Heisser Fruehling in Alaska
betete im stillen, daß er ihr noch einmal anbot, im Freien zu übernachten. Dann hätte sie ihren dummen Stolz vergessen und akzeptieren können. Sie wäre sogar bereit gewesen, Hawk einen Unterschlupf zu bauen. Auf keinen Fall jedoch wollte sie draußen schlafen, in Feuchtigkeit und Kälte, von Moskitos umgeben, die ihr keine Ruhe lassen würden, und von Bären, die nur darauf warteten, sie anzugreifen.
Hawk bückte sich und küßte sie flüchtig auf die Wange.
"Also gut", sagte er. "Ich zünde schon einmal das Feuer an, während Sie Ihr Schutzdach baue n. Aber vergessen Sie nicht, daß mein Zelt Ihnen zur Verfügung steht, falls Sie es sich doch noch anders überlegen sollten."
Sydney nickte. Der Gedanke, dicht neben Hawk zu schlafen, war sehr verlockend. Nicht nur aufgrund dessen, was geschehen konnte, sondern auch wegen der Wärme. Nachts war es noch immer ziemlich kalt. Manchmal brauchte sie Stunden, um einzuschlafen, und stand des öfteren auf, um noch mehr Sachen anzuziehen ... Während sie, wenn sie bei Hawk schlief, wahrscheinlich gar nichts anziehen würde.
Seufzend wandte sie sich ab und ging zum Fluß hinunter, um Steine für ihren Unterschlupf zu suchen. Im Gehen hob sie die Hand und berührte ihre Wange, wo sie noch immer den Abdruck seiner Lippen zu spüren glaubte. Es war so schön, wenn er sie küßte, wenn er ihre Hand hielt und sie in seine Arme zog ...
Sie konnte sich nicht entsinnen, aus welchem Grund er damit aufgehört hatte. Hatte sie ihn vielleicht selbst darum gebeten?
Sie dachte an den leidenschaftlichen Kuß zurück, den sie an jenem ersten Morgen ausgetauscht hatten, und fragte sich, ob er wohl vorhatte, sie noch einmal auf diese Art zu küssen.
Vielleicht konnte sie es beim nächsten Mal, wenn er sich zu ihr vorbeugte, so einrichten, daß ihre Lippen seinen Mund berührten. Das dürfte nicht allzu schwer sein. Und sie konnte es so aussehen lassen, als wäre es reiner Zufall.
Und dann, wenn ihre Lippen sich berührten, würde sie ein ganz klein wenig den Mund öffnen, in einer stummen
Einladung, sie wieder so zu küssen wie an jenem ersten Tag. Ja, so mache ich es, nahm sie sich vor. Sie würde ihn schon irgendwie dazu bringen, sie zu küssen, und wenn sie den Rest der Woche dafür brauchte.
Sie dachte daran, während sie Steine zum Lagerfeuer
schleppte und später im Wald Fichtenzweige schnitt. Und als sie endlich ihren Unterschlüpf fertiggestellt hatte und so müde war, daß sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, sehnte sie sich nur noch danach, ihm in die Arme zu sinken und sich von ihm küssen zu lassen, bis sie die Schmerzen in ihren Armen und Beinen nicht mehr spürte.
Während sie am Feuer ihr Abendessen einnahm, begann sie jedoch einzudösen und war sogar zu müde, um ein Gespräch mit Hawk zu führen, ganz zu schweigen davon, irgendwelche Verführungsversuche zu unternehmen. Zu guter Letzt kroch sie in ihren Unterschlupf, rollte sich in ihren Schlafsack und versuchte, auf der ungemütlich harten Erde einzuschlafen.
Aber das gelang ihr nicht. Hawk hatte sein Zelt ganz dicht neben ihr aufgebaut. "Falls es regnen sollte oder es Ihnen zu kalt wird", hatte er gesagt. Dann brauchen sie wenigstens nicht weit zu gehen.
Sydney wußte nicht, was gefährlicher war - im selben Zelt wie Hawk zu schlafen oder den Angriff eines Bären zu riskieren.
Du hast dein Bett gemacht, ermahnte sie sich streng und starrte zu dem Licht auf, das durch die Fichtenzweige fiel. Und nun blieb ihr nichts anderes übrig, als darin zu liegen. Aber das hinderte sie nicht daran, sich eine Nacht in einem behaglichen Zelt auszumalen, neben dem aufregendsten und attraktivsten Mann, dem sie je begegnet war.
6. KAPITEL
Sydney hatte nicht damit gerechnet, von einem weiteren markerschütternden Schrei geweckt zu werden. Jetzt, wo sie und Hawk die einzigen im Lager waren, hätte am frühen Morgen außer Vogelgezwitscher und dem Rauschen des Flusses
eigent lich nichts anderes zu hören sein dürfen.
Aber als Sydney die Augen aufschlug, stand ein haariges Tier am . Eingang ihres Unterschlupfs, mit langen Hängeohren und funkelnden dunklen Augen, die neugierig in ihre Richtung starrten. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und sie preßte sich an die Felswand hinter sich, griff nach ihrer Pfeife und schrie, so laut sie konnte. Das Tier kam näher, und sie trat nach ihm, rang nach Atem und betete, daß Hawk sie retten möge.
Der Bär hob seine Pranke, aber selbst in ihrer Angst sah Sydney, daß er
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