Heisser Fruehling in Alaska
keine Krallen hatte, sondern Finger, die schmutzig waren . und in einem Handschuh steckten, dessen Spitzen abgeschnitten waren. Ein weiterer Schrei erstarb in ihrer Kehle, und sie runzelte verwirrt die Stirn, während sie sich das Haar aus den Augen strich. Der Bär war gar kein Bär, sondern ein alter Mann mit ungepflegtem Bart und Fellmütze.
"Wie geht's?" fragte der Alte. "Sie haben aber eine gute Pfeife." Lächelnd reichte er ihr die Hand. "Burdy McCormack ist mein Name. Sie müssen Hawks Mädchen sein. Ich dachte mir schon, daß ich Ihnen beiden am Fluß begegnen würde."
Sprachlos und noch immer außer Atem, ergriff Sydney die Hand des alten Mannes und drückte sie. Sie war nicht sicher, ob sie in Gefahr war, aber irgend etwas sagte ihr, daß der Alte wahrscheinlich ungefährlicher als ein Grizzlybär war.
"Hallo", sagte sie und schluckte. "Ich bin Sydney Winthrop."
Burdy McCormack schüttelte ihre Hand und lachte, wobei die Ohrenklappen seiner Fellmütze auf-und abhüpften. "Freut mich sehr. Sie sind wirklich ein hübsches Mädchen!"
"Nun ... Vielen Dank."
Ihre Unterhaltung fand ein jähes Ende, als der Alte ebenso plötzlich, wie er erschienen war, vom Eingang ihres
Unterschlupfs verschwand. "Burdy, was zum ..." Hawks ärgerliche Stimme erstarb, und Sydney kroch aus ihrem Schlafsack, um hinauszuschauen.
Hawk, der nur Jeans trug, hatte Burdy am Kragen seiner geflickten Jacke gepackt und zog ihn auf die Beine. Das Gewehr lehnte an einem nahen Felsen. "Ich hätte dich erschießen können!" sagte er. "Was, zum Teufel, tust du hier?"
Als Burdy stand, zupfte er an den Aufschlägen seiner Jacke und rückte seine Mütze zurecht. "Ich war vor ein paar Tagen im Hotel. Die Jungs sagten, du führtest Damen durch die Wälder.
Ich habe euer Lager am See gefunden und bin euch dann hierher gefolgt. Wir wollten uns die Damen ansehen, ich und Strike."
Hawk drehte sich zu Sydney um und half ihr aus dem
Unterschlupf. "Tut mir leid", sagte er leise. "Burdy ist ein bißchen ... exzentrisch."
"Sie halten ihn für einen Exzentriker, und ich dachte, er wäre ein Bär", flüsterte Sydney. "Wer ist Strike?"
"Burdy ist Trapper", erklärte Hawk. "Er verbringt die Sommer in seiner Hütte, die hier ganz in der Nähe liegt, und überwintert im Hotel. Er gibt nicht viel auf Förmlichkeit. Er hat die Angewohnheit, einfach hereinzuplatzen, wann immer er Lust hat."
"Ein süßes kleines Ding", wisperte Burdy, laut genug, um von Sydney gehört zu werden. "So robust. Und gute Zähne hat sie auch."
Hawk lächelte. "Ja. Sogar sehr robust. Warum setzt du dich nicht einen Moment ans Feuer, Burdy? Sydney möchte sicher etwas Warmes anziehen, und ich muß Feuerholz holen. Du bleibst doch zum Frühstück?"
Burdy nickte und schlenderte zum Feuer. Hawk drückte
beruhigend Sydneys Hand. "Keine Sorge, er ist harmlos."
Sydney verschränkte die Arme vor der Brust. "Er sagte, ich sei robust. Was soll das heißen? Und wer ist Strike?"
"Das ist Burdys Art zu sagen, Sie hätten eine gute Figur."
"Und gute Zähne?"
"Das bedeutet, daß Sie ein hübsches Lächeln haben", erklärte er.
"Und Strike ist Burdys imaginärer Hund. Tun Sie einfach so, als könnten Sie ihn sehen, ja?" Damit kehrte Hawk zu seinem Zelt zurück, um sich anzuziehen.
Verwirrt kroch Sydney in ihren Unterschlupf. Hawk hatte gesagt, sie habe eine gute Figur. Hieß das, daß er sie schön fand? Und war das, was er über ihr Lächeln sagte, nur eine Übersetzung von Burdys Worten, oder spiegelte es seine eigenen Gefühle wider?
Sie legte die Hände um ihre Taille. Ihr Körper war ganz passabel -
ein paar hübsche Kurven, wenn auch kein
nennenswerter Busen.
Nur woher wollte Hawk wissen, daß sie eine gute Figur hatte? Er härte sie bisher nur in mehreren Schichten Kleidung übereinander gesehen. Und ihr Haar! Vor zwei Tagen hatte sie es am See gewaschen, aber es war zu einer wilden
Lockenmähne getrocknet, die kein Kamm zu bändigen
vermochte. Ihre Schminksachen hatte sie im Hotel gelassen, und sie hätte jetzt ein Monatsgehalt für Wimperntusche und ein bißchen Rouge gegeben.
Rasch zog sie Jacke und Stiefel an und band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Selbst wenn ihr etwas daran gelegen hätte, schön zu sein, hätte sie keine Möglichkeit dazu gehabt. Ein hübsches Kleid und eine gepflegte Frisur hätten in dieser Wildnis keine Stunde überdauert.
Und warum sollte ihr auch daran gelegen sein, Hawks
Interesse zu erregen? Wie lange wollte sie das Spielchen,
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