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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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mit dunklen Locken. Vielleicht ist
das dieser Tim, den du anrufen solltest. Der sieht aus, als erreicht er auch,
was er sich vornimmt.“
    „Hm.“
    Während sie finster vor sich
hinstarrten, näherten sich Stimmen auf dem Gang.
    Ein lustiges Durcheinander, aus
dem man gleichwohl heraushörte: Gabys glockenhelle Mädchenstimme, Tims dunkles
Nachdem-Stimmbruch-Organ, Klößchens Nörgelei — er hatte schon wieder bzw. immer
noch Durst — und Karls Stimme, die stets sachlich und ruhig klingt.
    Ohne an die Schlafenden zu
denken, palaverten die vier und zogen am Abteil des Gauner-Trios vorbei.
    Die Italiener horchten mit dem
Ohr an der Tür.
    Die TKKG-Bande machte Halt
nebenan, besetzte das Schlafabteil und schloß vernehmlich die Tür.
    Auch jetzt waren die Stimmen zu
hören, aber gedämpft und unverständlich durch die Wand.
    „Nun das noch“, stöhnte
Ricardo. „Wand an Wand mit diesem Pulverfaß. Das bedeutet, verdammt noch mal!,
daß ich bis Lugano nicht rauskann, hier hocken muß, nicht mal aufs Klo darf.
Und dann, beim Aussteigen, muß ich mich irgendwie unkenntlich machen.“
    „Ist das zuviel verlangt?“
fragte Arguno. „Für diese Beute? Und wenn du austreten mußt — ich übernehme das
für dich.“
     
    *
     
    Als Gaby in ihren Schlafanzug
schlüpfte, drehten die Jungs sich zur Wand.
    Mit dem Trinkwasser aus den
Flaschen hatten sie sich die Zähne geputzt.
    Tim lag bäuchlings auf dem
Bett, drückte das Rollo beiseite und spähte durchs Abteilfenster hinaus.
    Eine tintige Nacht. Schwarze
Bergwände drohten. Dann und wann einzelne Fahrzeuge auf den Straßen. Jetzt
sauste der Express durch einen Kleinbahnhof mit anliegendem Kaff.
Reklametafeln, eine Kirche — und wieder wabernde Dunkelheit.
    Tim kroch vom Fußende weg,
streckte sich, sah zu Gaby hinüber.
    Sie lag unter dem Laken,
lächelte, hatte aber schon ganz kleine Augen vor Müdigkeit — kaum, daß er das
tiefe Blau noch erkannte.
    „Schläfst du schon, Pfote?“
    „Gleich.“
    „Ich wollte nur noch sagen...
Heh, Willi! Karl! Hört ihr zu? ...wollte nur noch sagen, wie wir in Lugano
vorgehen sollten.“ Klößchens Grunzen war die einzige Antwort.
    „Also“, sagte Tim, „daß wir die
Baronin Plätschlweiher aufsuchen und ausfragen über Narbengesicht — ist ja
klar. Und den Klümpli besuchen wir auch. Aber mir ist noch was anderes durch
die Birne geschossen — ganz plötzlich, heute nachmittag ging mir der Seifensieder
auf — hell wie Neon. Es war nur noch keine Gelegenheit, darüber zu sülzen.“
    „Sag’s schon“, murmelte Karl,
der in dem Bett unter Tim lag, „wir haben nicht deine Kondition und brauchen
unseren Schlaf.“
    „Bin gleich fertig. Also, es
ist auffällig: Pauline Angermann wollte unbedingt verhindern, daß wir ihre
Enkelin Florentine aufsuchen. Zum Teil habt ihr ja mitgehört, wie die Oma sich
gewunden hat. Weshalb? Florentine in Venedig? Das glaube ich erst, wenn ich’s
nachgeprüft habe. Von Knotinger wissen wir, daß sie jetzt Pacca... heißt. Und
irgendwie weiter. So viele Italo-Namen mit Pacca... vorn gibt’s auch wieder
nicht. Also werden wir in Lugano das Telefonbuch heranziehen und nachforschen.
Wir finden raus, wo Paulines Enkelin wohnt. Und dann stellen wir dort ein
bißchen Ermittlungen an. Gebongt?“ Niemand antwortete.
    „Penner!“ meinte Tim.
    „Hohoh!“ sagte Karl. „Gute
Nacht allerseits.“
    „Gute Nacht!“ seufzte Gaby und
rollte sich zusammen wie ein Kätzchen. „Tim, mach das Licht aus.“
    Wortlos drückte der TKKG-Häuptling
auf den Schalter.
    Stockige Dunkelheit. Ratternd
fuhr der Express über eine Weiche.
    Tim verschränkte die Arme
hinter dem Kopf. Warum hatte Pauline Angermann so frostig reagiert?
    Vielleicht war sie zerstritten,
sogar verfeindet mit ihrer Enkelin — wollte aber nicht, daß das in ihrem
Lebenskreis bekannt wurde. Weil ihr das peinlich war, erzählte sie das
Gegenteil: von häufigen Besuchen bei Florentine. Von deren angeblichem Drängen,
die Oma ganz und für immer zu sich zu holen. Alles gelogen? Ja, das konnte die
Erklärung sein. Freilich sagte das noch nichts aus über die Schuld. War Pauline
Angermann hinter ihrer lächelnden Fassade ein Aas? Oder Florentine ein
Miststück, das kaltherzig von der Oma nichts wissen wollte?
    Das erfahren wir, dachte Tim,
sobald wir nachgeforscht haben. Also werden wir das tun.
    Er drehte sich auf die Seite,
entspannte die Muskeln, schloß die Augen.
    Wumm! Rumpel! machten die
Achsen vom Nachtexpress.
    Aber da war noch

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