Heisser Fruehling in Alaska
sich eingestehen, daß sie sich sogar ein bißchen in ihn verliebt hatte. Welche Frau hätte das nicht getan?
Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, stand Sydney auf. Sich in Hawk zu verlieben, war das Unvernünftigste, was sie jetzt hätte tun können. Denn dazu war sie schließlich nicht hierhergekommen.
Es war ein schöner, klarer Morgen. Tief atmete Sydney die kühle, frische Luft ein. Eines Tages, wenn sie wieder mal in San Francisco im Stau stand, würde sie sich an dieses Gefühl erinnern, und es würde ihr einen Moment lang Frieden
schenken. Auch an Hawk würde sie sieh erinnern, denn er gehörte ebensosehr zur Wildnis wie die Bäume, die Tiere und der Fluß. Sein Bild erschien vor ihrem inneren Auge, und sie konzentrierte sich auf sein gut aussehendes Gesicht, sein dichtes schwarzes Haar und seine dunklen Augen., Er gehörte zu den Menschen, die sie nie vergessen würde, ganz gleich, ob sie in den nächsten Tagen miteinander schliefen oder nicht.
Sie runzelte die Stirn, als vage Erinnerungen an einen Traum in ihr aufstiegen. Lange, liebevolle Küsse ... zärtliche Liebkosungen ... leises Stöhnen. Solche Szenen hatte sie oft geträumt seit jenem ersten Kuß, doch diesmal war es anders gewesen.
Es war kein Traum. Irgendwie wußte sie, daß die Bilder Realität waren. O nein! Was war geschehen letzte Nacht? Was hatte sie getan? Hatte sie ihren Phantasien freien Lauf gelassen, als sie schlief? Hatte sie unbewußt versucht, ihn zu verführen?
Nervös strich sie sich das Haar aus dem Gesicht und schloß die Augen. Nein, es war kein Traum, dachte sie. Ich habe ihn letzte Nacht auf mich gezogen und geküßt. Wie peinlich!
"Sydney?"
Erschrocken drehte sie sich um und entdeckte Hawk am
Zelteingang.
"Alles in Ordnung?" fragte er.
Sie zuckte die Schultern. "Klar. Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier. Es geht mir bestens."
Stirnrunzelnd schaute er sie lange an, bis sie sich unbehaglich fühlte unter seinem Blick. Erinnerte er sich an die Geschehnisse der Nacht? Würde er darüber sprechen wollen? Würde sie gezwungen sein, ihr schamloses Benehmen zu erklären?
"Du hast gut geschlafen?" hakte er nach. "Ohne aufzuwachen?"
Sydney nickte. "Wie eine Tote. Es war lieb von dir, daß du dein Zelt und deinen Schlafsack mit mir geteilt hast. Und wie hast du geschlafen?"
Er strich sein Haar zurück und lächelte. "Gut, bis auf..."
"Bis auf was?"
Hawk seufzte. "Ich glaube, wir sollten reden über das, was letzte Nacht geschehen ist. Zu tun, als wäre nichts passiert, bringt uns nicht weiter."
"Was soll denn geschehen sein?"
Fluchend steckte Hawk die Hände in die Hosentaschen. "Ich wollte nicht... ich meine, es war nicht meine Absicht..."
Sydney wandte sich ab, damit er nicht merkte, wie sehr sie sich schämte. Er hatte ihre Annäherungsversuche nicht begrüßt, soviel war offensichtlich. "Ich verstehe", sagte sie. "Und es wird nicht wieder vorkommen. Das schwöre ich."
"Nein", stimmte er ihr zu. "Bestimmt nicht. Es tut mir leid.
Warum vergessen wir nicht gestern nacht und fangen noch einmal ganz von vorne an? Das könnten wir doch, oder?"
Sydney nickte und begann Zweige einzusammeln. "Ich werde ein Feuer anzünden und Frühstück machen."
Hawk reichte ihr eine Schachtel Streichhölzer. "Gut, dann packe ich inzwischen unsere Sachen. Du weißt, wo die Vorräte sind?"
Sie nickte und deutete auf einen Baum, ohne sich zu ihm umzuwenden, weil sie sicher war, daß ihre Verlegenheit ihr anzusehen war.
"Sydney? Schau mich an."
Langsam drehte sie sich um und starrte auf seine
Stiefelspitzen.
"Du wirst vo n jetzt an in meinem Zelt schlafen, wo du warm und sicher bist. Und nichts wird geschehen, das verspreche ich."
Sie nickte und schaute zu, wie er zum Zelt zurückging. "Ich wünschte, ich könnte mir da ebenso sicher sein", murmelte sie.
"Denn manchmal kann es einer Frau passieren, daß ihre Gefühle mit ihr durchgehen. Vor allem, wenn sie schläft."
Die nächsten beiden Tage vergingen in kameradschaftlicher Harmonie, obwohl Sydney jeden körperlichen Kontakt mit Hawk vermied. Sie redeten und lachten miteinander, aber oft ertappte er sie dabei, daß sie ihn nachdenklich betrachtete. In den letzten beiden Tagen waren sie bessere Freunde geworden, sich aber sonst nicht nähergekommen.
Sie hatte letzte Nacht in seinem Zelt geschlafen, in ihrem eigenen Schlafsack und unter einer dicken Schicht von Kleidern, die sie mehr zum Schutz vor ihm zu tragen schien als vor der Kälte.
Hawk hatte die ganze Nacht kein Auge
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