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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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und die Stille war bedrückend, als sie den Hügel hinaufgingen.
    Bald aber begannen sie zu scherzen und herumzualbern und machten sich über einander und über die Ereignisse des Tages lustig. Und als sie den Hügelkamm erreichten, lachten sie alle.
    Stipock stand auf dem Hügel. Er war allein.
    »Warst du nicht auf der Versammlung?« fragte Hoom ihn.
    Stipock schüttelte den Kopf. »Ich wußte, wie es ausgehen würde.«
    »Ich nicht«, sagte Hoom. »Du hättest es mir sagen müssen. Dann hätten wir hier nicht wie Idioten ausgesehen.« Er lachte, aber die Stimmung war wieder gedrückt.
    »Ich kann mich geirrt haben«, sagte Stipock. Wix lachte und sagte so laut, daß es alle hörten: »Habt ihr das gehört? Schreibt es auf – es ist das erste Mal, daß er das gesagt hat. Stipock kann sich geirrt haben!«
    Stipock lächelte dünn. »Die Gemüter sind zu erregt. Zu viele Leute hassen gern. Die Leute wollen nicht zusammenarbeiten.«
    »Seltsam, daß der Mann, der uns gelehrt hat, daß eine Trennung wunderbar wäre, jetzt plötzlich über Frieden und Zusammenarbeit redet.«
    Stipock sah sehr müde aus. »Ihr wißt es eben nicht. Ich wurde im Reich geboren und bin dort aufgewachsen. Zu viele Gesetze, zu viel Unterdrückung. Alles viel zu starr. Und über Nacht fand ich mich hier wieder. Ich mußte diese Gesetze bekämpfen, mich gegen die Unterdrückung auflehnen, die Dinge auflockern.«
    »Verdammt richtig«, sagte Wix.
    »Nun«, sagte Stipock, »es kann einem ein wenig außer Kontrolle geraten.« Und dann schaute er vom Hügel auf Linkerees Bucht hinab. Und alle Augen folgten seinen Blicken, und sie sahen Flammen und Rauch aufsteigen.
    Die Boote brannten.
    Sie schrien, und die meisten rannten den Hügel hinab und brüllten Drohungen, die sie nicht wahrmachen konnten, und riefen den Leuten zu, sie sollten aufhören und nicht die Boote verbrennen.
    Nur Dilna blieb bei Stipock, und sie gingen langsam den Weg entlang zur Bucht hinunter. »Nicht wahr, Stipock, aus deinen Plänen ist nichts geworden.«
    »Vielleicht waren sie zu gut. Weißt du, das einzige, mit dem ich nicht gerechnet hatte, war der Fanatismus der Leute, die ich zu gründlich bekehrt hatte, und diese Reaktion der Leute, die ich zu sehr geärgert hatte.«
    »Da haben wir’s«, sagte Dilna. »Auf deine Weise bist du genau wie Jason, Stipock. Du biegst die Leute so hin, daß sie tun, was du willst. Du spielst Gott in ihrem Leben. Und was glaubst du, wird dort unten übrigbleiben, wenn sich der Rauch verzogen hat?«
    Und Dilna ging schneller und ließ Stipock hinter sich zurück.
    Bei den brennenden Schiffen lieferten sich Wix und Hoom ein Wortgefecht mit Aven und Noyock. Dilna ignorierte sie. Sie betrachtete nur die Flammen und die Glut des verbrannten Holzes.
    »… Ihr habt nicht das Recht …« hörte sie ihren Mann schreien, und sie seufzte nur und wunderte sich darüber, daß ausgerechnet Leute, die die Gesetze haßten, so empfindlich reagierten, wenn ihre Gegner ihnen Unrecht zufügten.
    »… Laßt die Stadt nicht von Kindern auseinanderreißen …« hörte sie Noyocks Stimme, wütend und doch irgendwie sachlich.
    »Unsere Wohnungen liegen auf der anderen Seite«, rief Wix. Und Noyock antwortete: »Wir lassen jeden, der schwört, die Gesetze, die Jason uns gab, loyal zu achten und ihnen zu gehorchen, ein neues Boot bauen und den Fluß überqueren.«
    »Ihr habt nicht das Recht, uns aufzuhalten!« schrie Hoom wieder, und diesmal antwortete Aven seinem Sohn.
    »Ich habe gehört, was ihr gesagt habt – Trennung, ob wir dafür stimmen oder nicht. ›Wir haben die Boote‹, sagt ihr! Gut, ihr und euer verdammter Stipock habt uns veranlassen wollen, die Gesetze durch Mehrheitsbeschluß zu ändern. Jetzt werdet ihr euch, verdammt, dem Mehrheitsbeschluß fügen. Und wir werden dafür sorgen, daß ihr es tut, ob es euch gefällt oder nicht!«
    Und Dilna sah die Flammen nicht mehr, denn ihr Gesicht war tränenüberströmt. Ich bin schwanger, sagte sie sich. Nur deshalb weine ich darüber. Aber sie wußte, daß es nicht die Schwangerschaft war. Es waren Kummer und Angst. Kummer um das, was den Leuten angetan worden war, Angst vor dem, was noch geschehen konnte.
    Was konnten die Leute aus Stipocks Bucht denn tun? Sie waren alle herübergekommen. Am anderen Ufer war niemand, der ein Boot bringen und sie bei Nacht übersetzen könnte.
    Niemand konnte den Fluß durchschwimmen – die Strömung war zu stark, und an der schmälsten Stelle war der Fluß drei Kilometer

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