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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Wix.«
    Sie erreichten das gegenüberliegende Ufer, und unbeirrt ging Jason auf die Schenke zu. Immer mehr Leute kamen, bis der Raum überfüllt war. Jason stand an der langen Theke und trank heißes Bier. Als er das Gefühl hatte, daß alle anwesend waren, die kommen wollten, stellte Jason den Becher ab und schwang sich auf die Theke, wo er sitzen blieb, während er zu ihnen sprach.
    »Ich habe mit jedem von euch gesprochen«, sagte Jason, »und viele von euch – die meisten – haben aus den bitteren Erfahrungen dieses Herbstes gelernt. Ihr seid jetzt damit zufrieden, unter dem Gesetz und unter dem Aufseher zu leben. Aber ihr wollt dennoch auf dieser Seite des Flusses leben, wo ihr noch unabhängig seid, wo ihr noch ein wenig einsamer und deshalb ein wenig glücklicher seid.« Und dann nannte er die Namen all der Männer und Frauen, die so dachten, und sagte ihnen, sie könnten nach Hause gehen. »Wenn ich mich irre, dann bleibt«, sagte er – aber er irrte sich nicht. Nur etwa vierzig Leute blieben in der Schenke, und Jason wartete, bis die anderen fort waren, bevor er weitersprach.
    »Ihr seid diejenigen, die zu viel hassen. Ihr seid diejenigen, die den Gesetzen nicht gehorchen wollen, auch wenn ihr damit anderen schadet; ihr seid die Leute, die mit Himmelsstadt nichts zu tun haben wollen. Wenn einer von euch anders denkt, kann er gehen.«
    Alle blieben.
    »Also gut«, sagte Jason. »Ihr tragt nicht mehr Verantwortung für das Unheil, das über diese Stadt gekommen ist, als diejenigen, die erst dann zufrieden sind, wenn sie jeden gezwungen haben, ihre Vorstellungen über das, was gut und richtig ist, zu teilen. Ihr werdet nicht bestraft werden. Ich denke, eure Erinnerungen sind für euch Stra fe genug.«
    Niemand sah den anderen an, außer Stipock, der hinten saß und nacheinander jeden der Anwesenden ansah.
    »Stipock«, sagte Jason. »Sie wollten ihre eigene Stadt leiten, nicht wahr? Sie wollten die Leute davon abbringen, an mich zu glauben und mir zu vertrauen.«
    »Das ist verdammt richtig.«
    »Gut, dann schauen Sie sich um. Dies sind die Leute, die Sie für sich gewonnen haben. Sie hatten vier Jahre Zeit. Ich bin sicher, daß unser Handel damit erledigt ist.«
    Und Dilna sah Hoom an. Handel? fragten ihre Augen, und er zuckte die Achseln.
    »Das dürfte der Fall sein«, sagte Stipock.
    »Sie wissen, daß Sie Ihren Teil nicht eingehalten haben«, sagte Jason. »Ich hätte ein wenig mehr erwartet als eine Talglampe und ein paar Boote auf dem Fluß.«
    »Ich hatte zu tun«, sagte Stipock.
    »Sie werden noch mehr zu tun bekommen. Ihr werdet nämlich alle bekommen, was ihr wollt – die Freiheit. Die Trennung von Himmelsstadt. Und Stipock darf sich sogar aussuchen, wohin ihr gehen wollt. Was ist das wertvollste Stück Land auf diesem kleinen Planeten, Stipock?«
    Stipock lächelte nur halb und schüttelte den Kopf. Aber Jason handelte, als hätte er geantwortet. »Lieben Sie den Stahl so sehr?« fragte Jason. »Dann werdet ihr dorthin gehen – an den Ort, wo das Eisenerz dicht unter der Oberfläche liegt.«
    Die Worte waren für die Leute ohne Bedeutung – von Eisen und Stahl hatten sie noch nie gehört. Jason schaute in die Runde und lächelte. »Oh, das Eisen ist schon eine wünschenswerte Sache«, sagte er. »Habt ihr das Metall des Sternenturms gesehen?« Das hatten sie natürlich. »Das ist Stahl«, erklärte Jason. »Und ihr macht ihn aus Eisen – wenn ihr könnt.«
    »Wann brechen wir auf?« fragte Stipock.
    »Morgen. Ich rate allen, warme Kleidung zu Hause zu lassen und einen Hut mitzunehmen. Es ist eine ziemlich sonnige Gegend.«
    Er trat von der Theke weg und verließ die Schenke.
    Am nächsten Morgen versammelten sie sich auf einem großen Feld, wo der Weizen auf dem Halm verfault war. Sie brauchten nicht lange zu warten – ein gewaltiges Dröhnen kam aus der Richtung des Sternenturms, und bald schwebte ein riesiger metallener Gegenstand über ihnen. Stipock befahl den Leuten, aus dem Weg zu gehen, und als sie sich zurückgezogen hatten, landete das metallene Fahrzeug. Viele von ihnen hatten jetzt schon Zweifel – Jason flog wirklich, und das Schiff, in dem er flog, war größer als ein Haus.
    Aber die Tür öffnete sich, und Jason ließ die Leute einsteigen, und sie hatten kaum Zeit, sich darüber Sorgen zu machen, ob er nicht vielleicht doch all das war, was sie von ihm angenommen hatten. In der mittleren Sektion des Schiffs standen zwei Sitzreihen, und die Sitze wurden fast alle besetzt.

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