Heißer Schlaf
nehmen?«
Mit versteinertem Gesicht wandte er sich ab. Sie nahm ein Stück Holz, dessen eines Ende noch brannte, während das andere im Wasser gelegen hatte. Und wieder stieg sie den Hügel hinauf.
Die Leute von Stipocks Bucht hatten sich auf einer kleinen Lichtung im Wald versammelt und versuchten, aus Zaunlatten, Zweigen und trockenem Laub Notunterkünfte für die Nacht zu bauen. Sie waren nicht sehr stabil. Dilna schaute zum Himmel empor und freute sich, daß die Wolken verschwunden waren. Als Wix die Fackel sah, lächelte er. »Kluge Frau«, sagte er und rief ein paar Männer, damit sie ein Feuer machten. Auch dazu mußten sie Zaunlatten benutzen. »Ich wollte, wir könnten den ganzen Zaun niederbrennen«, sagte Wix, als er den Holzstoß anzündete.
»Brennen ist eine gute Idee«, sagte eine Stimme vom Rand der Lichtung her. Einige wollten wissen, wer sprach, und drehten sich um. Es war Billin.
»Ah, Billin«, sagte Wix. »Ich dache, du wärest noch unten in Erstfeld ; um Reden zu halten.«
»Die Zeit der Reden ist vorbei.«
»Wie schlau«, sagte Wix. »Jetzt erkennt er das.«
»Ich habe gerade die Asche unserer Boote gesehen«, sagte Billin und hob die Stimme, damit alle ihn hören konnten. »Ich habe die Trümmer unserer letzten Hoffnung auf Frieden gesehen! Und ich sage euch …«
Was er sagen wollte, erfuhren die Leute nicht, denn in diesem Augenblick trat Wix vor und schlug ihm so hart in den Magen, daß seine Füße sich vom Boden hoben und er stöhnend zusammenbrach.
»Die Trümmer unserer letzten Hoffnung auf Frieden liegen nicht am Strand, Billin!« schrie Wix. »Sie liegen unten in Erstfeld, wo du und deine hohlköpfigen Anhänger den einzigen Kompromiß zerstört haben, den wir hätten bekommen können! Du warst es, der den Brand unserer Schiffe verursacht hat, Billin! Du wirst jetzt einige Tage das Maul halten, oder ich tauche dich so tief in den Fluß, daß du bis in alle Ewigkeit für die Fische singen wirst!«
Dröhnende Stille, als Wix diese leidenschaftlichen Worte gesprochen hatte. Billin ächzte und kam langsam wieder auf die Füße. Alle machten sich wieder an die Arbeit. Aber als die Unterhaltungen wieder aufgenommen wurden, waren sie ernster als vorher.
Als die Nacht einbrach, setzten sie sich um das Feuer und starrten in die Flammen. Einige Frauen aus Noyocks Stadt und Linkerees Bucht brachten vor Einbruch der Dunkelheit Essen. Es reichte nicht, aber es war doch etwas, und sie schluckten ihren Stolz herunter und aßen. Dann blieben sie noch sitzen und schauten zu, wie das Feuer die Zaunlatten verzehrte.
»Ich habe den ganzen Tag an das gedacht, was Billin sagte«, rief Hoom in die gedrückte Stimmung hinein. »Und ich glaube, er hat recht. Brennen ist eine gute Idee.«
»Und was sollen wir verbrennen? Etwa die ganze Stadt?« fragte Wix verächtlich.
»Nein, nein«, sagte Hoom. »Aber die alten Leute haben unsere Boote von Anfang an gehaßt, die Boote, die für uns Freiheit von ihnen bedeuteten. Sie haben sie verbrannt.« Hoom stand auf und ging um das Feuer herum. Er war kein Redner, aber gerade die Ruhe, mit der er sprach, ließ alle aufmerksam zuhören. »Nun, es gibt ein paar Dinge, die sie als Waffen gegen uns benutzen. Zum Beispiel den Aufseher.« Jemand lachte und fragte: »Heißt das, daß wir Noyock verbrennen sollen?«
Hoom schüttelte den Kopf. »Noyock hat uns nichts getan. Nur sein Amt. Es gibt aber noch etwas anderes. Die Chronik.«
Einige Leute schnaubten wütend. Die Chronik, die man ihnen immer als »Beweis« vor die Nase hielt, daß die Dinge nach der alten Methode zu regeln seien.
»Sie haben unsere Boote verbrannt«, sagte Hoom. »Deshalb laßt uns ihre Chronik verbrennen. Das ist ein weit geringerer Schaden als der, den sie uns zugefügt haben. Ihr wißt, wie unsere Felder aussehen werden, wenn wir sie einen Monat liegenlassen, ohne zu ernten. Meine Obstbäume werden kahl sein und die Früchte am Boden verrotten. Sie haben unsere Heime und unseren Lebensunterhalt zerstört – niemand kann uns maßlos nennen, wenn wir ihre dumme Chronik zerstören.«
Einige lachten, und die Idee begann den Leuten zu gefallen.
Wix meldete sich zu Wort. »Leicht gesagt. Aber sie sind bewaffnet, und sie werden kämpfen, um sie zu beschützen. Es ist – es ist eine Art göttliches Ding für sie. Sie schreiben die Chronik für Jason. Sie werden kämpfen.«
»Wir kündigen ja auch nicht an, was wir wollen«, sagte Hoom. »Wir kommen auch nicht in großer Zahl. Wir warten,
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