißchen Spionieren
beim Baron, und dann ran an die Privatbank Seidl und Brinkheym. Denn vergessen
wir nicht: Plätschl hatte hier im Schließfach seinen tollen Familienschmuck,
den wertvollen. Den haben die Ganoven jetzt eingetütet. In ihre Koffer. Es waren
also die drei. Klar, die hatten gut lachen. Und ich war um eine Nasenlänge zu
spät.“
    Klößchen stöhnte auf. „Dann
wird’s wohl in Lugano nichts mit unserer Ruhe?“
    „Ruhe? Wer freut sich denn auf
Ruhe?“
    „Ich“, rief Klößchen. „Und ich
sehe auch noch eine klitzekleine Chance dafür. Denn es könnte doch sein: Die
Ganoven waren in Lugano nur Ferien halber, sind mit der Schiffahrtslinie
gefahren und haben daher das 4-Frankenbillett. Sie wohnen aber“, fügte er
kläglich hinzu, „ganz woanders. In Dänemark, zum Beispiel. Oder Portugal.“
    „Blödsinn!“ tat Tim ihn ab.
„Die drei sind italienische Ganoven aus dem schweizerischen Lugano. Was anderes
lasse ich nicht zu. Und sobald wir dort unten aus dem Nachtexpreß

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