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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Hoom.
    Sie stellte den Kessel über die Flammen. Sein Messing war rauchgeschwärzt. »Was hat Aven gesagt?«
    »Wenn wir bereit sind, die allgemeine Oberhoheit des Aufsehers anzuerkennen, wollen sie separaten Wahlen und separaten Steuern zustimmen.«
    »Das meine ich nicht«, sagte sie. »Was sagte er hinterher?«
    »Er war plötzlich voller Emotionen und tat so, als sei es eine Versöhnung. Aber ich bin so schnell wie möglich gegangen.«
    Dilna war seltsam irritiert. »Wie kleinlich von dir, dich nicht mit ihm zu vertragen.«
    Hoom antwortete nicht, und sie wußte, daß er wütend war.
    Ach, zum Teufel. Das würde er vergessen, sobald sie zu ihm ins Bett stieg. Sofortige Versöhnung nannte sie es. Das behielt sie natürlich für sich – Hoom sollte lieber nicht erfahren, daß er für sie wie ein offenes Buch war.
    Themawechsel: »Gibt es Zweifel über den Ausgang der Abstimmung?«
    »Nein. Selbst wenn die Hälfte der Vereiniger mit dem Kompromiß nicht einverstanden ist – und das ist wahrscheinlich, denn viele alte Leute glauben der Chronik, die besagt, daß Jason uns befohlen hat, ewig vereint zu bleiben, wie weit wir uns auch ausbreiten –, werden wir doch die meisten Stimmen haben.«
    Die vorher schon warme Brühe war jetzt kochend heiß. Sie füllte eine Schüssel und brachte sie Hoom. »Danke«, sagte ihr Mann, als sie zurückging, um sich selbst auch eine Schüssel zu füllen. Schweigend löffelten sie die Brühe. Als sie fertig gegessen hatten, ging Hoom nach draußen, um sich zu erleichtern, und Dilna ging ins Schlafzimmer und schlug ihm die Decken zurück. Obwohl Hoom sie nie wie sein Eigentum behandelte (was viele ältere Männer und sogar viele junge taten), verrichtete sie dennoch gern kleine Dienste, die ihm das Leben angenehm machten.
    Als sie die Decken zurechtgelegt hatte, fragte sie sich: Weiß er es?
    Sie erinnerte sich daran, wie Wix anschließend ausgesehen hatte, halb mit feuchten Blättern bedeckt und das Gesicht verzerrt – vor Kummer? Bedauern? Enttäuschung? Das Schwein hätte heiraten sollen. Dann hätte sie ihn nie in Versuchung geführt und er sie nicht. Hoom konnte es gar nicht wissen.
    Er betrat den Schlafraum und zog sich im Gehen das Hemd aus. »Es wird schon kalt. Jason kommt in genau einem Monat. Noyock will, daß wir warten, bis er kommt.«
    Sie drehte sich überrascht um. »Warum eigentlich nicht? Das ist keine schlechte Idee. Schließlich ist die ganze Idee mit der Abstimmung erst nach Jasons letztem Besuch entstanden – warum soll Jason nicht sehen, wie die Sache funktioniert?«
    »Weil«, sagte Hoom mißmutig, »ihm die Sache möglicherweise nicht gefällt und er diese Abstimmung verbieten könnte. Dann würde jeder alte Sack in Himmelsstadt sofort aufgeben. Wir haben kaum darüber gesprochen, aber genau das ist der Grund, warum Stipock jetzt die Entscheidung sucht. Bevor der alte Gott aus seinem Sternenturm zurückkommt.«
    »Dann hat Stipock also doch eine Meinung.«
    »Eine oder zwei«, sagte Hoom. »Ich übrigens auch. Ich bin der Meinung, daß ich die begehrenswerteste Frau von Himmelsstadt geheiratet habe.«
    Als er sie liebkoste, lachte sie und sagte: »Und was ist mit der schönsten?«
    »Das natürlich auch«, sagte er. Dennoch fragte sie sich, ob er es wohl wußte. Warum hatte er sie begehrenswert genannt? Wußte er, wer sie begehrt hatte. Und befriedigt worden war?
    Sie ging erst gegen Morgen in ihr eigenes Bett zurück und fragte sich, warum sie ein Jahr nach ihrer Heirat auf diese Regelung gedrungen hatte. Wahrscheinlich ein Zeichen von Unabhängigkeit. Jeder brauchte diese kleinen Unabhängigkeiten.
    Weil Hooms Obstgärten um diese Jahreszeit wenig Pflege brauchten, hielt er sich fast den ganzen Tag im Haus auf, und es gab ständig Besuch. Gewöhnlich hielt sich Dilna dann im Wohnzimmer auf und beteiligte sich an der Unterhaltung, aber heute hatte sie dazu keine Lust. Statt dessen kletterte sie auf das Schindeldach (eine Erfindung von Wix, durch die er schon vor seinem achtzehnten Lebensjahr reich geworden war) und legte sich dorthin. Manchmal nahm sie eine Schnitzarbeit mit aufs Dach, aber gewöhnlich schaute sie nur in die Wolken, die heute Regen erwarten ließen (aber natürlich fiel kein Tropfen, denn der Wind kam aus Westen, und erst wenn er auf Nord drehte, würde es zu regnen anfangen).
    Einmal kletterte sie sogar bis auf den Giebel und schaute auf den Fluß hinaus, auf dem jetzt vier Schiffe einen regelmäßigen Fährdienst versahen. Immer hin und

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