Heißer Schlaf
breit. Sie hatten kein Zimmermannswerkzeug, und die älteren Leute hier schwangen ihre Äxte und Fackeln, als käme es ihnen nicht darauf an, einen oder zwei Köpfe zu zerschlagen, wenn es sich so fügte.
Sie verließ das Feuer und ging langsam zu Hoom und Wix hinüber, die noch immer wütend mit Aven und Noyock stritten.
»Wir wollen keinen Ärger, aber wir lassen nicht zu, daß ihr die Stadt auseinanerbrecht!«
»Auseinanderbrechen! Nennt ihr dies, sie zusammenhalten?« schrie Hoom.
Hinter jeder Anführergruppe hatten sich Anhänger eingefunden. Alle waren gleich erregt; aber der entscheidende Unterschied waren die scharfen Waffen, die die ältere Männer in den Händen trugen. Dilna trat zwischen die beiden Gruppen.
Sie sagte nichts, und sie wußten sofort, daß sie sich den Argumenten keiner Seite anschließen wollte. »Was ist denn?« fragte Noyock.
»Dies ganze Gerede«, sagte Dilna, »baut uns keine Schiffe. Und das ganze Geschrei schafft uns keinen Platz zum Übernachten. Ich will, daß mein Mann mir eine Unterkunft baut. Dazu brauchen wir Werkzeuge.«
Dilna drehte sich um und sah Wix direkt in die Augen. Dann wandte sie den Blick ab und schaute in Hooms besorgtes Gesicht. Hinter sich hörte sie Aven sagen: »Wir können ihnen keine Werkzeuge geben – in einer Woche hätten sie ihre Boote fertig. Gar nicht davon zu reden, daß sie uns die Köpfe einschlagen werden.«
Dilna fuhr herum. »Daran hättest du denken müssen, bevor du uns unserer Wohnungen beraubtest. Ich bin schwanger, Aven. Willst du, daß ich im Freien übernachte?«
Noyock wandte sich an Aven und sagte freundlich: »Sie haben recht. Vielleicht ein paar Werkzeuge – genug, daß sie sich vor Einbruch der Nacht eine notdürftige Unterkunft bauen können.«
»Warum?« fragte Aven. »Sie haben alle Eltern, die ihnen mit Vergnügen Unterkunft bieten würden.«
Der Vater von Wix, Ross, ein stets freundlicher Mann, hob die Hand und rief: »Das ist richtig. Keine Feindschaft. Wir werden ihnen sehr gern Nahrung und Unterkunft geben.«
Wix hatte ein wutverzerrtes Gesicht. »Uns Nahrung und Unterkunft geben? Wir alle haben reichlich Nahrung und Unterkunft jenseits des Flusses! Das alles habt ihr uns gestohlen. Ihr werdet uns, verdammt, nichts geben. Es gehört uns nach Recht und Gesetz!«
»Recht, Recht!« brüllte Aven. »Ihr kleinen verlogenen Bastarde habt überhaupt keine Rechte!«
Dilna sprach zu Wix und Hoom. »Genug, genug«, sagte sie ruhig. »Wenn es einen Kampf gibt, werden wir verlie ren. Was immer wir tun, hier können wir es nicht tun …«
»Sie hat recht«, sagte Hoom. »Laßt uns gehen.«
»Wohin?« fragte Wix.
Hoom schaute zum Hügel hinauf, wo Noyocks Stadt lag. »Der Wald nördlich der Felder. Wir nehmen die Zaunpfähle und bauen uns daraus eine Unterkunft.«
Dilna drehte sich zu Noyock um. »Hast du das gehört, Noyock? Wir nehmen eure Zaunpfähle und bauen uns daraus eine Unterkunft. Dann brauchen wir eure Werkzeuge nicht.«
Noyock, der den Streit gern ohne Gewalttätigkeiten beenden wollte, stimmte zu, und Hoom, Wix und die anderen verließen den Strand und bestiegen wieder den Hügel. Es war schon Nachmittag, und vor Einbruch der Dunkelheit gab es noch viel zu tun.
Noyock packte Dilna am Arm, bevor sie den Strand verließ. »Dilna, hör bitte zu. Ich will, daß du erfährst, daß dies nicht meine Idee war. Als ich hier ankam, brannten die Boote schon.«
»Es gibt ein Gesetz«, sagte Dilna, »über die Zerstörung des Eigentums anderer Leute. Du bist der Mann, der die Gesetze kennt und liebt. Sperre diese Leute ein, bis Jason kommt.«
»Das kann ich nicht«, sagte Noyock kläglich. »Es sind zu viele.«
»Wir sind auch nicht gerade wenige«, gab Dilna zurück.
»Dies ist die Wiederholung der Geschichte von Linkeree und seiner Axt. Nur, du bist nicht Kapock.«
Als sie wegging, rief ihr Noyock hinterher: »Ich war es nicht, der sich solche verdammte Mühe gegeben hat, den Aufseher zu entmachten. Das wart ihr! Wenn ich diese Macht noch hätte, könnte ich euch schützen!« Aber sie ließ ihn ohne Antwort und drehte sich auch nicht um. Als sie den Hügel hinaufgestiegen war, blieb sie stehen und sah zum Strand hinunter. Noyock stand noch immer allein da und starrte in die verlöschenden Flammen. Einem Impuls folgend rannte sie zu der Stelle, wo er stand. »Aufseher«, sagte sie, »wir werden heute nacht ein Feuer brauchen. Glaubst du nicht, daß es Jason recht wäre, wenn wir dazu etwas Holz von unseren Schiffen
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