Heißer Ritt in Colorado - Caprice: Erotikserie (German Edition)
Frau und seine Söhne das Wichtigste auf der ganzen Welt waren und dass er keinen Luxus brauchte, ja diesen im Grunde verabscheute.
»Nur die Berge, das wunderschöne Land und meine Pferde«, wurde er nicht müde zu beteuern. »Und vielleicht noch einen guten Bohneneintopf überm Lagerfeuer, dann bin ich glücklich.«
Von wegen! Johnnys Tierliebe beschränkte sich auf Steaks von toten Rindern, die Natur war ihm scheißegal, und auf ein Pferd setzte er sich nur, wenn ein Fotograf es von ihm verlangte. Am schlimmsten aber war das Verhältnis zu seiner Familie. Nach zwei Tagen im Haus Winer beziehungsweise Highsmith konnten Maren und Sophie sehr gut verstehen, weshalb Celia trank. Einen Despoten und Choleriker wie John konnte man auf Dauer nur im Suff ertragen.
Er beschimpfte Celia, kommandierte sie herum, beleidigte sie und betrog sie mit allem, was nicht unter den amerikanischen Jugendschutz fiel. Was die Seitensprünge anbetraf, so gab er sich inzwischen nicht einmal mehr die Mühe, sie vor seiner Frau zu verheimlichen. Wenn er nicht unterwegs war, dann vögelte er seine Groupies ungeniert unter Celias Augen, bevorzugt in den Ställen und Scheunen der Farm, aber auch gerne mal im eigenen Haus, wobei er sich einen Dreck darum scherte, ob seine Frau es merkte oder nicht.
Auch seine Söhne hatten nichts zu lachen. John befehligte sie wie ein Feldwebel seine Rekruten und ließ ihnen nicht den geringsten Freiraum. Besonders George hatte unter der Knute des Vaters zu leiden. Sophie fand bald heraus, woran das lag: George hatte das Talent seines Vaters geerbt und wäre ebenfalls gerne Musiker geworden. Aber in der Familie durfte es nur eine Berühmtheit geben. Und die hieß Jonathan-George Highsmith alias Johnny Winer, der die Konkurrenz aus den eigenen Reihen fürchtete wie der Teufel das Weihwasser.
Und so tat er alles, um George von der Musik fernzuhalten. Statt zu komponieren und seine Instrumente zu spielen, musste der junge Mann amerikanische Geschichte studieren. Sein Bruder dagegen war zu einem Jurastudium genötigt worden, obwohl er sich viel lieber der Literatur gewidmet hätte. Immerhin hatte er sich mit fast allen bekannten Klassikern beschäftigt, fraß Bücher geradezu und hatte bereits etliche Kurzgeschichten veröffentlicht. Heimlich und unter Pseudonym. Aber ein Literaturstudium war in den Augen seines Vaters völliger Unsinn! So was war für schwule Weicheier, die rosa Seidenhemden trugen, und solche Luschen hatte er, der toughe Johnny Winer, nicht in die Welt gesetzt.
Keine Frage, dass es den Brüdern strengstens verboten war, mit den beiden Journalistinnen anzubandeln, denn im Hause Winer-Highsmith durfte nur einer Spaß haben, und das war der Patriarch! Und die jungen Männer standen tatsächlich derartig unter der Fuchtel ihres Vaters, dass sie sich an dieses Verbot hielten und die Freundinnen aus Deutschland in einem stillen Moment beschworen, ja nichts von ihrem One-Night-Stand am Flughafen zu erzählen.
»Nein, wir halten die Klappe«, versprach Sophie, deren Mitleid sich in Grenzen hielt. Sie verstand einfach nicht, wieso sich zwei gestandene Mannsbilder wie Joe und George so von ihrem Vater bevormunden ließen.
Ihrer Meinung nach hätten die beiden dem Alten mal tüchtig die Meinung sagen und ihm klarmachen sollen, dass sie ab sofort tun und lassen würden, was ihnen passte. Aber Sophie wusste auch, dass die Beziehungen zwischen Vätern und Söhnen oft weitaus komplizierter waren als die zwischen Müttern und Töchtern.
In der Kunst verarbeiteten Heerscharen von Malern, Schriftstellern, Musikern und Bildhauern eben diesen Konflikt, und so manchem preisgekrönten Roman lag genau dieses Thema zu Grunde.
Was nun die gemeinsame Arbeit mit Johnny Winer anging, so verlief sie auch nicht gerade unproblematisch. Der Sänger liebte es, seine eigene Legende zu spinnen und über sich zu sprechen. Dazu brauchte er jedoch ein Gegenüber, das er vollquasseln konnte. Selbstherrlich bestand er mithin darauf, dass ihm immer eine der beiden Freundinnen zuhörte, und so wechselten Maren und Sophie sich dabei ab, mit dem Diktaphon bei ihm zu sitzen, seine stundenlangen Monologe aufzunehmen und sich entsprechende Notizen zu machen.
Unmengen von Fotos mussten gecheckt und – darauf bestand John – einige neu geschossen werden. Abends saßen die Freundinnen oftmals noch bis Mitternacht zusammen, um das Material zu sichten und erste Texte zu schreiben. Hier lag dann auch die nächste Schwierigkeit, die ihnen
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